Lidl Die Herren Schwarz

Wie aus einer Heilbronner Südfrüchte-Großhandlung das Lidl-Imperium entstand.

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Lidl-Schilder Quelle: AP

Dieter Schwarz gilt als einer der reichsten Deutschen, seine Lidl-Läden und Kaufland-Märkte gibt es in ganz Europa.  Den Grundstein für das Billig-Imperium legte aber bereits sein Vater, der Heilbronner Unternehmer Josef Schwarz. Er war 1930 als Gesellschafter in die Südfrüchte-Großhandlung Lidl & Co eingestiegen, die ihre Kunden in Heilbronn noch per Pferdefuhrwerk mit Bananen und Zitronen belieferte. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau. Josef Schwarz schloss sich der A&O Handelskette, einer Keimzelle der späteren Markant an und baute das Geschäft aus. Der Senior "entwickelte den Fruchthandel zu einer Lebensmittelgroßhandlung weiter", ist auf der Homepage der Ende September 2012 eröffneten Josef-Schwarz-Grundschule in Neckarsulm zu lesen.

Dieter Schwarz, Herr über die Discount-Giganten Lidl und Kaufland, will mit seiner Schwarz-Gruppe den ewigen Rivalen Aldi vom Thron stoßen. Wie er dafür sein Billigimperium zum Taktgeber der Branche aufmöbelt.
von Henryk Hielscher

Auf der Seite der Privatschule prangt ein schwarz-weiß-Bild des Namensgebers. Es zeigt einen ergrauten Mann mit großer Brille und adrettem Anzug samt Krawatte, der freundlich in die Kamera schaut. Der gestrenge Händler konnte auch anders. Ende der 60er Jahre hatten die Stadtoberen in Heilbronn einen Bauantrag der Familie auf die lange Bank geschoben. In der Nachbargemeinde Neckarsulm wollte der damals junge SPD-Bürgermeister Erhard Klotz gerade ein Immobilienareal am Stadtrand entwickeln.

Vater wollte den Namen "Lidl" nicht hergeben

Also seien Vater und Sohn kurzerhand in sein Büro marschiert und hätten gefragt: "Wann können wir bauen?", erinnert sich Klotz, der heute Vorsitzender der Dieter Schwarz Stiftung ist. 1972 zog die Gruppe in das Gewerbegebiet Röteln zwischen Neckarsulm und Heilbronn. Wenig später eröffnete der damals 32-jährige Junior in Ludwighafen den ersten Discount-Markt nach dem Vorbild der Gebrüder Albrecht, die mit Aldi rund 12 Jahre Vorsprung hatten. Schwarz‘ Vater war von dem Vorhaben zunächst wohl wenig begeistert und hätte den Namen Lidl für das Experiment kaum hergegeben.

Um den Laden nicht Schwarz-Markt nennen zu müssen, kaufte der Filius dem pensionierten Berufsschullehrer Ludwig Lidl für 1000 Mark die Namensrechte ab und startete auf eigene Faust. Die Schul-Homepage lobt dennoch "Ideen" und "Weitsicht" des Alten als "Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens". Als Josef Schwarz im März 1977, im Alter von 74 Jahren, starb, lief die Expansion des Sohnes gerade richtig an. Anders als die Albrecht-Brüder verließ sich Dieter Schwarz dabei nicht nur auf die kleinen Discount-Läden.

Er war zeitweise am Handelskonzern Spar beteiligt und am Lebensmittelhändler Kathreiner. Schwarz betrieb Cash&Carry-Großmärkte und versuchte mit der Marke Hauser im Baumarktgeschäft zu reüssieren. Am Ende konzentrierte sich die Gruppe jedoch auf Lidl und Kaufland und nutzte den Fall der Mauer, um im Osten die Marktführerschaft zu erringen und das Imperium fortan nach Osteuropa auszudehnen. "Ich habe früh erkannt, dass nur kompromissloses Wachstum den Bestand der Firma sichern konnte", gab Schwarz Junior einst selbst zu Protokoll.

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