Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Konzernzerschlagung Neckermanns Logistiksparte vor dem Aus

Beim insolventen Versandhändler Neckermann fallen die Entscheidungen. Während die profitable Übergrößen-Tochter eine neue Heimat findet, zeichnet sich ein Ende für das Frankfurter Großlager ab.

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Niedergang der Ikonen
LoeweDer schwer angeschlagene TV-Gerätehersteller hat Antrag auf Insolvenz in Eigenregie gestellt. Im Juli hatte Loewe Gläubigerschutz beantragt - der Konzern kann dabei versuchen, sich unter gerichtlichem Schutz zu sanieren und wird weiter von seinem Management geführt. Nun folgt die Planinsolvenz. Loewe-Chef Matthias Harsch zeigt sich zuversichtlich bis Ende Oktober einen finanzkräftigen Investor aufzutun. Man habe sechs Angebote. Sollte sich darunter kein passender Partner finden "ist es natürlich aus", sagte Harsch. Loewe steckt tief in den roten Zahlen, zuletzt hatte das Minus die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt. Im ersten Halbjahr 2013 brach der Umsatz um 40 Prozent auf nur noch 76,5 Millionen ein. Von den 1000 Mitarbeitern sind noch knapp 700 übrig. Quelle: dpa
Telefunken Quelle: dpa
Grundig Quelle: dpa/dpaweb
Kodak Quelle: dpa
NeckermannDer Versandhändler meldet am 18. Juli 2012 Insolvenz an. Der amerikanische Investor Suncapital will nicht noch mehr Geld ins Geschäft pumpen. Geschäftsführung und Arbeitnehmervertreter hatten sich zwar auf ein Konzept geeinigt, wie der Abbau von 1.400 der 2.500 Stellen von statten gehen soll, doch Suncapital hielt die Kompromiss für nicht tragfähig und teilte mit: " Unter den gegebenen Rahmenbedingungen kann das Unternehmen in der bestehenden Form nicht fortgeführt werden."Neckermann wurde 1950 von Josef Neckermann ins Leben gerufen. Der Versandhändler zählte neben Otto und Quelle zu den größten deutschen Versandhäusern. Der 1961 eingeführte Slogan "Neckermann macht's möglich" wurde zum geflügelten Wort. Neckermann stieg zudem ins Reisegeschäft ein, verkaufte Fertighäuser und Versicherungen und betrieb auch eine Kaufhauskette. In den 1970er Jahren geriet das Stammhaus in die Krise und wurde 1977 mehrheitlich von der Karstadt AG übernommen, die später mit dem Versandhändler Quelle fusionierte und schließlich im Touristik- und Handelskonzerns Arcandor aufging. Arcandor ging 2009 in die Insolvenz. Quelle: dpa
Schlecker Quelle: REUTERS
Agfa - Fotofilme Quelle: dpa/dpaweb

Der insolvente Versandhändler Neckermann wird zerschlagen. Keine Zukunft hat nach Gewerkschaftsinformationen der große Betriebsteil der Logistik mit rund 820 Beschäftigten. Für weitere Unternehmensteile laufen noch Übernahmeverhandlungen. Dagegen wurde die auf Übergrößen spezialisierte Tochter Happy Size vom Pforzheimer Konkurrenten Klingel gekauft.

Ein Großteil der rund 80 Arbeitsplätze bleibe in Frankfurt erhalten, erklärte der Investor, der das Neckermann-Filetstück Happy Size bis zum Jahresende in seine K-Mail Order GmbH eingliedern will. Kundendienst und Logistik sollen künftig über Pforzheim abgewickelt werden. Klingel ist eines der größten Versandhäuser Deutschlands und beschäftigt am Hauptsitz Pforzheim rund 2000 Mitarbeiter. Über die 1998 gegründete Happy Size war ein paralleles Insolvenzverfahren eingerichtet worden. Verwalter Niklas Lütcke von der Kanzlei CMS Hasche Sigle bezeichnete den Verkauf zu einem nicht genannten Preis als „zukunftsträchtige Lösung“.

Für Frankfurt gibt es keinen Retter

Im Frankfurter Zentrallager werden hingegen wohl schon am Freitag die Lichter ausgehen. „Es gibt keinen Investor, der sich dafür interessiert“, sagte der Frankfurter Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig und bestätigte Informationen aus Unternehmenskreisen. In der Logistik arbeiten rund 820 Menschen, die demnach in der kommenden Woche arbeitslos werden. Zum Monatsende läuft das von der Arbeitsagentur gezahlte Insolvenzgeld aus. US-Eigentümer Sun Capital ist nicht bereit, weiteres Geld etwa für einen Sozialplan zur Verfügung zu stellen.

Für andere Neckermann-Geschäftsbereiche mit über 1000 weiteren Beschäftigten soll es noch aussichtsreiche Verhandlungen mit zwei Interessenten geben, hieß es am Montag nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses in Frankfurt. Einen Abschluss teilte die Insolvenzverwaltung zunächst nicht mit. Die Arbeitsagentur hat sich auf erhebliche Probleme bei der Vermittlung der Neckermann-Leute eingestellt. Es sei eine besondere Herausforderung, dass nahezu alle den gleichen Arbeitsort hätten, hatte der Leiter der Regionaldirektion Hessen, Frank Martin, angemerkt. Hinzukommen fehlende Ausbildungsabschlüsse, geringe berufliche Qualifizierungen sowie sprachliche oder gesundheitliche Defizite.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%