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Kommentar Obermanns Schicksal liegt in der Hand der Justiz  

Die amerikanischen Aufsichtsbehörden mauern, deshalb legen Telekom und AT&T ihren geplanten Deal vorerst auf Eis. Telekom-Chef Obermann setzt jetzt alles auf eine Karte - ein äußerst riskanter Schachzug.

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Florian Kolf, stellvertretender Chefredakteur Handelsblatt Online Quelle: Frank Beer für Handelsblatt

Düsseldorf Es ist ein Paukenschlag. Auch wenn die Rücknahme des Verkaufsantrags für die amerikanische Tochter der Deutschen Telekom möglicherweise ein prozesstaktischer Schachzug sein sollte – er zeigt, dass der Telekom langsam die Argumente ausgehen. Jetzt setzt Telekom-Chef Renè Obermann alles auf eine Karte.

Denn Obermann begibt sich komplett in die Hand des US-Justizministeriums – und damit in die Hand der US-Justiz. Im Februar 2012 startet der Prozess, den das Justizministerium gegen den geplanten Zusammenschluss angestrengt hat. Diese kartellrechtliche Untersuchung soll prüfen, ob die Übernahme den Wettbewerb so behindert, dass für Millionen Amerikaner im Mobilfunkmarkt die Auswahl sinkt und die Preise steigen. Das zumindest ist die offen geäußerte Befürchtung des Ministeriums.

Sollte diese Ansicht sich im Prozess durchsetzen, ist der Deal praktisch tot. Deswegen wollen sich die Deutsche Telekom und AT&T offenbar ganz auf dieses Verfahren konzentrieren. Dass sie trotz des hohen Zeitdrucks unter dem sie stehen, den Verkaufsantrag bei der Telekomaufsicht in der Zwischenzeit auf Eis legen, zeigt, dass sie das Gerichtsverfahren nicht gerade als Selbstläufer ansehen.

Bis gestern bestand eine letzte Hoffnung, dass eine wohlwollende Beurteilung der Telekommunikationsaufsicht FCC die Richter im Kartellverfahren milde stimmen könnte. Doch das hat sich zerschlagen. Zu eindeutig sind die Aussagen des FCC-Chefs Genachowski, der von einem erheblichen Abbau des Wettbewerbs spricht.

Angesichts dieser Lage dürften wohl nur noch ausgeprägte Optimisten daran glauben, dass der Verkauf der Telekom-Tochter gelingen kann. Auch wenn die Rücknahme des Verkaufsantrags nicht endgültig sein muss und beide Parteien beteuern, dass sie langfristig an dem Verkauf festhalten wollen, haben sie heute ein Zeichen gesetzt: Die Chancen für den Deal tendieren gegen Null.

Fatal ist das insbesondere für Telekom-Chef Obermann. Denn der Verkauf der angeschlagenen US-Tochter sollte sein Meisterstück werden. Entsprechend gefeiert wurde die Einigung mit AT&T. Sollte dies jetzt doch noch misslingen, hat Obermann keinen wirklichen Plan B für das US-Geschäft. Damit werden sicherlich rasch auch unangenehme Fragen zur Strategie des Managements kommen. Insofern hat der Telekomchef auch seine persönliche Zukunft in die Hand der US-Justiz gelegt.

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