Karstadt-Eigentümer Der schöne Schein von Benkos Reich

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Genügend Geld für radikalen Karstadt-Umbau?

Benko schart Prominente um sich, die seiner Gruppe die nötige Seriosität verleihen sollen. Im Signa-Beirat sitzen etwa der frühere österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess. In Deutschland hat er neben Wiedeking auch Beraterlegende Roland Berger für das Gremium gewonnen. „Wenn jemand wie Berger seinen Namen für Benko hergibt, dann wird das schon seriös sein“, sagt ein Geschäftspartner.

Benko kann Politiker wie Geschäftsleute schnell für sich einnehmen. Sie beschreiben den 37-Jährigen als zurückhaltend, teilweise sogar schüchtern. „Er ist trotz seines Reichtums nicht abgehoben“, sagt ein Banker. Seine Objekte kenne er genau, habe auch deren Zahlen im Kopf. „Er kann jede Frage beantworten. Das ist sehr überzeugend“, sagt ein anderer Banker. Obwohl Benko bei Signa keine Funktion mehr hat – als Großaktionär darf er nur im Beirat mitdiskutieren – ist er die zentrale Person. Seine „Führungskräfte lässt er ausführen, strategische Entscheidungen trifft er selbst“, sagt ein Geschäftspartner.

Karstadts Krisen-Chronik

Entscheidungen könnten jetzt einige anstehen – zur Sanierung von Karstadt und zu den Karstadt-Immobilien. Wie aus den Immobilien Geld zu holen ist, hat Benko etwa beim Karstadt Sporthaus in Hamburg gezeigt. Die „Immobilienzeitung“ berichtete, dass er dessen Miete erhöhte und Karstadt dafür vorab Cash gab. Nach einem Umbau soll er das einst für 55 Millionen Euro gehandelte Objekt für über 100 Millionen Euro wieder verkauft haben. Die Preise für Gewerbeimmobilien richten sich in der Regel nach der Höhe der Mieteinnahmen. Laut Geschäftsbericht der Karstadt Warenhaus GmbH hat Signa Mieterhöhungen gegen Cash in dem im September 2013 abgelaufenen Geschäftsjahr an sechs Karstadt-Standorten durchgezogen.

Benko hatte die Häuser gemeinsam mit dem Diamantenhändler Beny Steinmetz gekauft. Kürzlich teilte Signa mit, die beiden hätten sich getrennt. Steinmetz soll die einfachen Filialen übernommen haben, während die Premiumhäuser bei Benko verblieben. Im Handelsregister ist davon bislang aber nichts zu sehen. Demnach hat Signa Prime ihren Anteil an den Premiumhäusern zwar Mitte Januar erhöht. Steinmetz ist danach aber weiter an Bord. Selbst wenn der Deal stattgefunden hat: Steinmetz ist ausgebufft. Er hätte vermutlich eine Mietausfallbürgschaft verlangt. Ob das geschah, ist unbekannt.

Karstadt könnte Benko dann weiter mit in den Abgrund reißen. Seine Optionen, um dagegenzuhalten, sind überschaubar – vor allem aber kosten sie Geld. Karstadt zu verkleinern und die Flächen wie in Hamburg an andere Einzelhändler zu vermieten dürfte nicht überall möglich sein. Seit der Online-Handel boomt, schrumpft die Nachfrage nach Flächen. Für eine Umwandlung in Büros oder Wohnungen braucht es geänderte Flächennutzungspläne und teure Renovierungen.

Alternativ könnte Benko Karstadt endlich radikal umbauen. Doch auch das kann kostspielig werden. Karstadt betreibt auch Häuser, die Benko nicht gehören. Die zu schließen kostet Geld. Warum sonst sollten die Vermieter die Mietverträge auflösen? Hinzu kommen Abfindungen für Mitarbeiter. Die übrigen Filialen müssen modernisiert werden. Dass Benko dafür Geld gibt, gilt Karstadt-intern als fraglich.

Benko beschäftigt sich wohl längst mit Größerem. Mehrere Personen in seinem Umfeld sagen, dass er auch noch die Metro-Tochter Kaufhof übernehmen wolle, und berichten, dass die Finanzierung von geschätzt zwei bis drei Milliarden Euro schon stehen würde. Kapital zu beschaffen, um ein noch größeres Rad zu drehen, wird für ihn aber nicht einfacher. Institutionelle Investoren, wie manche Pensionskasse oder Versicherung, könnten in seiner Person ein Reputationsrisiko sehen, seit Benko 2014 letztinstanzlich wegen versuchter Einflussnahme verurteilt wurde. Der Oberste Gerichtshof in Wien sah es als erwiesen an, dass Benko über einen Berater versucht hat, ein Steuerverfahren gegen Signa in Italien positiv zu beeinflussen. „Korruption ist eine schwerwiegende Straftat. Damit will keiner was zu tun haben“, sagt ein Investor.

Großinvestoren stören sich auch an den schwer durchschaubaren Unternehmensstrukturen, sagt einer, der sich mal mit Signa beschäftigt hat. Interne Immobilienverkäufe kommen bei ihnen auch nicht gut an. „Das hat immer ein Gschmäckle.“ Und Metro-Chef Olaf Koch soll sich ohnehin gegen einen Verkauf des Kaufhofs an Signa sperren. Der wolle erst mal abwarten, ob Benko Karstadt stabilisiert bekommt. Metro wollte sich hierzu nicht äußern.

Benko muss nun, wie er laut einem Freund kürzlich selbst sagte, „erst mal beweisen, dass ich nicht nur Immobilien, sondern auch Handel kann“.

Zweifel sind angebracht.

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