




Im Interview mit der WirtschaftsWoche fand Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz klare Worte: „Unrechtmäßig übertragene Gelder werde ich rigoros zurückfordern“, kündigte Geiwitz Anfang September an. Nun hat sich der Insolvenzverwalter mit der Familie des Drogerie-Unternehmers geeinigt. Die Familie Schlecker habe die Anfechtungen von Vermögensübertragungen in Höhe von rund 10,1 Millionen Euro anerkannt, heißt es in einer Mitteilung der Schlecker-Insolvenzverwaltung.
Durch die Anerkennungen vermeiden beide Seiten ein aufwändiges Gerichtsverfahren, das die Insolvenzmasse belasten würde. Zudem wird der Familie, die sich seit der Pleite des Konzerns bedeckt hält, ein schlagzeilenträchtiger Prozess erspart. Ausgehandelt wurde der Kompromiss auf der einen Seite von den Experten der Kanzlei Schneider-Geiwitz. Für Schlecker waren dem Vernehmen nach die Stuttgarter Insolvenzberater Thilo Schultze und Volker Muschalle von der Kanzlei Grub Brugger in die Verhandlungen involviert.
Vermögensübertragungen möglicherweise anfechtbar
Demnach muss die Familie nun „übertragenes Barvermögen“ zurückzahlen. Zu Unrecht übertragene Immobilien sollen zu Marktpreise nachbezahlt werden, heißt es in der Mitteilung. Um welche Immobilien und Positionen es im Detail geht, soll geheim bleiben. Doch schon in einem ersten Sachverständigen-Gutachten für das Gericht hatte Geiwitz mehrere Vermögensübertragungen dargestellt, die er für „möglicherweise anfechtbar“ hielt.
Die Gläubiger von Schlecker
Dem Kreditversicherer Euler Hermes schuldet Schlecker rund 300 Millionen Euro.
Weiterer Gläubiger ist der Finanzdienstleister Markant Finanz AG für die gleichnamige Lieferantengruppe. Die Höhe der Markant-Forderungen ist bislang unbekannt.
Der Staat in Form der Agentur für Arbeit macht Ansprüche in Höhe von rund 150 Millionen Euro geltend. Bei den Forderungen handelt es sich unter anderem um das gezahlte Insolvenzgeld von Januar bis März diesen Jahres.
Die Höhe der Gesamtforderungen an Schlecker ist unbekannt. Zuletzt war von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag die Rede.
So zahlte Schlecker laut dem Bericht, der der WirtschaftsWoche vorliegt, noch am 20. Januar 2012 sieben Millionen Euro an das Logistikunternehmen LDG, das für den Konzern tätig. Am 23. Januar meldete er Insolvenz an. „Die Zahlung dürfte“, so Geiwitz damals, „anfechtbar sein.“ LDG gehört Schleckers Kindern Meike und Lars. Sie hatten dem väterlichen Konzern über die LDG zuvor ein Darlehen in zweistelliger Millionenhöhe gewährt. Last-Minute-Rückzahlungen von Krediten kurz vor einer Insolvenz gelten unter Verwaltern generell als problematisch, da oft der Verdacht nahe liegt, das auf diesem Weg der Insolvenzmasse Geld entzogen wird, um bestimmte Gläubiger zu bevorzugen.
Im Jahr 2009 habe Anton Schlecker zudem zwei Grundstücke aus seinem Privatbesitz an seine Ehefrau und seine Kinder unentgeltlich übertragen. In den letzten Jahren seien zudem „wiederholt Geldschenkungen an die Kinder und Enkelkinder des Schuldners“ erfolgt.
Im Kern dürften sich die Zahlung von 10,1 Millionen Euro, mit der sich die Familie nun weitere Rechtsstreitigkeiten mit dem Verwalter erspart, denn auch auf diese drei Vermögenskomplexe beziehen. Den Ärger mit Geiwitz hat Anton Schlecker damit vorerst beigelegt. Derzeit wird allerdings auch strafrechtlich gegen Schlecker ermittelt. Vor allem die Rückzahlung des LDG-Kredits könnte dabei von besonderem Interesse sein.