Tengelmann Profitabel im Handel

Tengelmann ist in seinem Kerngeschäft Handel durchaus profitabel unterwegs – und das, obwohl die Supermarkttochter Kaiser‘s Tengelmann hohe Verluste schreibt. Nun will das Familienunternehmen Prioritäten setzen.

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Der Tengelmann-Chef sieht das Unternehmen im Jahr der „Weichenstellungen“. Quelle: dpa

Mühlheim Für Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub war es so etwas wie der Ritterschlag im Venture-Capital-Geschäft. Das Management von Uber rief an und lud Tengelmann ein, sich an dem aufstrebenden Fahrdienst-Start-up finanziell zu beteiligen. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt Haub. Dass der Venture-Capital-Arm von Tengelmann ein gutes Gespür für lohnende Investments besitzt, hat er schon bewiesen. So investierte er früh in Zalando und machte beim Börsengang ordentlich Kasse.

Uber war nur das prominenteste Neuengagement im vergangenen Jahr, mehr als zehn Beteiligungen kamen dazu, darunter der Biolebensmittel-Marktplatz Bonativo, der Reisevermittler Travelcircus oder das Lernportal Careerfoundry. „Die 68 Unternehmen in unserem Beteiligungsportfolio haben im vergangenen Jahr ihren Umsatz zusammen um 40 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro gesteigert“, berichtet Haub stolz.

Während dies noch Investitionen in die Zukunft sind, die für Tengelmann zunächst keinen Gewinn abwerfen, ist das Familienunternehmen in seinem Kerngeschäft Handel durchaus profitabel unterwegs – und das, obwohl weiterhin hohe Verluste bei der Supermarkttochter Kaiser‘s Tengelmann ausgeglichen werden müssen. So stieg der operative Gewinn (Ebitda) nach Angaben des Unternehmens im vergangenen Jahr um zehn Prozent. Die Ebitda-Marge am Nettoumsatz liegt jetzt bei 5,5 Prozent.

Haub sieht das Unternehmen im Jahr der „Weichenstellungen“. Nach Abgabe des Lebensmittelgeschäfts will er sich auf die Handelsunternehmen Obi, Kik und Tedi konzentrieren.

Die größte Expansion gelang dabei der Baumarktkette Obi. Sie übernahm 62 Standorte des insolventen Konkurrenten Baumax in Österreich und der Slowakei. Damit betreibt Obi nun 631 Märkte in elf Ländern. Dass der Umsatz trotzdem um 0,7 Prozent auf 5,57 Prozent zurückging, lag an den Problemen in Russland. Dort stürzte der Umsatz wegen des Rubel-Verfalls und des wirtschaftlichen Abschwungs um 32 Prozent ab.

Einen weiteren wichtigen Schritt ins Ausland hat auch der Nahversorger Tedi gewagt. Erstmals wurden im vergangenen Jahr Filialen in Spanien eröffnet. Angesichts des erfolgreichen Starts kann sich Haub dort einen raschen Ausbau auf mehr als 100 Filialen vorstellen.

Wichtig ist es für Tengelmann, dass jedes seiner Unternehmen Nummer eins in seinem Markt ist. „Im Handel ist Größe zwar nicht die einzige, jedoch eine der wesentlichen Voraussetzungen für nachhaltigen Unternehmenserfolg“, sagt Haub. Das ist dann auch eine der Lehren, die er aus dem Desaster bei der defizitären Supermarkttochter Kaiser‘s Tengelmann gezogen hat.

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