Karl-Erivan Haub Tengelmann-Chef rechnet mit weiteren Pleiten

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Enorme Überkapazitäten


Das Markenreich des Handelsriesen Tengelmann
Eingangsbereich einer Kaiser's-Filiale Quelle: Presse
Preisschild in einer Filiale des Discounters kik Quelle: dpa
Eingangbereich einer Obi-Filiale Quelle: Presse
Eingangsbereich einer Tedi Filiale Quelle: Presse
Innenbereich einer Woolworth-Filiale Quelle: Presse
Wartende Menschen vor einer Netto-Filiale Quelle: AP
Screenshot der Zalando-Website Quelle: Screenshot

Wie hoch ist die Belastung für Sie?

In Summe ist das ein gewaltiger Kostenblock. Allein bei unseren Supermärkten geht es um zusätzlich rund fünf Millionen Euro pro Jahr. Politisch können wir da nichts mehr ausrichten. Aber wir müssen uns frühzeitig gegen die nächsten Erhöhungen wehren. Das Schlimme ist, dass wir mit dieser radikalen und viel zu schnell begonnenen Energiewende viel drastischer mit hohen Kosten belastet werden als die Wirtschaft in anderen Ländern. Ich habe nichts gegen den Atomausstieg. Aber dass das Projekt so überstürzt angegangen wurde, war ein Fehler.

Werden Sie höhere Kosten an Ihre Kunden weitergeben?

Das gibt die Wettbewerbsintensität im deutschen Einzelhandel gar nicht her. Wir haben die niedrigsten Preise für Lebensmittel in ganz Europa, und daran wird sich wenig ändern. Ich wäre schon froh, wenn es uns gelänge, bei einzelnen Produkten die Steigerungen der Rohstoffpreise weiterzugeben.

Das nehmen Verbraucher anders wahr.

Es gibt ein paar Romantiker, die meinen, dass Händler ohne Erträge auskommen. Die vergessen aber, dass wir hohe Investitionen haben. So werden wir in der Region Nordrhein 2013 alle unsere Kaiser’s-Tengelmann-Märkte auf den neuesten Stand bringen. Wer auf Modernisierung verzichtet, erleidet schnell das Schicksal von Schlecker oder Neckermann.

Ja. Wir haben enorme Überkapazitäten: 25 bis 30 Prozent der Ladenfläche sind überflüssig. Die Demografie und die Abwanderung der Kunden ins Internet werden die Situation weiter verschärfen.

Wo erwarten Sie eine Konsolidierung?

Es gibt zu viele Baumärkte und Textilhändler in Deutschland. Über kurz oder lang wird sich da etwas tun. Auch viele Online-Anbieter werden schließen. Wenn Sie sehen, wie viele reine Lebensmittel-Lieferdienste es derzeit gibt, kommen Sie ins Grübeln. Vielleicht überleben zwei, drei Größere. Aber der Druck ist enorm.

Was soll bei Ihrem Lebensmittelbestelldienst Bringmeister anders sein?

Bringmeister ist ein Zusatzservice unserer Supermärkte. Wir sind damit in München und Berlin seit mehr als zehn Jahren aktiv und jetzt in Düsseldorf gestartet. Das Geschäft ist kein Selbstläufer und funktioniert nur mit langem Atem. Die Margen sind im deutschen Handel extrem niedrig, und wir haben eine Durchdringung mit Läden wie in kaum einem Land. Für einen reinen Online-Player ohne stationäres Geschäft ist das kaum zu schaffen.

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