Kaiser’s Tengelmann Eine Übernahme um jeden Preis?

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Was haben Norma und Markant davon, ihre Klage zurückzuziehen?

Zieht Rewe alleine die Klage zurück, ist für Haub nichts gewonnen. Auch Norma und Markant müssen überzeugt werden. Nachdem Edeka-Chef Mosa und Haub die Vertreter der beiden Handelsunternehmen zwei Jahre nicht mit an Verhandlungstisch geholt haben, dürfte es nun zumindest sportlich werden, binnen zehn Tagen eine Einigung mit ihnen zu erzielen.

So sagte ein Norma-Vertreter noch vor zwei Wochen: „Leider war trotz mehrmaliger Versuche der Kontaktaufnahme bei Tengelmann niemand im Stande, mit uns über die Thematik zu sprechen.“ Nach einer guten Gesprächsgrundlage klingt das nicht.

Dass die Lage am Verhandlungstisch so verfahren ist, kann die Tengelmann-Belegschaft Haub und Gabriel ankreiden. Spätestens als das Bundeskartellamt die Übernahme im Frühjahr 2015 untersagte, wäre es an der Zeit gewesen, den Kompromiss mit allen Beteiligten zu suchen. „Ein früheres Einlenken hätte viele Probleme vermieden und mehr Zeit gebracht, eine wettbewerbsverträgliche Lösung zu finden“, sagte der frühere Chef der Monopolkommission, Daniel Zimmer.

Kann Edeka den Beteiligten eigene Standorte anbieten?

Das wäre durchaus möglich und nicht unüblich. Das Kartellamt hat unter anderem die regionalen Überschneidungen des Filialnetzes von Edeka und Kaiser’s Tengelmann moniert. Würde Edeka die entsprechenden Filialen an Konkurrenten abtreten, wäre weiterhin für Wettbewerb gesorgt, die Beteiligten hätten eine Kompensation und die Ministererlaubnis wäre auch nicht in Gefahr.

Allerdings dürfte auch in diesem Fall aufgrund der hohen Marktkonzentration im Lebensmittelhandel ein Fusionskontrollverfahren durch das Kartellamt anstehen. Außerdem blieben nur zehn Tage, um sich einig zu werden. Die Veräußerung von Supermarktfilialen erfordert ausgiebige Verhandlungen – für gewöhnlich dauert dieser Vorgang deutlich länger.

Was den Deutschen beim Einkauf wirklich wichtig ist

Wird das Paket für Edeka nicht langsam zu teuer?

Wie das Ringen um eine Einigung am Ende auch ausgeht – die Fusion wird teuer für Edeka. Neben dem Kaufpreis für eine hochdefizitäre und wenig konkurrenzfähige Supermarktkette müsste Edeka wie auch immer geartete Kompensationsleistungen erbringen, die den Gesamtpreis weiter in die Höhe trieben.

Ob sich das am Ende lohnt? Aus Sicht von Heinemann ist für Edeka vor allem das höhere Einkaufsvolumen interessant. Schon 2008, als das Bundeskartellamt die Übernahme des Discounters Plus von der Tengelmann-Gruppe durch Edeka unter diversen Auflagen genehmigte, war eine Zusammenarbeit zwischen Tengelmann und Edeka beim Wareneinkauf geplant. Das untersagte das Kartellamt jedoch. Außerdem ist Bringmeister, das Online-Geschäft von Kaiser’s Tengelmann, für Edeka interessant. „Im Online-Lebensmittelhandel herrscht bei Edeka großer Nachholbedarf, Expertise dazuzukaufen wäre von daher nur sinnvoll.“

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