Korruptionsvorwürfe Die dubiosen Tricks bei Media Markt

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Rechtswidrige Vertragsklausel

Prominente Unterstützung - Comedian Mario Barth trommelte als Werbemaskottchen für Media Markt und verbreitete die Botschaft: „Das ist mein Laden!“ Quelle: obs

Der Kartellrechtsexperte Hans-Peter Schwintowski, Professor an der Berliner Humboldt-Uni, sieht den Vertrag zwischen MSH und Debitel skeptisch: „Die geheime Vertragsklausel ist nicht nur ungewöhnlich, sondern meiner Ansicht nach auch rechtswidrig.“ So verbiete das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, dass Unternehmen mit so einer starken Marktposition wie MSH „durch ihre geschäftlichen Handlungen die Entscheidungsfreiheit von Wettbewerbern und Verbrauchern spürbar beeinträchtigen“, sagt Schwintowski. „Nach Abschluss der Erfolgsbeteiligung wurde Debitel gegenüber O2 wohl eindeutig bevorzugt.“

MediaSaturn sieht das anders: „Die Zusammenarbeit mit Debitel ist nicht nur aus unserer Sicht kartellrechtlich unbedenklich; die Vereinbarungen sind nicht zuletzt auch in Abstimmung mit externen Juristen gestaltet und geprüft worden und sind unter keinerlei Gesichtspunkt kartellrechtlich zu beanstanden.“ Permira wollte sich zu der Geheimklausel nicht äußern.

Klar ist: Für Permira und MSH lohnte sich der Deal. Auch mithilfe von MSH steigerte Debitel 2007 den Gewinn um 36 Millionen auf 148 Millionen Euro, ein im Vergleich zu Vorjahren überdurchschnittliches Plus von 32 Prozent. Kurz nach Bekanntgabe der 2007er-Zahlen verkaufte Permira Debitel für 1,6 Milliarden Euro an Freenet.

Subjektive Beratung durch Promoter

Wie reizvoll das Telekommunikationsgeschäft bei Media Markt sein kann, zeigt auch ein anderer Vorgang, der in Ingolstadt zurzeit für Gesprächsstoff sorgt.

Auf einer 20 Quadratmeter großen Fläche unter Leuchtreklamen von Vodafone, Telekom und Alice buhlen ein halbes Dutzend Mitarbeiter um die wenigen Kunden. Sie verkaufen DSL-Verträge für den Internet-Zugang.

Media-Saturn

Was viele Kunden nicht ahnen: Solche Verkäufer, die sogenannten Promotoren, werden in der Regel nicht direkt von Herstellern oder Telekomanbietern in die Läden entsandt oder sind gar Media-Markt-Angestellte. Sie werden meist über spezielle Agenturen angeheuert, die Media Markt bestimmt. Vor allem ein Unternehmen war jahrelang gut im Geschäft: Marketing Vision (MV) aus dem hessischen Wetzlar. Bis zu dem Media-Markt-Auftrag lief es für die Promotion-Truppe aus der Provinz schlecht. Rund vier Millionen Euro Schulden drückten MV, Agenturchef Peter N. hatte seine Geschäftsanteile an die örtliche Stadtsparkasse verpfändet. Doch im Frühjahr 2005 gelang ihm ein Coup: Wann immer Promotoren in einem der Media Märkte DSL-Verträge verkaufen sollten, wurde fortan seine MV-Tochter Addvision eingeschaltet. Doch wie konnte der Wetzlarer Werbekrauter den Großkunden gewinnen?

Der Sonnenkönig von Media-Markt

Dem Agenturchef attestieren frühere Mitarbeiter „viel Charisma“, aber „wenig kaufmännischen Durchblick“. Im Urlaub hatte er Jahre zuvor einen Media-Markt-Manager kennengelernt – Bruno H. Dessen Einfluss war kaum zu unterschätzen. Als „Sonnenkönig“ bezeichnen ihn Mitarbeiter. Der Regionalmanager war für alle Märkte im Süden zuständig und pflegte beste Beziehungen zum damaligen Deutschland-Chef Rook.

Diese Konstellation, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft Augsburg, nutzte der Regionalchef, um Marketing Vision Promotionaufträge im Gesamtvolumen von fast 50 Millionen Euro zuzuschanzen. Agenturchef Peter N. soll sich mit knapp 3,6 Millionen Euro Schmiergeld revanchiert haben, ein Teil der Beute ging anschließend an Rook. So die Vorwürfe, wie sie sich aus dem Haftbefehl gegen den Regionalchef ergeben. Die Beschuldigten ließen Anfragen der WirtschaftsWoche unbeantwortet.

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