Interview mit Kamps-Chef Kamps will Verkauf eigener Backwaren in Supermärkten testen

Die Bäckerei-Kette Kamps erwägt, absatzstarke Backwaren demnächst auch in Supermärkten anzubieten. Außerdem wirft der Kamps-Chef Spekulanten vor, die Preise für Rohstoffe hochzutreiben.

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Kamps-Chef Jaap Schalken Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Schalken, Branchenverbände warnen vor einem Bäckereisterben, weil hohe Rohstoffkosten das Geschäft ruinieren. Wie stark trifft die Krise Kamps?

Schalken: Wir schlagen uns vergleichsweise gut, verdienen weiterhin Geld und steigern unsere Umsätze. Wir haben allerdings auch rechtzeitig reagiert, das Unternehmen umgebaut, Standorte verkauft und uns auf zwei Vertriebslinien konzentriert. Mit den klassischen Kamps-Bäckereien konzentrieren wir uns auf unsere Heimatbastion, den Großraum Nordrhein-Westfalen. Bundesweit haben wir zudem unser Kamps-Backstuben-Konzept etabliert, eine Mischung aus Café und Bäckerei, wo wir alle Produkte frisch backen.

Können Sie die Klagen Ihrer Zunft nachvollziehen?

Tatsächlich war die Entwicklung der Rohstoffpreise zuletzt katastrophal. Ähnliches gilt auch für die Energiepreise. Das ist eine Bedrohung für uns und unsere Kunden. Diese riesigen Preissprünge kann kein Unternehmen kompensieren.

Dann erhöhen Sie die Preise für Brot und Brötchen?

Viele Wettbewerber haben die Preise bereits erhöht, wir noch nicht. Aber die Lage ist heikel, sollten die Rohstoffpreise auf dem derzeitigen Niveau bleiben, sind auch wir gezwungen zu reagieren und die Endverbraucherpreise zu erhöhen. Fast noch bedrohlicher als der Anstieg der Kosten an sich sind die Schwankungsbreiten. Dass es Basisprobleme wie Dürren gibt, die den Weizenpreis beeinflussen, ist klar, aber die Intensität der Ausschläge ist spekulationsgetrieben.

Wie sich der deutsche Lebensmittelhandel entwickelt
Der Gesamtumsatz des deutschen Lebensmittelhandels wuchs im vergangenen Jahr um 2,4 % auf 231 Milliarden Euro, der Food-Umsatz sogar um 3,6 % auf 169 Milliarden Euro. Wenn man in Rechnung stellt, dass die Inflationsrate 2011 zwar bei 2,3 % lag, dies aber fast allein den steigenden Energie- und Treibstoffkosten geschuldet war, so kann man dem Lebensmittelhandel ein ansehnliches Wachstum konstatieren; die Euro-Krise hatte offensichtlich keine Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Verbraucher. Quelle: TradeDimensions, Marktstudie 'TOP-Firmen' Quelle: dpa
Die Edeka-Gruppe konnte ihre Marktführerschaft 2011 weiter ausbauen. Bei einem Gesamtumsatz von 46,4 Milliarden Euro stieg der Marktanteil auf über 20 Prozent. Quelle: dpa
Die Rewe hingegen musste durch die Abgabe des B2B-Bereichs (Fegro/Selgros, Rewe GV-Service) an die Transgourmet-Gruppe leichte Umsatzeinbußen hinnehmen und erlöste 36,1 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von 15,6 Prozent entspricht. Quelle: dpa
Auch die Nummer drei im Markt, die Metro-Gruppe, musste einen Umsatzrückgang auf 30,1 Milliarden Euro melden, der unter anderem auf den Cash & Carry-Bereich und die Real SB-Warenhäuser zurückzuführen ist. Quelle: dpa
Die beiden Discount-Unternehmen Schwarz-Gruppe und Aldi folgen auf den Plätzen vier und fünf. Beim Food-Umsatz steht ebenfalls Edeka an der Spitze, gefolgt von Rewe, der Schwarz-Gruppe, Aldi und Metro. Quelle: dpa/dpaweb
Betrachtet man jedoch die Zuwachsraten, dann führen andere Unternehmen: die Bio-Händler Dennree (+ 17,1 %) und Alnatura (+ 16,0 %) sowie der westfälische Groß- und Einzelhändler Lüning (+ 8,5 %). Ebenfalls überdurchschnittlich wuchsen die an Edeka und Rewe angeschlossenen selbständigen Einzelhändler; sie konnten ihre Erlöse um 7,5 % auf 29,6 Milliarden Euro steigern. Hier schlägt sich die verstärkte Privatisierung auch von größeren Verkaufsflächen im Umsatz des selbständigen Einzelhandels nieder. Quelle: dpa/dpaweb
Im Drogeriemarkt-Bereich erzielten Rossmann (+ 11,2 %) und dm (+ 10,1 %) zum wiederholten Mal die höchsten Steigerungsraten. Quelle: dpa

Verbraucherschützer sagen, der Rohstoffanteil an den Gesamtkosten sei sehr gering.

Das ist Quatsch. Unsere Marge ist sehr gering. Deshalb schlagen veränderte Preise bei den Rohstoffen sehr schnell durch. Wenn ich dann 30 Prozent höhere Rohstoffpreise habe, schreibe ich Verluste.

Wie wirkt sich der Aufbau von Backstationen in Discountern auf die Bäckereien aus?

Da müssen wir uns als Branche auch an die eigene Nase fassen: Wenn wir es nicht schaffen, dem Verbraucher zu erklären, dass unsere Produkte etwas anderes sind als die Discounter-Ware, dann helfen auch keine Klagen, dann sind wir selber schuld. Wenn ein Teig drei Tage in einem Schlauchbeutel liegt und auf Knopfdruck fertig getoastet wird, handelt es sich um ein anderes Produkt als ein Bäckerbrot. Wenn ich einen Lada kaufe, weiß ich ja auch, dass ich keinen Mercedes bekomme.

Sie haben gut reden, der reine Brötchenverkauf hat für Kamps an Bedeutung verloren.

40 Prozent unseres Geschäfts entfallen nach wie vor auf den Verkauf von Brot und Brötchen. Insofern nehmen wir die Entwicklung ernst. Zudem wird eine Spirale in Gang gesetzt: Wenn die Discounter aufrüsten, weiten die klassischen Supermärkte ihre Sortimente aus. Zugleich kommen die Back-Discounter unter Druck, weil Aldi und Lidl jetzt teilweise identische Produkte noch günstiger verkaufen. Die Back-Billiganbieter reagieren und steigen stärker in die Gastronomie ein. Das alles hat Auswirkungen auf uns: Wir müssen uns noch mehr anstrengen und bei neuen Produkten vorne dabei sein. In unseren Backstuben wird es in der kalten Jahreszeit zum Beispiel neue warme Brotmahlzeiten geben.

Diese Marken lieben die Deutschen
Platz 10: SamsungSamsung hat mit seinem Smartphone Galaxy und dem Tablet-PC Galaxy Tab (Bild) in den vergangenen Jahren auf dem Elektronikmarkt aufgeholt und steht in direkter Konkurrenz zu Apple. Auch die Fernseher und Haushaltsgeräte des Elektronikunternehmens gehören zu den beliebtesten ihrer Art. Damit hat sich Samsung den zehnten Platz der beliebtesten Marken Deutschlands verdient.Das Ranking wurde vom Forsa-Institut im Auftrag der Markenberatung Brandmeyer in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Forsa fragte 3.019 Bundesbürger über 14 Jahren nach ihrer Lieblingsmarke, von denen 1.815 antworteten. Quelle: dapd
Platz 9: NiveaNivea schafft es als einzige Marke aus dem Bereich Kosmetik- und Körperpflege in die Top 10 der beliebtesten Marken. Die Hautpflegecreme ist bereits seit mehr als hundert Jahren auf dem deutschen Markt. Viel hat sich an dem schlichten Design seitdem nicht verändert. Vielleicht ist es das, was den Deutschen so gefällt: eine Marke mit Tradition und ohne Schnickschnack. Quelle: rtr
Logo des Apple-Konzerns Quelle: rtr
Platz 7: NikeObwohl es nur für Platz sieben reicht, Nike kann stolz sein. Die Sportartikelmarke ist die zweitbeliebteste Marke der Deutschen, die nicht aus Deutschland stammt. Bei den Jugendlichen liegt Nike besonders im Trend: 13,7 Prozent der 14- bis 17-Jährigen küren Nike zu ihrer Lieblingsmarke. Die einzige Marke, die Nike bei den Teenagern toppen konnte, ist jedoch ausgerechnet der härteste Konkurrent. Quelle: rtr
Platz 6: Mercedes-BenzMercedes ist die einzige Automarke in den Top 10 der beliebtesten Marken der Deutschen, die seine Position sowohl der Männer wie auch der Frauen verdankt. Während andere Automarken bei den Frauen eher auf wenig Resonanz stießen, kommt Mercedes immerhin auf drei Prozent der Stimmen. 3,5 Prozent der Männer bezeichnen Mercedes als ihre Lieblingsmarke. Quelle: AP
Platz 5: VolkswagenVW wiederrum hätte es ohne seine Schar aus männlichen Fans wohl nicht in die Top 10 geschafft. Beim schönen Geschlecht erzielten die Wolfsburger 2,2 Prozent – bei den Männern immerhin 4,4 Prozent. Einer der Erfolgsfaktoren des Autoherstellers ist offenbar die Nähe und Erreichbarkeit für die Verbraucher. Volkswagen steht für bezahlbare Qualität – und zieht deshalb auch Konkurrenten aus der Luxussparte wie Ferrari oder Porsche davon. Quelle: Presse
Platz 4: BMWAuch Rang vier geht an einen Autohersteller. BMW ist eines der sechs deutschen Unternehmen, die in den Top 10 vertreten sind. „Deutsche Marken sind so beliebt, weil sie mittlerweile nicht nur für Produktqualität stehen, sondern auch für exzellentes Design und Lifestyle“, sagt Andreas Pogoda von der Brandmeyer Markenberatung. Quelle: rtr

Sie könnten Ihre Produkte doch über den Lebensmittelhandel verkaufen, wie es die Brezelkette Ditsch macht.

Es gibt erste Überlegungen und Gespräche mit Lebensmittelhändlern, und wir werden sicherlich testen, ob es funktioniert. Schließlich käme das vielen Kunden entgegen, die nach dem Einkauf nicht noch extra zum Bäcker wollen. Klar ist aber auch: Wir würden nur einen Teil des Sortiments, etwa Bestseller wie unsere Streuselschnecken oder unsere Wuppis, ein Quarkgebäck, anbieten, und die Preise würden sich nicht von den Filialangeboten unterscheiden.

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