Jahresbilanz 2020 Bahn fährt Rekordverlust ein und erwartet erst 2022 wieder Gewinn

Der Staatskonzern hat unter dem Strich ein Minus von 5,7 Milliarden Euro eingefahren. In diesem Jahr erwartet Bahnchef Richard Lutz eine leichte Besserung.

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Hauptgrund für die Höhe des Verlusts von 2020 ist, dass die Bahn ihr Angebot trotz drastisch gesunkener Passagierzahlen im Lockdown weitgehend aufrechterhalten hat. Quelle: dpa

Die Deutsche Bahn ist während der Coronakrise so tief in die Verlustzone gefahren wie noch nie in ihrer Geschichte. Auch wegen des Einbruchs der Passagierzahlen türmte sich unterm Strich ein Minus von 5,7 Milliarden Euro auf und damit noch mehr als zuletzt erwartet, bestätigte der Staatskonzern am Donnerstag. Der Betriebsverlust (Ebit) lag bei 2,9 Milliarden Euro. Der Umsatz sackte um zehn Prozent auf 39,9 Milliarden Euro ab. Auch in diesem Jahr wird der Konzern tief in den roten Zahlen bleiben.

Parallel schnellten die Schulden des Unternehmens innerhalb eines Jahres um fünf Milliarden Euro nach oben und haben Konzernkreisen zufolge inzwischen die Marke von 30 Milliarden Euro überschritten. Bahnchef Richard Lutz gab sich dennoch zuversichtlich: Das Unternehmen werde sich erholen, die Passagiere zurückkommen: „Wir sind der Impfstoff gegen den Klimawandel.“

Zwar erwartet die Bahn dieses Jahr eine leichte Besserung: „Dennoch sind erneut beträchtliche Verluste zu erwarten“, erklärte das Unternehmen. Konzernkreisen zufolge werde mit einem Betriebsverlust (Verlust vor Zinsen und Steuern) von 2,5 Milliarden Euro gerechnet. 2022 will die Bahn zurück in die Gewinnzone.

Hauptgrund für die Höhe des Verlustes von 2020 ist, dass die Bahn ihr Angebot trotz drastisch gesunkener Passagierzahlen im Lockdown weitgehend aufrecht erhalten hat. Dies war auch der Wunsch der Bundesregierung. Im Fernverkehr fuhren den Konzernkreisen zufolge nur noch 81 Millionen Menschen mit IC und ICE. 2019 waren es mit gut 150 Millionen fast doppelt so viele. Im Nahverkehr war der Rückgang nur etwas geringer.

Probleme gab es schon vor der Coronakrise

Profitiert von der Coronakrise hat teilweise allerdings die internationale Bahn-Spedition Schenker. Auch wegen des guten Geschäfts mit der Luftfracht konnte sie einen Betriebsgewinn von über 700 Millionen Euro erzielen und damit mehr als je zuvor.

Aber bereits vor der Coronakrise war die Bahn in massiven Schwierigkeiten und konnte ihre Investitionen aus eigenen Mitteln nicht mehr finanzieren. Im Schienen-Güterverkehr hat der einstige Fast-Monopolist mehr als die Hälfte der Marktanteile verloren. Der Verkauf der Auslandstochter Arriva, in der der Nahverkehr in Europa gebündelt ist, scheiterte. Die Bahn musste auf Arriva nun 1,4 Milliarden Euro abschreiben, was den Nettoverlust weiter erhöhte.

Die Bahn setzt daher auf eine Stützung durch den Eigentümer: So waren im Klimapaket elf Milliarden Euro bis 2030 als Eigenkapitalspritze in Aussicht gestellt worden. Dies wurde angesichts des Widerstands der EU gestutzt und soll nun zudem allein in die Schienennetz-Sparte fließen. Aber bis jetzt sind diese Mittel ebenso wenig freigegeben wie eine zusätzliche Corona-Hilfe von fünf Milliarden Euro. Die Schienen-Konkurrenten des Staatsunternehmens beklagen bei der EU-Kommission Wettbewerbsverzerrung.

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