Lesotho Vorwurf des sexuellen Missbrauchs in Fabriken für Levi's, Wrangler und Co.

In einer afrikanischen Fabrik soll es zu Nötigungen gegenüber Frauen gekommen sein. Die Firmen reagieren mit einem Aktionsplan auf die Vorwürfe.

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In Lesotho soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Quelle: AP

New York In Fabriken eines Textilunternehmens in Lesotho hat es sexuellen Missbrauch und Nötigung von Frauen gegeben, die Jeans für Levi's, Wrangler, Lee und The Children's Place nähen. Die US-Markenunternehmen, die die Herstellung ihrer Textilien an den Subunternehmer ausgegliedert haben, reagierten am Donnerstag bestürzt.

Sie kündigten ein zweijähriges Programm in Kooperation mit der US-Entwicklungshilfebehörde USAID an. Sie wollten, dass sich alle ihre Beschäftigten, insbesondere Frauen, „sicher, frei und selbstbestimmt“ fühlen könnten, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Unternehmen. In den Fabriken sollten unabhängige Ermittlungsgruppen Anlaufstellen für Frauen werden, die Beschwerden vorbringen wollen.

Das für Arbeitnehmerrechte international eintretende Washingtoner Worker Rights Consortium legte zuvor einen Bericht vor, der detailliert Übergriffe männlicher Vorgesetzter und Kollegen auf Näherinnen und andere Mitarbeiterinnen der taiwanischen Nien-Hsing-Textilfabriken in Lesotho dokumentiert. Vor allem Vorgesetzte missbrauchten demnach ihre Position, um Frauen in sexuelle Beziehungen zu nötigen. Dafür hätten sie Jobsicherheit und Beförderungen in Aussicht gestellt. Dutzende Frauen berichteten in Interviews von ihren Erfahrungen.

„Männliche Kollegen fassen Frauen auf eine Art an, die nicht angemessen ist“, sagte eine Arbeiterin. „Die ausländischen Manager schlagen Frauen auf den Hintern und berühren ihre Brüste. Manchmal nehmen sie sie mit nach Hause, um Sex zu haben“, sagte ein andere. Sexistische Sprüche im Arbeitsalltag seien noch dazu gekommen. Versuche, sich gewerkschaftlich zu organisieren, seien von Managern bekämpft worden.

Der für Nachhaltigkeit zuständige Vizepräsident von Levi Strauss, Michael Kobori, sagte, sofort nach Erhalt des Berichts habe er Nien Hsing mitgeteilt, „dass das nicht toleriert wird und ihnen aufgetragen, einen korrigierenden Aktionsplan auszuarbeiten“. The Children's Place teilte mit, eine weitere Zusammenarbeit mit Nien Hsing sei von „erheblichen und nachhaltigen Veränderungen“ abhängig.

Nien Hsing sagte zu, mit Gewerkschaften und Frauenrechtsorganisationen in Lesotho zusammenzuarbeiten, um einen neuen Verhaltenskodex zu entwickeln. Der Vorsitzende Richard Chen erklärte: „Wir streben nach einem sicheren Arbeitsplatz für alle Arbeiter in unseren Fabriken.“ Neben jenen in Lesotho hat Nien Hsing auch Produktionsstätten in Mexiko, Taiwan und Vietnam.

Rund 80 Prozent der Beschäftigten in der Textilindustrie weltweit sind Frauen, berichtet der Global Fund for Women. Der setzt sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in Südasien ein, insbesondere Bangladesch, Indien, Myanmar und Vietnam.

Eine leitende Programmdirektorin des Worker Rights Consortium, Rola Abimourched, hofft, dass die angestrebten Veränderungen in Lesotho zu einem Modell für Fabriken in anderen Ländern werden.

Mehr: Weg von der Werkbank China: Elektronikhersteller suchen alternative Standorte.

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