Insolvenzverwalter-Ranking Die führenden Insolvenzverwalter im ersten Halbjahr 2021

Ein Mann lehnt an einem Hinweisschild auf eine Insolvenzverwertung in Düsseldorf. Quelle: dpa

Die große Corona-Pleitewelle ist zwar nicht in Sicht. Doch auch im ersten Halbjahr 2021 mussten millionenschwere Unternehmen Insolvenz anmelden. Ein Ranking zeigt, wer die umsatzstärksten Insolvenzfälle betreut hat.

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Am Freitag geht’s wieder abwärts: Das Statistische Bundesamt wird die Insolvenzzahlen für das erste Halbjahr vorlegen und könnte neue Tiefstände verkünden. Klar ist schon jetzt, dass sich der Rückgang der Firmenpleiten auch nach dem Ende der Corona-Ausnahmeregeln fortgesetzt hat. Viele Insolvenzverwalter sprechen schon seit Monaten von einem „ruhigen“ bis „schleppenden“ Geschäft. Dabei geht es nicht nur um die reinen Verfahrenszahlen, die weiter bröckeln. Noch wichtiger: Die wirklich interessanten Fälle, also die großen und mittelgroße Unternehmenspleiten, sind derzeit rar. „Dass es zuletzt nur wenige Insolvenzen gab und vor allem kaum große Verfahren, macht sich auch im Umsatzranking bemerkbar“, sagt Jens Décieux vom Karlsruher Informations- und Datenspezialisten STP Business Information. 

Für die WirtschaftsWoche hat Décieux analysiert, welche Insolvenzverwalter und Sachwalter im ersten Halbjahr 2021 die umsatzstärksten Unternehmen betreut und damit die wirtschaftlich spannendsten Verfahren bearbeitet haben. Gleichwohl bietet die Orientierung an den Umsätzen nur eine erste, grobe Annäherung. So war die Insolvenz der Bremer Greensill Bank zwar sicherlich die spektakulärste Unternehmenshavarie im ersten Halbjahr. Greensill-Insolvenzverwalter Michael Frege taucht im Ranking aber trotzdem nicht auf, da Kennzahlen wie die Bilanzsumme nicht einfließen, der „Bankumsatz“ als Kennzahl aber keine Aussagekraft besitzt. 

Bei klassischen Produktionsbetrieben und Handelsunternehmen taugen Umsätze dagegen zum Maßstab. Und hier zeigt sich: Nur zwölf und damit recht „wenige Verwalter haben im ersten Halbjahr die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt“, sagt Décieux. Berücksichtigt wurden nur eröffnete Unternehmensinsolvenzen, bei Eigenverwaltungen wurden die Umsätze dem Sachwalter zugerechnet. Davon profitierte etwa Ranking-Sieger Arndt Geiwitz von SGP Schneider Geiwitz.

Geiwitz war als Sachwalter bei den Kranherstellern Tadano Demag und Tadano Faun im Einsatz, die es zusammen auf einem Gesamtumsatz von mehr als 700 Millionen Euro bringen. Martin Mucha von Grub Brugger steuerte als Generalbevollmächtigter die operative Sanierung.

Zweitplatzierter Holger Leichtle, Partner bei Görg, wirkte unter anderem als Sachwalter der Mauser-Werke in Oberndorf. Lorenzo Matthaei, Partner der Restrukturierungskanzlei Finkenhof, unterstützte den Maschinenbauer als Generalbevollmächtigter. Zudem betreute Leichtle Großverfahren, wie die des Autozulieferers Aluminium Rheinfelden und des Modeunternehmens Tally Weijl als Sachwalter. 

Malte Köster von WillmerKöster durfte derweil das Feuer beim Grillhersteller Landmann neu entfachen: Als Insolvenzverwalter gelang es ihm, die Grillunternehmung an die holsteinische DS-Gruppe von Höhle-der-Löwen-Juror Ralf Dümmel zu verkaufen. Kösters Kanzlei-Partner Christian Willmer amtete indes als Verwalter der Kerngesellschaften des Personaldienstleisters Brillant-Gruppe und konnte dort ebenfalls rasch einen Investor präsentieren. 

Ähnlich erfolgreich verlief die Sanierung der zur Deutsche Confiserie Gruppe gehörenden Unternehmen Arko, Hussel und J. Eilles. Die Gläubigerversammlungen stimmten jüngst den Insolvenzplänen zu. Rainer Eckert und Markus Kohlstedt von Eckert Rechtsanwälte unterstützen die Unternehmen. Bei Arko kümmerte sich Reimer-Partner Tjark Thies als Sachwalter um die Wahrung der Gläubigerinteressen. Bei Hussel und Eilles wurde Dietmar Penzlin von der Kanzlei Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin als Sachwalter verpflichtet und landete damit auf Platz vier im Umsatzranking.



Spielzeug, Druckluftpistolen und Döner-Spieße

Auf nahezu identische Werte summierten sich die Umsätze, der von Torsten Martini und Christoph Morgen betreuten Unternehmen im ersten Halbjahr. Morgen, Partner bei Brinkmann & Partner, kümmerte sich unter anderem um die Sachwaltung des Familienunternehmens Joh. Friedrich Behrens, das Befestigungsmaterialien und Endgeräte für deren Anbringung herstellt, vor allem Druckluftpistolen für Nägel und Metallklammern. Operativ war ein Team um Reimer-Partner Tjark Thies an Bord. 



Martini, Partner der Berliner Kanzlei Leonhardt Rattunde, sachwaltete beim Spielzeug- und Kindermodehändler Spiele Max. Als Sanierungsbevollmächtigter spielte Andreas Kleinschmidt mit, Frankfurter Insolvenzrechtspartner von White & Case. Dessen Düsseldorfer Kanzleikollege Jan-Philipp Hoos schaffte als Insolvenzverwalter der Autozulieferer Gemo-Gruppe und Heinrich Huhn den Sprung ins Ranking. Dort konnte sich auch Holger Blümle von Schultze & Braun positionieren - unter anderem als Verwalter des einstmals führenden Herstellers von Dunstabzugshauben Gutmann und des Döner-Spieß-Produzenten Birkan Food. Knapp über 100 Millionen Euro Umsatz brachten auch all jene Firmen auf die Waage, die von Friedemann Schade (BRL Boege Rohde Luebbehuesen), Mark Boddenberg (Eckert Rechtsanwälte) und Hubert Ampferl (Dr. Beck & Partner) betreut wurden.

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Bis Jahresende dürften sich die Platzierungen allerdings noch deutlich ändern. „Bereits im Juli wurden einige größere Insolvenzverfahren eröffnet, die nicht mehr in die Halbjahresstatistik eingeflossen sind“, sagt Decieux. Darunter etwa das Verfahren der zwischenzeitlich verkauften  Modekette Adler und des Schiffbauers Nobiskrug in Rendsburg. 

Mehr zum Thema: Seit kurzem gilt die Insolvenzantragspflicht für überschuldete oder zahlungsunfähige Unternehmen wieder ohne Ausnahmen. Trotzdem verharren die Pleitezahlen auf niedrigem Niveau, zeigt eine exklusive Datenauswertung.

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