
Sein Kommentar auf den Rückschlag war lax: "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagte René Benko, als der neue Metro-Chef Olaf Koch Anfang 2012 von den Kaufhof-Verkaufsplänen seines Vorgängers Abstand nahm. 2011 interessierte sich der österreichische Investor erstmals für die deutsche Warenhauskette, war bereit, bis zu 2,4 Milliarden Euro zu zahlen.
Jetzt unternimmt Benko offenbar den zweiten Versuch: Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf "mehrere mit der Sache vertrauten Personen" berichtet, hat Benko mit seinem Unternehmen Signa Retail ein neues Angebot über 2,9 Milliarden Euro vorgelegt. Das Angebot sei bereits Anfang Mai im Metro-Aufsichtsrat diskutiert worden - und hat laut Medienberichten durchaus Aussicht auf Erfolg.
Noch ist nicht bekannt, wie Benko die Summe stemmen will. Sein Immobilien- und Firmengeflecht ist nur schwer zu durchschauen. Die WirtschaftsWoche hatte im März unter anderem über Immobilien-Verschiebungen in Benkos Signa-Gruppe berichtet.
Kaufhof steht bei Metro schon lange auf der Abschussliste. Die Warenhauskette passe einfach nicht mehr ins Profil des Handelskonzerns, heißt es. Die Distanz zwischen Warenhauskette und Mutterkonzern wurde zuletzt immer größer. Eilig hat es Metro-Chef Olaf Koch mit dem Verkauf dennoch nicht. "Oberste Priorität bei Kaufhof hat die weitere Modernisierung – nicht der Verkauf", sagte Koch noch im Februar im Interview mit der WirtschaftsWoche.
Im Gegensatz zu Konkurrent Karstadt laufen die Geschäfte der Warenhauskette zumindest solide. 193 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete Kaufhof im Geschäftsjahr 2013/2014. „Auf dem derzeitigen Kurs kann Metro mit Kaufhof noch über Jahre fahren“, sagt Thomas Roeb, Professor für Handel und Marketing an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
So verdient Benko sein Geld
Die 1999 von Renè Benko gegründete Signa Holding GmbH ist Österreichs größtes privates Immobilienunternehmen. Insgesamt verfügt die Sigma-Gruppe nach eigenen Angaben über ein Immobilienvermögen von mehr als sechs Milliarden Euro. Die Unternehmensgruppe umfasst im Wesentlichen vier zentrale Geschäftsbereiche. Der Konzern hat heute mehr als 150 Mitarbeiter.
Das Vorzeige-Unternehmen der Signa Holding investiert langfristig in Immobilien in den 1A- Innenstadtlagen. Nach eigenen Angaben zählt es zu führenden Eigentümern, Entwicklern und Betreibern innerstädtischer Einzelhandelsimmobilien im deutschsprachigen Europa. Der Immobilienkonzern besitzt unter anderem das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, die Renngasse 2 sowie das Goldene Quartier in Wien. Zu den bekanntesten Objekten in Deutschland zählen das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus Hamburg und das Kaufhaus Oberpollinger im Zentrum Münchens.
Nach der Übernahme der Karstadt-Premium- und Sporthäuser baute das Unternehmen einen eigenen Geschäftsbereich Signa Retail zu deren Steuerung auf. Diese Signa Retail GmbH übernimmt nun die Karstadt Warenhaus GmbH vollständig.
Immobilienvermögen insgesamt: rund vier Milliarden Euro.
Mit ihrem Development-Ableger entwickelt und baut die Signa Holding Geschäfts-, Büro- und Hotelflächen in europäischen Innenstädten, die sie anschließend vermietet. Derzeit wird an 13 Projekten in Österreich, Italien und Deutschland gearbeitet. Dazu zählt unter anderem das Kaufhaus Viktoria in Bonn
Investitionsvolumen insgesamt: rund 2, 2 Milliarden Euro
Die Tochtergesellschaft Signa Real Estate Capital Partners der Unternehmensgruppe berät Anleger im Bereich Private Equity Real Estate. Im Fokus stehen innerstädtische Einzelhandelsobjekte sowie Büroobjekte.
Die Tochter Signa Property Funds unterstützt Anleger bei Investitionen. Als bankenunabhängiger Finanzdienstleister entwickelt und vertreibt sie Immobilienanlagekonzepte für Privatanleger und institutionelle Investoren.
Im ersten Halbjahr 2014/2015 ging der Gewinn allerdings weiter zurück. Große Innovationen und Risikobereitschaft sind von dem aktuellen Management ohnehin nicht zu erwarten – und ebenso wenig Wachstumssprünge.
Eine Übernahme von Kaufhof durch Karstadt-Eigentümer Benko böte nach gängiger Lesart die Möglichkeit, Schwung in die festgefahrene Warenhauslandschaft zu bringen.
Über eine deutsche Warenhaus AG - bestehend aus Kaufhof und Karstadt - wird seit Jahren diskutiert. Durch eine Fusion könnten massiv Kosten gespart werden – allein schon wenn die Verwaltung gestrafft und zum Beispiel eine der Zentralen abgebaut wird. "Eine Konsolidierung des Warenhausgeschäfts birgt natürlich viele Chancen für Kunden und Mitarbeiter", sagte Karstadt-Chef Stephan Fanderl jüngst.