Künstliche Intelligenz im Handel Der Code weiß, was Sie morgen kaufen möchten

Parfum, Handtasche und Luxusuhr im Algorithmus Quelle: Marcel Stahn

In der Boutique, im Online-Shop oder daheim werden Programme die Wünsche der Kunden künftig vorhersehen und besseren Service bereitstellen. Die Daten dafür liefert jeder selbst.

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Es klingt wie der ideale Traum des bestehenden stationären Handels. Auf der Suche nach neuen Stücken für den kommenden Frühling betritt der Kunde seine Lieblingsboutique. Der Berater, der die Vorlieben seines etwas eigenwilligen Kunden seit Jahren kennt, pickt aus dem sorgfältig kuratierten Sortiment die Pullover und Hosen heraus, deren Schnitte und Farben die Persönlichkeit des Kunden spiegeln und unterstreichen.

Das alles natürlich in Kenntnis der jüngsten Trends in der in Quartalen denkenden Modeindustrie. Der Kunde lässt einpacken, schüttelt die Hand des Verkäufers und tritt zufrieden mit Taschen bepackt auf die Straße.

In wenigen Jahren ist das Erlebnis das gleiche: Der Kunde betritt nur nicht unbedingt ein Geschäft dafür, sondern stöbert am Smartphone im Online-Shop. Er ist dort auch nicht seit Jahren Kunde, sondern klickt das erste Mal dorthin. Das Sortiment wurde auch nicht auf Basis des Verkäuferwissens kuratiert, sondern anhand der Informationen, die der Kunde alltäglich von sich selbst preisgibt. Und es ist auch nicht mehr eine Modefirma in Paris, die Trendfarben vorgibt, sondern die frischen Farben sind Ergebnis der Auswertung von Millionen in Messengern versandten Fotos der Zielgruppe, sei sie jung oder alt.

Möglich macht das Künstliche Intelligenz – KI oder auch AI für Artificial Intelligence ist die Basis für eine präziseren, kundenfreundlicheren Handel, unabhängig davon, ob er dem Kunden online oder stationär begegnet. Und das mit Macht.

Die meisten Menschen denken bei KI zunächst an ein durch Hollywood-Filme geprägtes Bild, so die Analysten des Unternehmens Juniper Research. Sie unterteilen in drei Kategorien: Zum einen die KI, die in einem sehr begrenzten Umfang ein Problem löst, wie es zum Beispiel Systeme tun, die lernen, die Anschreiben an Banken oder Krankenkassen zu interpretieren und darauf selbstständig zu antworten oder eine Aktion zu starten.

Als Artificial General Intelligence (AGI) sehen sie in Abgrenzung dazu Künstliche Intelligenz, die auf Augenhöhe mit der menschlichen Intelligenz ist. Und zu guter Letzt die Artificial Superintelligence (ASI) die helfen soll, medizinische Probleme zu lösen und bereits heute jeden Menschen bei Spielen wie Schach, Poker oder Go deklassiert.

Der Handel gehört nach Gesundheit oder Internetsicherheit zu den fünf größten Branchen, in denen Investoren ihre Hoffnungen auf eine ertragreiche Zukunft legen. Sie tun das vor allem nicht allein in den USA im Silicon Valley, sondern auch in China oder Indien. Die dortigen Märkte sind bereits heute viel offener für den E-Commerce, mobile Zahlmethoden und ein Shoppingerlebnis der anderen Art.

Weitgehend unbeachtet wurden 2017 die größten Investitionen im E-Commerce in China getätigt. So beteiligten sich Investoren wie Tencent Holding oder Sequoia Capital im Oktober mit vier Milliarden US-Dollar an Meituan-Dianping. Das Unternehmen aus Peking betreibt die Seite meituan.com, auf der Kunden als Gruppe Gutscheine für die Auslieferung von Lebensmitteln aber auch Kinokarten kaufen.

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