Kik-Konkurrent Takko ist aus dem Takt geraten

Takko hat die Zinszahlungen für eine Anleihe ausgesetzt, um die Liquiditätslage zu verbessern und die Coronaauswirkungen abzufedern. Quelle: dpa

Die Corona-Folgen machen dem Textildiscounter Takko zu schaffen. Das Unternehmen hat Zinszahlungen für seine Anleihen ausgesetzt – und wird für den Finanzinvestor Apax zunehmend zum Problem.

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Mit dem Werbeslogan „Kleider statt Klopapier“ und dem Rabattversprechen „30 Prozent auf alles“ hat der Textildiscounter Takko die Wiedereröffnung seiner Läden nach den coronabedingten Schließungen gefeiert. Ob das ausreicht, um die Finanzlage des Unternehmens mit europaweit mehr als 1900 Filialen und 18.000 Mitarbeitern zu stabilisieren, ist allerdings fraglich. Die Ratingagentur Moody’s hat ihre Bonitätsbewertung von Takko am Montag auf „Caa3“ gesenkt und signalisiert damit erhebliche Ausfallrisiken. Kurz zuvor hatte die Firma ihre Zinszahlungen für eine Anleihe ausgesetzt, um die Liquiditätslage zu verbessern und die Coronaauswirkungen abzufedern. Man sei „zuversichtlich, dass dieser Schritt dazu beitragen wird, die Liquidität des Konzerns zu stärken“, heißt es offiziell.

Zudem wurden Restrukturierer und Anwälte von Gleiss Lutz, One Square Advisors, Simpson Thacher & Bartlett und Wellensiek als Berater engagiert. Dem Vernehmen nach organisieren sich auch die Anleihegläubiger und haben laut Moody’s Houlihan Lokey und Freshfields Bruckhaus Deringer als Berater mandatiert. Die Zeit drängt. Bis Mitte Juni müssen die Beteiligten eine Lösung finden, wollen sie einen Zahlungsausfall vermeiden.

Der wachstumsstarke, aber hoch verschuldete Modehändler mit Sitz in Telgte im Münsterland hatte zuletzt einen Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro erzielt. Das Unternehmen, das einst wie der Hauptwettbewerber Kik zum Beteiligungsreich des Tengelmann-Konzerns zählte, wurde von einem Finanzinvestor an den nächsten durchgereicht. Zuerst schnappte sich Permira die Kette, dann übernahm die Beteiligungsgesellschaft Advent das Kommando. Seit 2010 gehört Takko zu Apax Partners. Der Finanzinvestor hatte die Firma damals für geschätzt 1,2 Milliarden Euro von Advent übernommen und sondiert bereits seit geraumer Zeit einen Verkauf oder Börsengang. Das dürfte nun schwierig werden, auf jeden Fall aber erheblich weniger bringen als bislang erwartet.

Und rasche Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Kaufhof-Karstadt treibt die Sanierung inzwischen mittels Schutzschirm-Insolvenz voran. Das gleiche Schicksal ereilte mehrere deutsche Tochtergesellschaften von Esprit, die Modehandelskette Sinn und die Modekette Hallhuber. Der Damenmode-Filialist Appelrath Cüpper beantragte Insolvenz in Eigenverwaltung. Weitere Unternehmen dürften folgen, denn in vielen Läden stapelt sich derzeit unverkaufte Ware. Doch die Kauflust ist angesichts von Job- und Rezessionsängsten im Keller.

„Die Zurückhaltung der Kunden ist sogar bei der Auswahl der Produkte spürbar“, sagte jüngst Frank Kebekus, vorläufiger Sachwalter bei Karstadt-Kaufhof, im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Die Kunden kaufen sich jetzt vielleicht neue Strümpfe, aber auf den teuren Anzug oder neues Reisegepäck verzichten sie.“ Man rechne im Konzern auch nicht damit, dass die Kunden im kommenden Jahr wieder so einkaufen werden wie vor Corona. Eine Folge: Im Handel droht eine gewaltige Rabattschlacht, die angeschlagene Firmen zusätzlich belasten könnte.

„Im Sommer könnte der Modehandel auf einem Berg von einer halben Milliarde unverkaufter Textilien sitzen“, befürchtet der Sprecher des Handelsverbandes Textil (BTE), Axel Augustin. Schon jetzt stapelten sich im Handel rund 200 bis 300 Millionen unverkaufte Artikel. Dabei ist es verderbliche Ware. Frühlingskollektionen sind schon jetzt schwer zu verkaufen. Dagegen boomt das Secondhand-Geschäft. Mehr Menschen als sonst stöbern, kaufen und verkaufen derzeit bei Online-Plattformen wie Ebay, Kleiderkreisel oder Shpock. Die Anbieter von Neuware kostet auch dieser Trend Umsatz.

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