Jump-Übernahme Uber baut eine Elektrofahrrad-Flotte auf

Der Markt für Leihräder boomt weltweit. Jetzt will auch der Fahrtenvermittler Uber mitmischen – und kauft erstmals unter dem neuen Chef zu.

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Der Anbieter ist bisher in San Francisco und Washington aktiv. Quelle: Jump Bikes

San Francisco/Düsseldorf Der Fahrtenvermittler Uber setzt künftig auch auf Fahrräder: Die umstrittene US-Firma übernimmt den Leihfahrrad-Anbieter Jump Bikes. Uber-Chef Dara Khosrowshahi will mit seiner ersten Übernahme offenkundig neue Wachstumsfelder erschließen.

Mehrere US-Medien berichten, dass Uber mehr als 100 Millionen Dollar für Jump zahlt. Die beiden Firmen wollten bei der Präsentation des Deals am Montag keinen Kaufpreis nennen. Uber stand zuletzt vor allem durch einen tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto in den Schlagzeilen. Zudem wird der Wettbewerb im Geschäft mit Fahrtenvermittlung in vielen Regionen der Welt immer härter.

Mit der Übernahme wird das Start-up nun zum Betreiber und Vermieter einer Elektrofahrrad-Flotte. Fahrräder, E-Bikes oder Elektroroller zum Leihen gewinnen auch in den USA immer mehr an Beliebtheit. Kürzlich hatten beide Unternehmen bereits verkündet, dass das Angebot von Jump in die Uber-App integriert wird.

„Es ist eine interessante Evolution unseres Geschäftsmodells“, sagte Khosrowshahi. Jump, das zunächst unter dem Namen Social Bicycles firmierte, hatte zuerst Räder direkt an US-Städte verkauft, darunter Portland und Phoenix. Seit diesem Jahr vermietet die Firma 250 Fahrräder direkt an Privatkunden in San Francisco. Sie kosten pauschal zwei Dollar je Fahrt. Auch in der Hauptstadt Washington ist der noch kleine Anbieter mit der stationsfreien Vermietung präsent.

Jump-Chef Ryan Rzepecki wird das Unternehmen weiter leiten, auch die Marke soll erhalten bleiben. Uber will künftig mehr unabhängige Leihrad-Anbieter in seine App aufnehmen. „Langfristig wollen wir Kunden in der Stadt so viele Räder wie möglich anbieten“, sagte Khosrowshahi. Rund 100 Mitarbeiter sollen mit der Übernahme zu Uber wechseln, erklärte eine Sprecherin.

Das Geschäft damit boomt derzeit weltweit: In China, aber auch in Deutschland werden Tausende Leihfahrräder, die die Bürgersteige verstopfen, bereits zum Problem. So haben die Stadtverwaltungen von Frankfurt und München kürzlich Maßnahmen gegen den Wildwuchs angekündigt.

Das Rennen um die Vorherrschaft auf dem Markt hat zuletzt mit einer Milliardenübernahme Fahrt aufgenommen. In China kauft die Internetfirma Meituan Dianping in der vergangenen den weltweit aktiven Anbieter Mobike, wie Meituan am Mittwoch mitteilte. An beiden Firmen ist der Facebook-Rivale Tencent beteiligt. Insidern zufolge legt Meituan rund 2,7 Milliarden Dollar für Mobike auf den Tisch.

Das Unternehmen, das in Deutschland Hunderte Fahrräder in Berlin verteilt hat, konkurriert vor allem mit Ofo, das von Alibaba mitfinanziert wird. Beide Unternehmen, die jeweils bereits auf etwa 200 Millionen Kunden kommen, führen einen teuren Preiskampf um die Vorherrschaft in Asien, Europa und den USA. Während Mobike im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Dollar bei Investoren einsammelte, waren es bei Ofo im März rund 866 Millionen Dollar.

In Deutschland bestimmen vor allem die Bahn-Tochter Call a Bike und der private Anbieter Nextbike den Markt.

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