Kaffee und Kakao Fairer Handel hat sich noch nicht durchgesetzt

Das Handelshaus Gepa kauft bei Kleinbauern der Dritten Welt ein und bringt so Fairtrade-Produkte nach Deutschland – doch die führen immer noch ein Nischendasein in den Supermärkten. Neue Strategien sollen helfen.

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Das Handelshaus Gepa ist mit rund 1000 verschiedenen Fairtrade-Produkten in Supermärkten vertreten und handelt unter anderem mit Kaffee, Reis, Schokolade oder Kleidung. Quelle: dpa

Wuppertal Gustavo aus Mexiko meldete sich am Telefon, der Kaffeebauer wollte 25 Tonnen Kaffee aus einem Bergdorf nach Deutschland verschicken. Doch wie kommt der Kaffee aufs Schiff, und wie werden die komplizierten Exportpapiere ausgefüllt? „Wir haben eine Woche am Telefon gesprochen und Faxe geschickt“, erzählt Kleber Cruz Garcia von dem Anruf, der Kaffee-Experte beim Fairhandelshaus Gepa in Wuppertal. Schon bald habe Gustavo, der Beauftragte einer kleinen Kooperative, keine Hilfe mehr gebraucht, sagt Garcia.

„Es geht eben auch darum, unsere Handelspartner aufzubauen“, sagt Peter Schaumberger, einer der beiden Gepa-Geschäftsführer. Schon der Name „Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“, kurz Gepa, drückt das aus. Vor über 40 Jahren von Hilfswerken und Jugendorganisationen der evangelischen und katholischen Kirche gegründet, bringt die Gepa faire Produkte aus den Ländern des Südens nach Deutschland: Reis, Honig, Tee, Schokolade, Wein, auch Kleidung, Körbe und Taschen.

Das Unternehmen ist mit seinen rund 1000 verschiedenen Produkten in Supermärkten, Weltläden und Firmenkantinen vertreten. 2016 stiegen die Umsätze um über sieben Prozent auf 74 Millionen Euro. Der Absatz in Supermärkten steigt, doch die Produkte aus fairer Produktion führen trotzdem insgesamt ein Nischendasein: Weniger als ein Prozent der Lebensmittel stammte 2015 aus fairem Handel. Der Anteil wachse aber seit Jahren, sagt das Forum Fairer Handel.

Die Gepa vertreibt Produkte von über 150 Genossenschaften in Afrika, Lateinamerika und Asien mit Zehntausenden Kleinbauern. Das Etikett „fair“ ist an Grundregeln geknüpft, die sich die Hersteller selbst gegeben haben: Die Produzenten haben langfristige Lieferverträge, erzielen Preise über Weltmarkt-Niveau, bekommen finanzielle Aufschläge und halten Sozialstandards ein. Das Wuppertaler Unternehmen investiert Gewinne wieder in den fairen Handel. Geschützt ist der Begriff „fair gehandelt“ aber nicht.

Der Kaffee, das Lieblingsgetränk der Deutschen, ist mit Abstand das wichtigste Produkt. 2016 wurden etwa 3000 Tonnen Rohkaffee aus 15 Ländern importiert. Die Kontakte bringen auch Spezialsorten in kleiner Auflage hervor. Dazu gehören Kaffee-Raritäten aus Tansania, Peru, Kongo, Nepal, Bolivien, Ruanda oder Uganda. Die Päckchen kommen zu einem deutlich höheren Preis als konventionelle Marken in die Regale. Der Marktanteil von fair gehandeltem Röstkaffee lag 2015 bei drei Prozent, Tendenz steigend, wie die Organisation Transfair in Köln berichtet.

Es sei grundsätzlich begrüßenswert, Kleinbauern besonders in den Fokus zu nehmen, meint Clara Brandi vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn. Doch privatwirtschaftlich orientierte Ansätze müssten von Entwicklungszusammenarbeit begleitet, die Kleinbauern darüber hinaus unterstützt werden.

Das Wuppertaler Fairhandelshaus will Afrika künftig mehr in den Blick nehmen. „Es ist der ärmste Kontinent“, sagt Geschäftsführer Schaumberger. Dort wird meist Kaffee der Sorte Robusta angebaut, der bei Kennern bisher eher kein besonders gutes Image hat. Die Experten wollen diese Bohnen in neuen Mischungen auf den Markt bringen. „Wenn Robusta gut aufbereitet ist, hat er eine Superqualität!“, meint Kaffeefachmann Garcia. Es sei die ideale Sorte für Milchkaffee.

Im Kaffee-Labor in Wuppertal untersucht Garcia, der Fachmann aus Peru, eine Probe. Konzentriert, in kreisenden Bewegungen, gießt er heißes Wasser in Tassen. Dann schöpft er schnell den Schaum ab und saugt den Aufguss mit lautem Zischen blitzschnell ein. Wenn bei einer Probe etwas nicht stimmt, muss der Hauptteil der Ware, der noch nicht verschifft ist, von den Produzenten erneut ausgelesen werden.

Garcia ist jedes Jahr bei den Kaffeebauern in Lateinamerika. „Man sieht wie die Bauern langsam die Häuser ausbauen“, berichtet er. Es kämen Schlafzimmer für Eltern und Kinder dazu, Matratzen, fließendes Wasser, Toiletten. Ein Bauer aus Honduras, der Bio-Kaffee liefert, habe in seiner Genossenschaft einen neuen Chef: Es sei sein Sohn, der Betriebswirtschaft studiert habe.

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