Kauforgie in China Wie sich Alibaba die Shopping-Zukunft vorstellt

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Datenschutz? Alibaba will alles über den Kunden wissen

Alibaba verspricht, dass der gesamte Prozess nur 30 Minuten dauere. 50 bis 70 Prozent des Umsatzes sollen die inzwischen 20 Hema-Supermärkte mit Online-Bestellungen machen, teilt das Unternehmen mit. Nur auf die Frage nach Hemas‘ Umsatzzahlen und der angeblichen Effizienz zeigt sich Alibaba extrem verschlossen. Dabei brüstet sich Jack Ma sonst sehr damit, sehr viel über das Geschäft und vor allem den Kunden zu wissen.

Auch beim analogen Shoppen soll das Smartphone unabdingbar werden: Produkte haben Barcodes, die man beim Kaufen selbst einscannen und somit dem eigenen Einkäuferprofil beifügen soll; Kleidung oder Kosmetik lassen sich virtuell mit seinem Gesicht und seinem Körper ausprobieren – und am Ende kann man mit der Alibaba-Bezahl-App Alipay die Rechnung begleichen. „Das Smartphone erlaubt Alibaba, von jedem Kunden ganz viele Daten einzusammeln“, sagt Mei Xinyu, der am Institut für Internationalen Handel und Wirtschaftliche Zusammenarbeit des chinesischen Handelsministeriums forscht.

Mit den Informationen wiederum möchte das E-Commerce-Unternehmen den Kunden genau durchleuchten, um jederzeit wissen zu können, was er wann und warum kaufen will. „Wir wollen alles über die Vorlieben des Kunden wissen“, sagte Alibaba-Marketingchef Chris Tung und will damit Profile über den „Lebensstil unserer 500 Millionen Kunden erstellen“ können. „Wenn wir sehen, dass du Basketballsuperstar LeBron James magst, dann muss Nike dir keine Werbung für Fußballschuhe zeigen, sondern wir können dir gezielt die Infos zu seiner Produktlinie liefern.“

All diese Entwicklungen seien Indikatoren, dass Alibaba „von einem Kommerz-Unternehmen zu einem Technologie-Unternehmen wird“, sagt Liu Xingliang vom Datenzentrum des Forschungsinstituts China Internet. Doch was ist, wenn man überhaupt keine Werbung für LeBron-James-Produkte sehen möchte oder die Verehrung des Basketball-Stars lieber für sich behalten möchte?

Auf Fragen nach Datenschutz und Privatsphäre von westlichen Journalisten blockt Alibaba. Chris Tung weist nur darauf hin, dass man sich ja ins System einwählen müsse, bevor Alibaba die Daten bekommen könne. Was er auslässt: Wer Alibaba-Plattformen wie Hema oder Taobao nutzen möchte, dem bleibt gar keine andere Wahl, als sich einzuwählen und datentechnisch vor dem Unternehmen auszuziehen.

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