In der Konsumgüterbranche gibt es zahlreiche Beispiele dafür, wie Investoren durch spektakuläre Schritte Geld machen konnten. Kraft etwa hat sein internationales Snackgeschäft als Mondelez („Milka“) abgespalten, der Investor 3G mit Warren Buffet hat Heinz Ketchup gekauft, Procter & Gamble („Gillette“) ein großes Marken-Paket abgestoßen. Der Konsumgüterkonzern Sara Lee mit starken Marken wie Douwe Egberts hat sich sogar komplett in Einzelteile zerlegt. Schon damals dabei: Daniel Loeb.
Investoren wie Loeb, die sich aktiv in die Firmenpolitik einmischen, werden bei ihren Kunden wieder beliebter. Der wichtigste Fonds von Third Point gewann von Januar bis Mai fast zehn Prozent neue Kunden hinzu. Das hat Loeb offenbar ermutigt, nach Kampagnen in den USA und Japan nun auch in Europa aggressiver aufzutreten. Im April erklärte er, in die italienische Bank Unicredit investiert zu haben. Diese sei an der Börse niedrig bewertet, sei erst kürzlich rekapitalisiert worden und habe einen neuen CEO, sagte er zur Begründung.
Sein Fonds hält auch Anteile am Energieversorger Eon, da der Konzern „am Markt missverstanden und preislich attraktiv“ sei. „Wir sehen mehr Gelegenheiten in Europa aufgrund der starken und sich verbessernden Wirtschaftsdaten“, schrieb Third Point am 27. April an Investoren.
Ob er auch bei Nestlé Erfolg hat, ist ungewiss. 2014 bekannte sich der damalige Konzernchef Paul Bulcke explizit zu L'Oréal – obwohl schon damals Investoren auf ein weiteres Runterfahren der Beteiligung gehofft hatten. Bulcke und L’Oréal-Chef Jean-Paul Agon kennen und schätzen sich, sind eine Managergeneration. Und Bulcke ist weiterhin einflussreich bei Nestlé: Er ist inzwischen als Chairman Chefaufseher.
Bei Lebensmittelimporten aus diesen Ländern gibt es häufig Warnungen
Die vorliegenden Zahlen beruhen auf einer Statistik des EU-Schnellwarnsystems für Lebensmittel. Über RASFF (kurz für Food and Feed Safety Alerts) werden Meldungen über Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelbedarfsgegenstände ausgetauscht, von denen ein Gesundheitsrisiko ausgeht.
Spanien
2014: 169 Warnungen
2015: 158 Warnungen
2016: 177 Warnungen
USA
2014: 164 Warnungen
2015: 87 Warnungen
2016: 178Warnungen
Indien
2014: 199 Warnungen
2015: 276 Warnungen
2016: 200 Warnungen
China
2014: 417 Warnungen
2015: 394 Warnungen
2016: 254 Warnungen
Türkei
2014: 200 Warnungen
2015: 281 Warnungen
2016: 274 Warnungen
Allerdings trifft die Attacke Nestlé zu einem Zeitpunkt, an dem die neue Strategie von Schneider noch nicht komplett kommuniziert ist – und deren Erfolg ungewiss bleiben muss. Dem setzte Investor Loeb eine Vision entgegen, wie Aktionäre schnell zu Cash kommen können.
Da der Konzern komplett im Streubesitz ist, hat er also gute Chancen, ausreichend Aktionäre zu überzeugen. Deshalb ist unwahrscheinlich, dass Nestlé keine eigenen Maßnahmen ergreift, um Aktionäre bei der Stange zu halten. Über dem Genfer Genfer See bei Vevey, dem Sitz von Nestlé, braut sich ein Sturm zusammen.
Mit Material von Reuters und Bloomberg