




Der insolvente Versandhändler Neckermann wird zerschlagen. Keine Zukunft hat nach Gewerkschaftsinformationen der große Betriebsteil der Logistik mit rund 820 Beschäftigten. Für weitere Unternehmensteile laufen noch Übernahmeverhandlungen. Dagegen wurde die auf Übergrößen spezialisierte Tochter Happy Size vom Pforzheimer Konkurrenten Klingel gekauft.
Ein Großteil der rund 80 Arbeitsplätze bleibe in Frankfurt erhalten, erklärte der Investor, der das Neckermann-Filetstück Happy Size bis zum Jahresende in seine K-Mail Order GmbH eingliedern will. Kundendienst und Logistik sollen künftig über Pforzheim abgewickelt werden. Klingel ist eines der größten Versandhäuser Deutschlands und beschäftigt am Hauptsitz Pforzheim rund 2000 Mitarbeiter. Über die 1998 gegründete Happy Size war ein paralleles Insolvenzverfahren eingerichtet worden. Verwalter Niklas Lütcke von der Kanzlei CMS Hasche Sigle bezeichnete den Verkauf zu einem nicht genannten Preis als „zukunftsträchtige Lösung“.
Für Frankfurt gibt es keinen Retter
Im Frankfurter Zentrallager werden hingegen wohl schon am Freitag die Lichter ausgehen. „Es gibt keinen Investor, der sich dafür interessiert“, sagte der Frankfurter Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig und bestätigte Informationen aus Unternehmenskreisen. In der Logistik arbeiten rund 820 Menschen, die demnach in der kommenden Woche arbeitslos werden. Zum Monatsende läuft das von der Arbeitsagentur gezahlte Insolvenzgeld aus. US-Eigentümer Sun Capital ist nicht bereit, weiteres Geld etwa für einen Sozialplan zur Verfügung zu stellen.
Für andere Neckermann-Geschäftsbereiche mit über 1000 weiteren Beschäftigten soll es noch aussichtsreiche Verhandlungen mit zwei Interessenten geben, hieß es am Montag nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses in Frankfurt. Einen Abschluss teilte die Insolvenzverwaltung zunächst nicht mit. Die Arbeitsagentur hat sich auf erhebliche Probleme bei der Vermittlung der Neckermann-Leute eingestellt. Es sei eine besondere Herausforderung, dass nahezu alle den gleichen Arbeitsort hätten, hatte der Leiter der Regionaldirektion Hessen, Frank Martin, angemerkt. Hinzukommen fehlende Ausbildungsabschlüsse, geringe berufliche Qualifizierungen sowie sprachliche oder gesundheitliche Defizite.