Kampf gegen Aldi Lidl will zurück zu alten Discounttugenden

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Expansion & das Online-Geschäft

Die Expansion

Der „Exportweltmeister“ Deutschland setzte auch im Einzelhandel früh auf Internationalisierung. Aldi übernahm 1968 die österreichische Kette Hofer. Lidl startete mit der Expansion 1988 im Nachbarland Frankreich.

Inzwischen haben sich beide Billigheimer in alle Himmelrichtungen ausgedehnt und verkaufen Brot und Butter in Polen, Dänemark und Großbritannien sowie in zahlreichen anderen Ländern. Während sich Lidl zunächst auf Europa konzentrierte, zog es Aldi Süd schon früh in die USA. Aldi-Süd-Patron Karl Albrecht hatte im Frühsommer 1976 eine kleine amerikanische Handelskette namens Benner Tea übernommen, die rund zwei Dutzend Filialen im Mittleren Westen betrieb. Heute prangt das orange-blaue Logo von Aldi Süd an fast 1700 Märkten von New York bis Kalifornien. In fünf Jahren sollen es 2500 Läden sein.

Umgerechnet 13,5 Milliarden Euro setzt der Handelskonzern in den USA um. Kein Auslandsmarkt ist wichtiger, nirgendwo sonst investiert der Konzern mehr Geld. Schließlich ist der US-Markt die derzeit wohl wichtigste Vertreidigungslinie gegenüber Lidl.

Der Aldi Gegner ist vor wenigen Wochen in Amerika gestartet. Von der Zentrale in Arlington nahe Washington will das Unternehmen zunächst gut 100 Märkte öffnen und steht damit „gerade am Anfang der Expansion in die USA“, sagt Markus Hepp, Handelsexperte der Boston Consulting Group. „Innerhalb weniger Jahre ist es kaum machbar, ein flächendeckendes Filialnetz aus dem Boden zu stampfen“, so Hepp. Zu schwierig sei es, „kurzfristig qualifizierte Mitarbeiter und geeignete Standorte zu finden“. Gehrig hat für die „Etablierung“ ohnehin „einen längeren Zeitraum vorgesehen“. Er sieht den Vorstoß in die USA als „Investition in die Zukunft“.

Das Online-Geschäft

Das müsste eigentlich auch für das Online-Geschäft gelten. Doch hier halten sich sowohl Aldi als auch Lidl zumindest in Deutschland zurück. Pläne für einen Lidl-eigenen Lieferdienst für frische Lebensmittel sowie für Abholstationen für Onlinebestellungen wurden vor ein paar Monaten wieder kassiert. Auch hier setzt Gehrig auf mehr Effizienz. Lidl konzentriert sich im Netz auf Nonfood-Artikel wie Daunendecken und Schlagschrauber und verkauft haltbare Lebensmittel oft nur in größeren Stückzahlen. Lediglich in China versucht man sich am E-Food. Die Schwesterfirma Kaufland experimentiert in Berlin und demnächst in Hamburg mit Lieferangeboten für Lebensmittel.

In China tritt auch Aldi Süd über einen Online-Shop beim Netzgiganten Alibaba an. Im Heimatgeschäft schleift dagegen die digitale Abwehr. Zwar bietet Aldi Süd in Deutschland die Möglichkeit allerlei Digitalservices zu nutzen und zum Beispiel Computerspiele herunterzuladen. Doch einen klassischen Online-Shop für Lebensmittel oder auch nur Nonfood-Artikel existiert bis dato nicht. Das Online-Geschäft könnte damit zur Achillesferse für beide Discountschwergewichte werden.

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