
Der neue Kaufhof-Eigentümer HBC will in den kommenden Jahren eine Milliarde Euro in die Warenhauskette investieren. Mit dem Geld sollen in den nächsten fünf bis sieben Jahren Filialen modernisiert und das Online-Geschäft ausgebaut werden. Das kündigte der Chef der kanadischen Hudson's Bay Company (HBC), Jerry Storch, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. „Warenhaus-Unternehmen in aller Welt haben zu lange zu wenig investiert“, sagte Storch. Manche Kaufhäuser seien in die Jahre gekommen und damit auch ihre Kunden.
Noch im Frühjahr sollten die ersten Umbauarbeiten beginnen. Im Herbst sollen schon Ergebnisse zu sehen sein. Kaufhof-Chef Olivier van den Bossche kündigte Investitionen von 32 Millionen Euro allein in den Kaufhof an der Düsseldorfer Königsallee und in das benachbarte Carsch-Haus an.
Galeria Kaufhof im Überblick
2 Millionen Kunden pro Tag.
Quelle: Unternehmensangaben
3,1 Mrd. Euro Umsatz 2013/14.
193 Millionen Euro (Ebit vor Sonderfaktoren) Ergebnis 2013/14.
„Wir wollen das Niveau stückweise anheben und etwas jünger und moderner werden“, sagte der Belgier über die Neuausrichtung des Unternehmens. Geplant sei etwa ein Ausbau des Angebots an Kosmetika, Handtaschen und Schuhen. Ziel sei dabei aber nicht das absolute Luxussegment. „Wir setzen auf bezahlbare Premium-Qualität.“ Daneben würden die bisherigen Marken ihren Platz behalten.
Große Hoffnungen setzt die Warenhauskette außerdem in die Eröffnung von Marken-Outlets unter dem Label Saks Off Fifth. „Das Ziel ist, für deutsche Kunden Schnäppchen in der Innenstadt anzubieten“, sagte Van den Bossche. Die ersten fünf Filialen sollen bereits 2017 eröffnet werden. In den folgenden Jahren sollen jeweils 5 bis 7 Filialen dazukommen. „In Deutschland sehen wir ein Potenzial für rund 40 Standorte“, sagte er.
Das ist die Hudson's Bay Company
Die Hudson´s Bay Company ist Kanadas größtes Kaufhaus und gilt als ältestes Unternehmen Nordamerikas. Die Geschichte von HBC begann 1670, als Charles II von England der Company Eigentum über Land und Bodenschätze in Kanada übertrug. Der damals vollständige Name der Unternehmung: „The Governor and Company of Adventurers of England trading into Hudson´s Bay“.
Rund 200 Jahre kontrollierte HBC vor allem den lukrativen Handel mit Pelzen, dann kaufte Kanada der Gesellschaft die Rechte wieder ab. HBC änderte daraufhin die Ausrichtung, stieg in den Großhandel ein und versorgte Siedler. Auch in der Schifffahrt und im Handel mit Öl und Gas war HBC tätig, bevor sich die Gesellschaft in den 1990er Jahren wieder auf den klassischen Einzelhandel konzentrierte.
Die Hudson’s Bay Company fokussierte sich stets auf Aktivitäten in Kanada und Nordamerika - bis 1970 war ihr Sitz aber London.
Die Historie der HBC ist derart eng mit der Kanadas verknüpft, dass seine Chefs bis heute Gouverneure heißen. Heute hat diesen Posten der US-Amerikaner Richard Baker inne, der das Unternehmen 2008 erwarb. Baker gilt als strategischer und ehrgeiziger Konzernlenker
Schon vor der HBC-Übernahme hatte Baker 2006 amerikanisch Traditionskaufhauskette Lord & Taylor für knapp eine Milliarde Euro gekauft und das Geschäft durch Beleihung der Immobilien finanziert. Auch den vollständigen Kauf der Hudson’s Bay Company im Jahr 2008 finanzierte Baker hauptsächlich durch Schulden. Für rund 2,2 Milliarden Euro kaufte HBC 2013 schließlich die amerikanische Nobelkette Saks Fifth Avenue und deren Ableger OFF 5th. Erneut die entscheidende Geldquelle: beliehene Immobilien. 2015 machte der Konzern klar, in Zukunft auch außerhalb des nordamerikanischen Marktes wachsen zu wollen - durch Zukäufe wie Kaufhof. Neuestes Projekt ist die Einführung der Discount-Luxuskette Saks Off 5th in Deutschland.
Neben der namensgebenden Hudson’s Bay Company gehören zum HBC-Imperium eine ganze Reihe von Handelsunternehmen in Nordamerika. In Kanada ist es die Einrichtungshauskette Home Outfitters. In den USA hat HBC das Luxuskaufhaus Lord & Taylor, die Edelkaufhauskette Saks Fifth Avenue und deren Discount-Designer-Ableger Saks Fifth Avenue OFF 5th übernommen.
Als starkes Rückgrat der Hudson’s Bay Company gelten die Warenhausimmobilien im Besitz des Konzerns. Ihr Wert wird auf etwa 9,6 Milliarden kanadische Dollar geschätzt, rund 6,7 Milliarden Euro. Allein der Saks Fifth Avenue Flagship Store in New York soll mehr als drei Milliarden Euro wert sein.
Mit Saks Fifth Avenue, der Kernmarke Hudson's Bay, der Modekette Lord & Taylor und dem Haushaltswarenhändler Home Outfitters machte HBC zuletzt einen Umsatz von gut neun Milliarden Euro und rund 420 Millionen Euro Gewinn.
Der erste Laden der amerikanischen Luxux-Kaufhauskette wurde 1924 von Horace Saks zusammen mit einer Geschäftspartner auf der New Yorker 5th Avenue eröffnet. 1992 gründete das Unternehmen sein erstes Outletgeschäft in Pennsylvania. Als 1995 weitere Läden eröffnet werden sollten, wurde das Geschäft in Saks Off 5th umbenannt. 2013 übernahm HBC das Unternehmen. Im Jahr 2016 gab es weltweit 41 Fililalen von Saks Fifth Avenue und 117 von Saks Off 5th.
Eine Aufholjagd kündigte der HBC-Chef auch im Online-Handel an. „Wir denken, wir können die Konkurrenz im Internet überholen“, sagte Storch. Die Verbindung von E-Commerce und stationärem Handel sei ein großer Vorteil gegenüber den reinen Internet-Anbietern. Von derzeit 3 bis 4 Prozent soll der Umsatzanteil des Online-Handels in den nächsten fünf bis sieben Jahren auf 10 Prozent wachsen.
Der Chef des Kaufhof-Eigentümers zeigte sich zuversichtlich, dass die Zahl der Beschäftigten in den nächsten Jahren wachsen werde. „Wir investieren eine Milliarde Euro und wollen wachsen. Und wenn man wächst, muss man auch neue Mitarbeiter einstellen.“
Der kanadische Handelsriese Hudson's Bay (HBC) hatte die Warenhauskette am 1. Oktober vergangenen Jahres vom Metro-Konzern für 2,8 Milliarden Euro übernommen. Mit der Geschäftsentwicklung in den ersten Monaten sei man sehr zufrieden, sagte Storch. Im Rumpfgeschäftsjahr zwischen Oktober 2015 und Ende Januar 2016 sei der Kaufhof-Umsatz auf vergleichbarer Fläche um 2,7 Prozent gewachsen. Nähere Angaben machte der Manager nicht.
Während der angeschlagene Konkurrent Karstadt die Tarifbindung verlassen hat, um an den Personalkosten zu sparen, ist ein solcher Schritt bei Kaufhof zurzeit kein Thema, wie Van den Bossche bekräftigte. „Den Ausstieg aus der Tarifbindung schließe ich aus“, betonte er.