Kellerhals' nächster Streich Machtkampf um Media-Saturn eskaliert

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Streit ist geil - Was hinter dem Zwist steckt

Ob sich die Idee durchsetzt, ist fraglich. Zu vergiftet ist das Klima zwischen den Kontrahenten. Dazu trug auch der jüngste Neuerwerb des MSH-Managements bei. So drückte der Vorstand Mitte April die Übernahme der Mehrheit am Online-Portal iBood.com durch.
Das niederländische Unternehmen, das MSH hochtrabend als „Europas größte Liveshopping-Plattform“ feiert, verramscht ähnlich wie Groupon täglich andere Produkte, von Messersets bis zu Sonnenbrillen. Schon vor Jahren soll sich MSH für die Schnäppchenschleuder und die kühnen Wachstumspläne der Gründer interessiert haben.

Bis 2014 sollte der Umsatz laut einer internen iBood-Präsentation auf mehr als 100 Millionen Euro steigen. In der Realität sind es zwar nur 36,4 Millionen Euro geworden. Für die MSH-Leitung ist das offenbar aber kein Problem: „Wir sehen bei diesem noch jungen Unternehmen großes Entwicklungspotenzial“, sagt eine Sprecherin.

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Personalquerelen, Streit um Zukäufe und endlose Gerichtsverfahren – keine Frage, der Stellungskrieg zwischen den MSH-Gesellschafter nimmt immer skurrilere Formen an und hat dazu beigetragen, das Unternehmen zeitweise zu lähmen. Für Außenstehende ist indes kaum noch nachvollziehbar wie der Konflikt eigentlich begann – und selbst Insider rätseln wie er je wieder beigelegt werden kann.

Dabei sah es Anfang 2011 nur nach einer Formalie aus, als Metro-Juristen in der Unternehmenssatzung einen Passus ausgruben, der bis dahin keine Rolle gespielt hatte: Die Möglichkeit, einen Unternehmensbeirat einzuberufen. Das Kalkül dahinter: Metro gehört zwar der Großteil der Stimmrechte bei MSH. Beim Verkauf der Anteile hatten sich die Gründer jedoch umfangreiche Minderheitsrechte einräumen lassen. Der damalige Metro-Chef Eckhard Cordes wollte über die Beiratskonstruktion Kellerhals‘ Veto-Macht brechen.

Entsprechend heftig reagierte der Milliardär: Er warf Cordes vor, sein „Lebenswerk" zerstören zu wollen, und prozessierte sich fortan durch die Instanzen. Dabei ging es weniger um die Gründung des Beirats an sich, als um dessen Zuständigkeit und die Stimmengewichtung innerhalb des Gremiums. Bis heute laufen Gerichtsprozesse zu den Themen.


Auch Cordes-Nachfolger Koch hat den Dauerclinch nicht beenden können. Im Gegenteil: Nach wie vor stehen sich die Parteien unversöhnlich gegenüber. So feuert Kellerhals über seine Website regelmäßig in Richtung Koch und Metro. Die Vertrauenskultur bei MediaSaturn habe sich durch den "Angriff der Metro" in eine "Misstrauenskultur" gewandelt, schreibt der 75-Jährige etwa.

Eine Lösung würde aus Kellerhals‘ Sicht auf einen Verkauf des MSH-Anteils durch Metro hinauslaufen. Er selbst stünde als Käufer bereit.
Doch Koch hält an MSH fest. Banken hätten zwar Optionen für die Zukunft der Kette geprüft, sagte er bei der Hauptversammlung des Konzerns in Düsseldorf. Sie hätten mehrere Möglichkeiten auf den Tisch gelegt, doch habe sich keine davon als erfolgversprechend erwiesen.

Und so steht Ingolstadt derzeit wohl nur eines fest: Der Streit geht weiter.

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