Konkurrenz für Amazon Edeka will direkt in den Kühlschrank liefern

Edeka kooperiert mit einem Start-up, das die Lieferung direkt in den Kühlschrank legt. Ähnliches plant Amazon – aber bisher nur in USA.

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Die Tochter von Edeka bringt online bestellte Lebensmittel bis ins Haus.

Düsseldorf Lange Zeit sah es so aus, als ob Edeka das Onlinegeschäft mit Lebensmitteln fast komplett verschlafen würde. Während Konkurrent Rewe schon in 70 Städten auslieferte, kam der Marktführer nicht über einzelne Tests hinaus. Doch seit Edeka im vergangenen Jahr den von Kaiser's Tengelmann gegründeten Dienst Bringmeister übernommen hat, scheint den Händler die Experimentierlust gepackt zu haben. So baute er das Angebot massiv aus und bringt die Waren in Berlin am gleichen Tag und auf Wunsch in einem Zeitfenster von einer Stunde.

Jetzt betritt das Unternehmen richtiges Neuland. Dank einer Kooperation mit dem Haushaltsservice Cary kann Bringmeister in Berlin den Kunden künftig die Waren bis in den Kühlschrank liefern – selbst wenn diese gar nicht zuhause sind. Ein sogenanntes Smart Lock, also ein elektronisches Schließsystem, öffnet dem Boten automatisch die Tür. Dieser stellt dann je nach Wunsch die Waren in den Flur oder räumt sie direkt in den Vorratsschrank oder eben den Kühlschrank.

Damit ist die Edeka-Tochter in Deutschland nicht nur der erste Lebensmittelhändler, der einen solchen Service anbietet. Sie ist sogar schneller als der Onlineriese Amazon. Der hat unter dem Namen Amazon Key ein ähnliches System für die Paketzustellung entwickelt. Dieses bietet er seit Oktober vergangenen Jahres an - allerdings bisher nur in ausgewählten Städten in den USA. Dabei wird das Schloss elektronisch geöffnet, wenn der Bote vor der Tür steht. Zugleich geht eine Kamera an, die überwacht, dass er nicht auch das Haus ausräumt.

Edeka hat im Gegensatz zu Amazon das System jedoch nicht selbst entwickelt. Cary ist ein Service von VC/O, der digitalen Unternehmenssparte des Heizungsbauers Viessmann. Diese Firmeneinheit mit Sitz in Berlin arbeitet an der Kombination von Design, Technologie und neuen Unternehmensideen, hauptsächlich aus dem Bereich Smart Home.

Cary bietet seinen Kunden ein elektronisches Schließsystem kombiniert mit Haushaltsdienstleistungen wie Hausputz oder Handwerkerleistungen. Man kann sogar einen Wäschedienst buchen, der die Klamotten abholt, wäscht und wieder in den Schrank hängt. Die Grundgebühr für ein Smart Lock beträgt 9,99 Euro im Monat, die Services kosten extra. Ein wöchentlicher Hausputz beispielsweise kostet 49,99 Euro.

Nun können sich Cary-Kunden auch Lebensmittel liefern lassen, die sie über die Website von Bringmeister bestellen. Dort gibt es das komplette Angebot eines klassischen Supermarktes, also auch individuell abgewogene Frischware. Auch die Rücknahme von Pfand und Getränkekisten ist über Cary möglich.

Cary betont, dass die Dienstleistungen sicher sind, weil der Kunde genau auswählen kann, wem er zu welchen Zeiten Zugang gewährt. Doch Umfragen zeigen, dass die Deutschen grundsätzlich sehr zurückhaltend sind, solche Angebote zu nutzen. So hat die Zeitschrift „Chip“ im November vergangenen Jahres eine entsprechende Befragung beim Meinungsforscher Civey in Auftrag gegeben. Dabei antworteten mehr als 93 Prozent, sie würden keinen Paketservice nutzen, bei dem der Bote Zugang zur Wohnung bekommt, wenn man nicht da ist. Nur 1,4 Prozent der Befragten gaben an, sie würden so einen Service auf jeden Fall nutzen.

Genährt wird diese Skepsis zusätzlich von Meldungen, dass es Hackern gelungen sei, die Software von Amazon Key zu knacken. So gab es zunächst Berichte, dass es wegen einer Sicherheitslücke möglich sei, die Überwachungskamera zeitweilig vom Netz zu nehmen. In der vergangenen Woche dann berichtete die britische Tech-Website The Register, es sei Hackern gelungen, das Schloss zu überlisten und die Tür zu öffnen.

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