Lebensmittelindustrie Kampf gegen die Vertrauenskrise

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Studien belegen eklatantes Misstrauen

EU-Richtlinie: Künftig muss auf der Verpackung stehen, wieviele Kalorien, Fett und Zucker drin sind. Verbraucher können Dickmacher und Kalorienbomben im Supermarkt künftig leichter erkennen. Auf Verpackungen von Lebensmitteln und Getränken müssen ab 2014 Angaben zu Fett, Zucker, Salz, Kohlenhydraten sowie der Kaloriengehalt stehen. Quelle: dpa

  

Nur noch knapp mehr als ein Viertel der Verbraucher ging nach einer GfK-Umfrage in diesem Jahr davon aus, ihre Lebensmittel würden ausreichend kontrolliert. Und die Brandmeyer Markenberatung befand in einer aktuellen Studie: Knapp zwei Drittel der Konsumenten vertrauen den Produktangaben der Hersteller nicht mehr. Laut einer Erhebung im Auftrag des Fresenius-Instituts glauben sogar nur neun Prozent der Verbraucher den Angaben der Hersteller. 

Für die Industrie sind das alarmierende Zahlen. Sie fühlt sich ungerecht behandelt, vor allem von den Medien. „Der Tenor der Berichterstattung ist überwiegend negativ“, beklagte Werner Wolf, Präsident des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), auf der Jahrestagung seines Verbands. Mit einer groß angelegten Kommunikationsstrategie wolle man künftig gegensteuern. Zu sehen ist davon bislang nichts, denn die Lebensmittelbranche muss sich erst einmal bemühen, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Mit dabei sind Landwirtschaft, Handel, Industrie,  Handwerk und viele weitere. Dem BLL gehören 90 Verbände, 300 Unternehmen und rund 100 Einzelmitglieder an. „Es wird eine Kommunikationsoffensive der kompletten Lebensmittelwirtschaft. Wir sind dabei, das zu organisieren“, sagt Wolf zurückhaltend. Über Inhalte wolle er noch nicht sprechen. „Das Ganze soll im November spruchreif sein.“ Die Finanzierung sei geklärt. Die Millionen können also fließen, den Erfolg einer solchen Kampagne kann niemand vorhersagen. 

Verbraucher fürchten Mogelpackungen

Vertreter der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sähen es lieber, wenn in mehr Transparenz statt in Imagekampagnen investiert würde. Sie fordern eine klare Kennzeichnung der Lebensmittel. Martin Rückert, Sprecher der Organisation. Foodwatch: „Die Verbraucher haben das Recht, anhand der Verpackung direkt zu erkennen, was drin ist.“ Dass Verbraucher diese Informationen auch tatsächlich wollen, zeigen Ergebnise einer Fresenius-Studie, nach der mehr als die Hälfte der Supermarktkunden fürchtet, sich Mogelpackungen in den Warenkorb zu legen. Angst haben viele auch vor versteckter Gentechnik. Ein Weg zu mehr Transparenz ist die sogenannte Ampelkennzeichnung, mit der beispielsweise der Fett- und Zuckergehalt eines Produkts rot gekennzeichnet wird, wenn er vergleichweise hoch ist. In Großbritannien gibt es eine solche Ampel seit 2006, und Foodwatch erzählt gern, wie gut die Erfahrungen damit in dem Land seien.

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