
Schon fast die Hälfte der Deutschen besitzt ein Smartphone oder einen Tablet-PC. Von unterwegs wird nahezu alles erledigt – eine Zugfahrkarte gekauft, das nächste Sofa ausgesucht, Bücher bestellt oder das Wetter fürs kommende Wochenende abgefragt. Für besonders zukunftsträchtig halten Forscher die so genannten standortbezogenen Dienste (location based services LBS), also solche Auskünfte, die sich auf den Ort beziehen, an dem sich der Smartphone-Nutzer gerade befindet – etwa: Wo in meinem Viertel sind gerade Pampers im Angebot?
Nach einem kräftezehrenden Einkaufsbummel kann die Frage an das Handy lautet: Wo befindet sich das nächste Steakhouse? Welcher Supermarkt in meiner Nähe hat noch offen? Oder: Wie komme ich von hieraus am schnellsten zu meinem Lieblingslokal?
Gerrit Heinemann, Leiter des eWeb Research Center der Hochschule Niederrhein, hat im Auftrag des Prospekteportals kaufDa.de mehr als 3000 Konsumenten nach ihren Nutzungsgewohnheiten befragt. Heinemann und sein Team wollten herausfinden, ob standortbezogene Dienste den stationären Händlern helfen können, wieder mehr Kunden für sich zu begeistern – statt immer mehr an reine Onlinehändler zu verlieren.
Mit 54 Prozent belegen standortbezogene Dienste unter den beliebtesten Informationskanälen bereits Platz drei, nach Suchmaschinen (78%) und großen Einkaufsplattformen (74%). Gerrit Heinemann: „Die Studie macht deutlich, dass vor allem die Smartphonenutzung und standortbezogene Dienste enorme Chancen für den stationären Handel mit sich bringen.“ Fast 80 Prozent der Smartphone- und Tabletbesitzer nutzen bereits standortbezogene Apps, gut die Hälfte informiert sich damit über Preis- und Warenangebote von Händlern in ihrer Nähe.
Die wichtigsten Fakten zur Studie
Bei der Studie „Zukunft und Potenzial von standortbezogenen Diensten für den stationären Handel“ handelt es sich um eine repräsentative Verbraucherbefragung von kaufDa in Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein. 2000 Konsumenten wurden telefonisch befragt, weitere 1000 über eine Onlinebefragung. KaufDa bietet standortbezogenen Prospektwerbung in Web und Mobile. Das 2008 gegründete Unternehmen gehört mehrheitlich zur Axel Springer AG.
46 Prozent der Befragten besitzen ein Smartphone und/oder einen Tablet-PC;
65 Prozent suchen auf den Geräten nach Informationen über stationäre Geschäfte und deren Angebote;
51 Prozent nutzen bereits Apps, um Infos über Waren und Preise von bestimmten Händlern in der Nähe anzuzeigen.
52 Prozent finden standortbezogene Dienste attraktiv, unabhängig davon, ob sie ihnen bekannt sind oder nicht
Für attraktive Produktangebote in ihrer Nähe sind die Kunden sehr empfänglich: 93 Prozent der Befragten würde für ein besonders attraktives Angebot einen weiteren Weg auf sich nehmen oder auch in einem anderen Geschäft als ihrem Stammladen kaufen. Dafür bedeutet „attraktiv“ nicht nur, dass es sich zum den günstigsten Preis handelt, auch Service und Beratung können ein Angebot attraktiver machen als ein anderes. Der stationäre Handel hat also gegenüber den reinen Onlinehändlern einige Trümpfe in der Hand, er muss sie aber auch ausspielen.
Kunden müssen die Möglichkeit haben, über das Smartphone von den Angeboten in ihrer Nähe zu erfahren. Ladenöffnungszeiten, Verfügbarkeit und Preise von Produkten - all das wollen jeweils über 70 Prozent der Befragten in dieser repräsentativen Studie via Handy abrufen können. Doch viele Händler bieten diese Informationen weder auf ihren Internetseiten an, noch über spezielle Apps. In vielen Geschäften ist der Handy-Empfang zudem schlecht. Ein kostenfreies WLAN wird so gut wie nirgends zur Verfügung gestellt. Eine große Elektronikhandelskette steht sogar im Verdacht, Störsender anzubringen, um den Kunden den Preisvergleich mit anderen Anbietern per Smartphone im Laden unmöglich zu machen.
Gesucht werden im Netz vor allem Modeartikel (31 %), Elektrowaren (35 %), Bücher (20%) und – was überrascht – auch Lebensmittel (19%). „In Summe sind enorme Potenziale bei standortbezogenen Diensten für den stationären Handel vorhanden“, fasst Gerrit Heinemann das Ergebnis der Studie zusammen, „insbesondere im Bereich Lebensmittel.“
Das mobile Internet hat das Zeug, zum Rettungsanker für den stationären Handel zu werden. Den Anker werfen müssen die Händler allerdings selbst.