Kaiser's Tengelmann "Die Hauptverantwortung liegt bei Haub"

Daniel Zimmer, bis März Vorsitzender der Monopolkommission, erklärt, warum das Spitzentreffen zu Kaiser's Tengelmann wenig nutzen wird und warum auch eine Aufteilung unter Edeka und Rewe kaum Chancen auf Erfolg hat.

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Quelle: imago images

Die Chefs von Rewe, Edeka und Tengelmann wollen heute bei einem Spitzentreffen versuchen, eine Lösung für die von der Zerschlagung bedrohte Supermarktkette Kaiser's Tengelmann zu finden. Die Unternehmenschefs sowie Vertreter der Gewerkschaft Verdi kommen am Abend zusammen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte sie zu einer Verständigung aufgerufen, andernfalls stünden bis zu 8000 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub wollte die Kette an Edeka verkaufen, doch steht die Transaktion vor dem Scheitern. Die Monopolkommission hatte die Fusion ausdrücklich nicht empfohlen, Gabriel hatte sich darüber hinweggesetzt. In der Folge trat Daniel Zimmer, der Vorsitzende der Monopolkommission zurück. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte die Ministererlaubnis Gabriels für die Übernahme auf Eis gelegt, eine jahrelanger juristischer Streit droht. Haub geht nun Insidern zufolge die Geduld aus.

Herr Zimmer, aus Protest gegen Sigmar Gabriels Ministererlaubnis sind Sie im März dieses Jahres von Ihrem Amt als Vorsitzender der Monopolkommission zurückgetreten. Nach allem, was in den letzten sechs Monaten geschehen ist: Würden Sie sich wieder gegen die Fusion stellen?
Daniel Zimmer: Die Gründe, die das Kartellamt veranlasst haben, die Übernahme zu untersagen und die die Monopolkommission dazu bewogen haben, die Ministererlaubnis nicht zu empfehlen, bestehen unvermindert fort. Es wäre für den Wettbewerb eine schlechte Lösung, wenn Edeka das komplette Filialnetz von Kaiser’s Tengelmann übernähme. Ich würde auch heute die gleiche Entscheidung treffen.

Zur Person

Gabriel hat die Beteiligten dazu aufgerufen, einen Kompromiss zu finden, sonst seien bis zu 8000 Arbeitsplätze gefährdet. Sind die Arbeitsplätze bei Kaiser’s Tengelmann überhaupt noch zu retten?
Kurzfristig könnte die Komplettübernahme durch Edeka tatsächlich Arbeitsplätze retten. Mittel- und langfristig ist das Gegenteil anzunehmen.

Warum?
Die Deutschen werden nicht mehr Lebensmittel kaufen, nur weil zwei Supermarktketten fusionieren. Der Bedarf an Arbeitskräften in dieser Branche wird deshalb nicht steigen. Der Konsolidierungs- und Rationalisierungsdruck wird sich auch bei einer Übernahme durch Edeka bemerkbar machen.

Die Hängepartie bei Kaiser's Tengelmann

Sie spielen darauf an, dass Edeka Mitarbeitern kündigen könnte. Die Ministererlaubnis schließt aber genau das aus.  
Nach den Ministerbedingungen dürfen erst einmal keine Beschäftigten in den übernommenen Kaiser’s Tengelmann Filialen entlassen werden. Aber das hindert Edeka nicht daran, in den eigenen Filialen Entlassungen vorzunehmen, oder sie zu schließen. Edeka ist unter allen Kaufinteressenten das Unternehmen, das mit dem Filialnetz von Kaiser’s Tengelmann die meisten Überschneidungen hat. Nach einer Übernahme hätte Edeka an vielen Standorten zwei Filialen, bräuchte aber nach wie vor nur eine, um die Konsumenten vor Ort zu versorgen. Insofern hat Edeka größere Anreize Filialen zu schließen als irgendein anderer möglicher Erwerber.

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