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Insolvenzverwalter Frege Campinos Bruder soll Neckermann retten

Michael Frege wird Insolvenzverwalter des Versandhändlers Neckermann. Frege hat bereits die Abwicklung der deutschen Lehman-Tochter organisiert.

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Michael Frege wird die Insolvenz des Versandhändlers Neckermann.de verwalten. Quelle: dpa

Die Verwandtschaft ist unverkennbar, doch unterschiedlicher könnten die zwei Brüder kaum sein. Michael Frege gilt als einer der renommiertesten Insolvenzrechtler in Deutschland - sein Bruder Andreas, besser bekannt als Campino, ist Sänger der Punk-Band "Die Toten Hosen". Das Rampenlicht sind beide gewohnt - wenn auch in ganz verschiedenen Branchen. Michael Frege dürfte einigen als Insolvenzverwalter der deutschen Lehman-Tochter im Gedächtnis geblieben sein, übernimmt er beim Traditions-Versandhaus Neckermann das Kommando. Nach Informationen der WirtschaftsWoche wurde Frege vom Amtsgericht Frankfurt zum Insolvenzverwalter des Versandhändlers bestellt Rechtsanwalt. Michael C. Frege ist Partner in der Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle. Die Sozietät hat mehr als 450 Anwälte und unterhält unter anderem Standorte in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, München und Dresden.

Für den Bereich Logistik wurde Joachim Kühne als Insolvenzverwalter bestellt. Die beiden Anwälte werden sich nun die Verhältnisse im Unternehmen anschauen und prüfen, wie viel Vermögensmasse noch vorhanden ist. Das Amtsgericht Frankfurt teilte mit, sie hätten vier Wochen Zeit, um ein Gutachten zu erstellen und den Antrag zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen.

Am Mittwoch hatte Neckermann angekündigt einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen. Pläne zur Umstrukturierung des angeschlagenen Unternehmens Neckermann.de waren am Widerstand des Eigentümers Sun Capital gescheitert. Sun Capital hielt die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung für "nicht tragfähig". In den Verhandlungen ging es um den vom Management beabsichtigten Abbau von 1.380 der rund 2.400 Stellen in Deutschland.

Niedergang der Ikonen
LoeweDer schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller hat Antrag auf Insolvenz in Eigenregie gestellt. Im Juli hatte Loewe Gläubigerschutz beantragt - der Konzern kann dabei versuchen, sich unter gerichtlichem Schutz zu sanieren und wird weiter von seinem Management geführt. Nun folgt die Planinsolvenz. Loewe-Chef Matthias Harsch zeigt sich zuversichtlich bis Ende Oktober einen finanzkräftigen Investor aufzutun. Man habe sechs Angebote. Sollte sich darunter kein passender Partner finden "ist es natürlich aus", sagte Harsch. Loewe steckt tief in den roten Zahlen, zuletzt hatte das Minus die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt. Im ersten Halbjahr 2013 brach der Umsatz um 40 Prozent auf nur noch 76,5 Millionen ein. Von den 1000 Mitarbeitern sind noch knapp 700 übrig. Quelle: dpa
Telefunken Quelle: dpa
Grundig Quelle: dpa/dpaweb
Kodak Quelle: dpa
NeckermannDer Versandhändler meldet am 18. Juli 2012 Insolvenz an. Der amerikanische Investor Suncapital will nicht noch mehr Geld ins Geschäft pumpen. Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter hatten sich zwar auf ein Konzept geeinigt, wie der Abbau von 1.400 der 2.500 Stellen von statten gehen soll, doch Suncapital hielt die Kompromiss für nicht tragfähig und teilte mit: " Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in der bestehenden Form nicht fortgeführt werden."Neckermann wurde 1950 von Josef Neckermann ins Leben gerufen. Der Versandhändler zählte neben Otto und Quelle zu den größten deutschen Versandhäusern. Der 1961 eingeführte Slogan "Neckermann macht's möglich" wurde zum geflügelten Wort. Neckermann stieg zudem ins Reisegeschäft ein, verkaufte Fertighäuser und Versicherungen und betrieb auch eine Kaufhauskette. In den 1970er Jahren geriet das Stammhaus in die Krise und wurde 1977 mehrheitlich von der Karstadt AG übernommen, die später mit dem Versandhändler Quelle fusionierte und schließlich im Touristik- und Handelskonzerns Arcandor aufging. Arcandor ging 2009 in die Insolvenz. Quelle: dpa
Schlecker Quelle: REUTERS
Agfa - Fotofilme Quelle: dpa/dpaweb

"Eiskalt abserviert"

Nach der Insolvenz des Versandhändlers Neckermann ist die Ernüchterung bei den rund 2400 Mitarbeitern groß. „Das ist eine Riesenenttäuschung“, sagte Logistik-Betriebsrat Thomas Schmidt. Viele hätten jetzt Angst vor der Zukunft und fragten sich: „Habe ich überhaupt noch eine Chance“, beschrieb Schmidt die Stimmung in der Belegschaft. Im Versand seien die Mitarbeiter im Schnitt seit 20 Jahren im Unternehmen. „Das war doch ein Stück von unserem Leben und jetzt wurden wir eiskalt abserviert“, sagte Schmidt.

Interessenten für Neckermann gibt es noch nicht. Erste Spekulationen Konkurrent Otto könnte Interesse an Neckermann zeigen, wies der Hamburger Konzern dezent zurück. „Es ist jetzt Aufgabe des Insolvenzverwalters und des Neckermann-Managements, für die 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Lösung zu finden“, teilte das Unternehmen mit. „Otto wird sich an keinerlei Spekulationen zur Fortführung des Geschäfts oder einzelner Geschäftsbereiche beteiligen.“

Otto hatte vor drei Jahren die Versandkatalog-Marke Quelle erstanden. Quelle, Neckermann und Karstadt waren Teil des Arcandor-Konzerns, der 2009 in die Pleite ging. Heute gibt es einen Internet-Marktplatz unter dem Namen Quelle.de als Otto-Tochtergesellschaft.

Der Versandhandel bei Neckermann wird unterdessen zunächst fortgesetzt. „Das Geschäft läuft weiter“, teilte das Unternehmen mit. Ein Sprecher des Amtsgerichts Frankfurt rechnete am Mittag mit einer schnellen Entscheidung über die Zahlungsunfähigkeit. Unklar war dem Unternehmen zufolge zunächst, ob auch Tochterunternehmen wie die Versandhäuser im Ausland von der Insolvenz betroffen sind. Neckermann.de betreibt auch Standorte in Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz.

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