London Der britisch-niederländische Konsumgüterhersteller Unilever droht seinen Werbeetat bei digitalen Plattformen wie Facebook und Google einzuschränken. Marketing-Chef Keith Weed sagte am Montag auf einer Konferenz in Kalifornien laut Redetext, man werde künftig nur noch Reklame machen, wo Kinderschutz gewährleistet sei und keine „Spaltung“ der Gesellschaft vorangetrieben werde. „Als zuverlässiger Anzeigenkunde will Unilever nicht auf Plattformen Werbung machen, die keinen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten“, sagte der Manager des Herstellers von Dove-Seife und Ben&Jerry's-Eis. Das Unternehmen könne nicht weiter eine digitale Lieferkette stützen, die in Sachen Transparenz manchmal einem Sumpf gleiche. Zudem werde man das Thema geschlechtsspezifische Stereotypen angehen.
Die Warnung dürfte an den IT-Riesen nicht spurlos vorbeigehen, denn Unilever gehört zu den wichtigsten Werbekunden der Welt. Das Marketing-Budget beträgt CNN zufolge rund 9,8 Milliarden Dollar pro Jahr, ein Viertel der Anzeigen sei digital.
Facebook und Google dominieren wegen ihrer enormen Reichweite den Online-Werbemarkt seit Jahren. Schätzungen zufolge gingen mehr als 60 Prozent der digitalen Anzeigenerlöse im vergangenen Jahr an Facebook und Google.
Unilever selbst war voriges Jahr stark in die Kritik geraten wegen einer Dove-Werbung auf Facebook, die vielen als rassistisch galt. Das Unternehmen hatte sich daraufhin entschuldigt. Weed sagte, Konsumenten sei der Mehrwert für Werbekunden weitgehend egal. „Aber es geht sie sehr wohl etwas an, wenn sie ihre Marken sehen, die neben Anzeigen platziert sind, die Terror finanzieren oder die Ausbeutung von Kindern.“