Kaiser’s Tengelmann Drei Szenarien für die Supermarktkette

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Zerschlagung von Tengelmann ist wahrscheinlich

So charmant die Idee zunächst auch klingen mag, in der Praxis dürfte sie erhebliche Schwierigkeiten verursachen. Bislang ließen Edeka und Tengelmann alle Vorstöße von Rewe abprallen, über eine  Lösung zu verhandeln. Mosa und Haub müssten nun wohl zunächst auf Caparros mit einem Friedensangebot zugehen. Davon ist bislang aber nicht die Rede. Ein Rewe-Sprecher will die angeblichen Pläne für ein Treffen der Handelsfürsten denn auch nicht bestätigen. Selbst wenn es zu einem runden Tisch käme, wäre fraglich, ob sich die Parteien auf eine Lösung verständigen können.

Für Edeka würde die Übernahme schließlich noch unattraktiver und kostspieliger als sie es ohnehin schon ist, wenn lukrative Standorte an die Konkurrenz gehen. Zudem müsste das Bundeskartellamt Filialübertragungen an Rewe absegnen. Völlig offen wäre auch, ob und wie die Handelsunternehmen Markant und Norma einbezogen werden können. Auch sie gehen juristisch gegen den Edeka-Tengelmann-Deal vor. 

Der Schlussverkauf

Wahrscheinlicher ist daher die Zerschlagung von Kaiser's Tengelmann. Am kommenden Freitag will Tengelmann-Chef Haub den Aufsichtsrat der Supermarktkette dem Vernehmen nach um die Zustimmung zu Filialschließungen bitten. Bis zu 8000 Mitarbeiter - überwiegend in Nordrhein-Westfalen - könnten ihre Jobs verlieren. Damit wäre die Ministererlaubnis hinfällig und einzelne Filialpakete des Traditionsunternehmens kämen auf den Markt. An Kaufkandidaten herrscht allerdings kein Mangel: So hat Edeka laut „Lebensmittel Zeitung“ bereits einen „Plan B“ in der Schublade.

Demnach will der Handelsriese im Falle einer Zerschlagung der Handelskette alle kartellrechtlich unproblematischen Standorte der Supermarktkette übernehmen. Auch um die wettbewerbsrechtlich strittigen Standorte wolle sich der Konzern bemühen, indem er direkt mit den Vermietern verhandele, berichtete das Branchenblatt. Laut dem Fachblatt würde Kaiser's Tengelmann "wie bei Zerschlagungen üblich" die Filialen ohne Mitarbeiter und ohne Warenbestand verkaufen. Die Kündigungen müsste in diesem Fall Kaiser's Tengelmann aussprechen.

In der Branche hält man Edekas „Plan B“ indes für ähnlich tauglich wie den Versuch der Komplettübernahme. Vor allem die Arbeitnehmervertreter und Verdi dürften gegen eine Übernahme der Filialen ohne Mitarbeiterwechsel Sturm laufen. Zumal es andere Kandidaten für einen Großteil der Standorte gibt: Neben Rewe werden der Schweizer Händler Migros mit seinem Ableger Tegut und die Kieler Coop als Kandidaten für Teile des Filialnetzes gehandelt. Brisant wäre eine Zerschlagung dagegen vor allem für zahlreiche Läden in Nordrhein-Westfalen, die Mülheimer Supermarkt-Zentrale mit 400 Mitarbeitern sowie Logistikzentren und Fleischwerke des Unternehmens.

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