Kritik an One-Love-Entscheidung des DFB Nach Rewes Sponsor-Stopp: So reagieren die anderen DFB-Sponsoren

Deutschlands Torhüter und Kapitän Manuel Neuer trägt die Kapitänsbinde mit der Aufschrift One Love. Die Kapitäne der nationalen Fußballverbände dürfen bei der WM in Katar nicht mit der Binde auflaufen. Quelle: dpa

Nach der Entscheidung des DFB, die „One Love“-Armbinde doch nicht zu tragen, kündigt die Supermarktkette Rewe die Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund – andere Sponsoren haben zumindest Redebedarf.

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Die Kölner Supermarktkette Rewe reagierte schnell und überraschend: Mit sofortiger Wirkung beende der Konzern seine Partnerschaft mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), verkündete Rewe am Dienstagvormittag. Vorausgegangen war am Montag eine Entscheidung des Fußballweltverbands Fifa: Die Kapitäne der nationalen Fußballverbände dürfen bei der aktuell ausgetragenen Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nicht mit der „One Love“-Kapitänsbinde auflaufen, einer in Regenbogenfarben gehaltenen Armbinde, die als Zeichen für Diversität und Menschenrechte angesehen wird.

Sollten nationale Verbände das Verbot ignorieren, drohte die Fifa ihnen mit Gelben Karten sowie möglichen weiteren, nicht näher definierten sportlichen Strafen für das Turnier. Daraufhin hatte der Deutsche Fußball-Bund verkündet, dass Kapitän und Torhüter Manuel Neuer die Binde beim Auftaktspiel gegen Japan nicht tragen werde. „Die skandalöse Haltung der Fifa ist für mich als CEO eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan absolut nicht akzeptabel“, begründete Rewe-Chef Lionel Souque die schnelle Trennung vom DFB. Indirekt kritisierte der Rewe-Chef damit auch die deutschen Fußballfunktionäre.

Der DFB versuchte daraufhin, sein Einknicken mit weiteren Schritten zu verdrängen. Am Dienstagnachmittag hieß es, der Verband prüfe den Gang vor den internationalen Sportgerichtshof Cas. Auch andere DFB-Sponsoren haben nun offenbar Redebedarf, wie eine Umfrage der WirtschaftsWoche zeigt. Die Deutsche Telekom, seit 2005 offizieller Partner des Deutschen Fußball-Bundes, schrieb auf Anfrage, man halte zwar „nichts von überstürzten Entschlüssen“ und müsse „zunächst die Hintergründe der Entscheidung des DFB verstehen“. Weiter heißt es: „Deshalb werden wir zeitnah mit dem DFB über die gesamte Thematik sprechen.“ Die Telekom nehme ihre Verantwortung „für Gesellschaft und Umwelt sehr ernst“.

Auch die Düsseldorfer Versicherungsgruppe Ergo teilte auf Nachfrage mit, man habe die DFB-Entscheidung zur Kenntnis genommen: „Wir bedauern, dass die Binde nicht getragen wird.“

Volkswagen teilte mit, es habe beim DFB „in den letzten Monaten viele gute Entwicklungen“ gegeben. „Und wir wollen auch zukünftig mit dem DFB gemeinsam an positiven Veränderungen im Fußball insgesamt arbeiten.“ Das Verhalten der FIFA bezeichnete VW indes als „nicht akzeptabel“, berichtet die dpa.

Laut dem Würzburger Unternehmen Flyeralarm, einem von 14 DFB-Sponsoren, hatte die DFB-Führung am Dienstag „den direkten Austausch mit seinen Partnern zur aktuellen Lage rund um die Kapitänsbinden-Problematik gesucht“. Namentlich genannt werden DFB-Präsident Bernd Neuendorf sowie Geschäftsführer Holger Blask. „Die Partner hatten Gelegenheit, auch ihre Enttäuschung und Erwartungshaltung an den DFB unmittelbar zu adressieren“, heißt es von Flyeralarm.

Die Onlinedruckerei erklärte weiter, man sei im Rahmen der Partnerschaft mit dem DFB „nicht vor Ort in Katar werblich präsent und hat auch auf sonstige Aktivierungen rund um das Turnier gänzlich und bewusst verzichtet“. Insofern sehe man „keinen akuten Handlungsbedarf für unsere Engagements“. Flyeralarm ist seit der Saison 2019/2020 Namenssponsor der deutschen Frauen-Bundesliga, zudem schaltet das Unternehmen Bandenwerbung bei Länderspielen außerhalb von Turnieren.

Das Berufsbekleidungsunternehmen Engelbert Strauss betont, an der Partnerschaft mit dem DFB festzuhalten. Man wolle gemeinsam für die Werte wie Diversität, Respekt und Gleichberechtigung eintreten, „vor allem auch für die Achtung der Menschenrechte“. Das Unternehmen kritisiere „die Haltung und die gesetzten Richtlinien des Weltverbandes Fifa gegen eine klare Zeichensetzung durch die One-Love-Armbinde sehr scharf“. Engelbert Strauss habe sich „bewusst gegen werbliche Maßnahmen und Aktivierungen rund um die WM entschieden und ist im Rahmen seiner DFB-Partnerschaft auch in keiner anderen Form vor Ort in Katar präsent.“

Deutlich sichtbarer im Rahmen der Fußball-WM in Katar tritt die Lufthansa als DFB-Sponsor auf. Immerhin sind die Profifußballer sowie das Betreuerteam medienwirksam mit einer Lufthansa-Maschine mit Sonderlackierung auf die arabische Halbinsel geflogen: Auf der „Fanhansa“ genannten Maschine prangte der Schriftzug „Diversity wins“; allerdings flog diese Maschine nicht bis zum Zielort nach Katar, sondern nur nach Maskat, der Hauptstadt des Oman, wo die Passagiere in eine andere Maschine wechselten.

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Der Flugkonzern erklärte auf Anfrage: „Lufthansa beabsichtigt nicht, die Partnerschaft mit dem DFB zu beenden.“ Man bringe „Gäste aller Nationen und Kulturen zusammen“ und heiße alle an Bord willkommen – „unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft, Religion, Nationalität, sexueller Orientierung oder Identität“, erklärte das Unternehmen. Und der Airbus A330 mit der „Diversity Wins“ Sonderlackierung werde zurzeit „auf verschiedenen Langstreckenverbindungen eingesetzt, auch nach Doha“.

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