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Karstadt "Wir lassen uns nicht mehr vertrösten"

Der Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes sieht Fortschritte im Tarifstreit mit dem Management des kriselnden Kaufhauskonzerns Karstadt: Für die Luxussparte naht eine Lösung.

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Fortschritte im Tarifstreit mit dem Karstadt-Management Quelle: dpa Picture-Alliance

WirtschaftsWoche: Herr Peukes, seit Monaten verhandeln Sie mit dem Karstadt-Management über eine Rückkehr des Warenhauskonzerns in den Einzelhandelstarifvertrag. Wann gibt es endlich Ergebnisse?

Arno Peukes: Die nächsten Gespräche finden am Dienstag und Mittwoch statt. Ich erwarte, dass wir dann erste Fortschritte präsentieren können.

Kehrt Karstadt zur Tarifbindung zurück?

Zumindest für die Karstadt-Luxushäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München zeichnet sich ab, dass die rund 1800 Beschäftigten bald wieder nach Tarif bezahlt werden könnten. Für die Mitarbeiter hieße  das: Ihr Gehalt steigt, sie erhalten wieder Urlaubs- und Weihnachtsgeld und sie profitieren von allen künftigen Tarifabschlüssen.

Zur Person

Was ist mit den Mitarbeitern in den klassischen Warenhäusern und bei Karstadt Sports?

Der frühere Eigentümer Nicolas Berggruen hat Karstadt in drei Unternehmen aufgespaltet, für die wir separat verhandeln müssen. Bei den Warenhäusern und den Sport-Filialen ist die wirtschaftliche Lage schwieriger als bei den Luxushäusern. Das macht die Sache kompliziert. Dennoch wollen wir in den kommenden Wochen Ergebnisse für alle Karstadt-Bereiche sehen.

Woran hakt es bei den Verhandlungen?

Bisher will uns das Karstadt-Management nur auf bessere Zeiten vertrösten und schlägt vor, im Kerngeschäft erst in ferner Zukunft wieder zu Tariflöhnen zurückzukehren. Das funktioniert nicht. Nach unseren Berechnungen verdient jeder Karstadt-Beschäftigte im Schnitt 120 Euro pro Monat weniger als das, was ihm nach Tarif zusteht. Und der Abstand wächst. Alle Karstadt-Beschäftigten brauchen jetzt die Zusage, wieder Weihnachts- und Urlaubsgeld zu bekommen. Wir werden auch weitere Abstriche von den Tariflöhnen nicht akzeptieren.

Karstadts Krisen-Chronik

Karstadt taumelt doch jetzt schon gefährlich nahe am Abgrund. Versetzen Sie dem Unternehmen mit solch kostspieligen Forderungen nicht den Todesstoß?

Wenn Sie bei Karstadt einem Manager sagen "Wir haben ein Problem", dann wird er als erstes vorschlagen, die Personalkosten zu senken. Das ist ein Manager-Reflex. Momentan werden 2400 Arbeitsplätze gestrichen. Dass solche Einschnitte an der Substanz eines Unternehmens zehren, das auf Service setzt, liegt auf der Hand. Wir wollen daher in den Verhandlungen mit dem Management mindestens für die kommenden zwei Jahre einen Bestandsschutz für die verbleibenden 81 Karstadt-Häuser durchsetzen. Für diesen Zeitraum müssen alle Filialen die Chance bekommen, sich am Markt zu behaupten. Gleichzeitig sollen die Ideen der Beschäftigten stärker berücksichtigt werden, etwa bei der künftigen Ausrichtung des Sortiments.

Das wird kaum ausreichen, um Karstadt wieder in die Gewinnzone zu bringen. Wo kann das Unternehmen noch sparen?

Im Vergleich zum Wettbewerb leidet Karstadt unter zu hohen Mieten. Das nimmt den Häusern die Luft zum Atmen. Hier muss der neue Eigentümer, die österreichische Immobiliengruppe Signa, ran und alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen. Wesentlich ist, dass alle Unternehmen wieder Geld über die Ladenkasse verdienen. Das braucht ein nachhaltiges Zukunftskonzept, aber vor allem braucht es Personal auf die Verkaufsflächen. Und genau deshalb kritisieren wir den Kurs der letzten Wochen. Auch gute Regelungen zum sozialverträglichen Abbau bedeuten, dass Beratungs- und Servicequalität auf der Fläche verloren geht.

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