Lidl-Mutterkonzern Nachfolger für den Nachfolger gefunden

Einkaufswagen stehen vor einer Filiale des Lebensmitteldiscounters Lidl. Quelle: dpa

Langzeitboss Klaus Gehrig schied im Streit aus der Schwarz-Gruppe aus und setzte damit ein Personalkarussell in Gang: Nun zeichnet sich ab, wer seine Nachfolge übernimmt und wer demnächst neuer Lidl-Chef werden dürfte.

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Nun ist es offiziell: Im Handelsregister wurde der Rückzug von Klaus Gehrig als Chef der Schwarz-Gruppe, dem Mutterkonzern von Kaufland und Lidl, besiegelt.

Bei der Schwarz Unternehmenstreuhand, dem Machtzentrum von Europas größtem Handelskonzern, sei Langzeitmanager Gehrig „aus der Gesellschaft ausgeschieden“, heißt es in einer Registereintragung. Gleichzeitig sei „Herr Dieter Schwarz (…) als neuer persönlich haftender Gesellschafter in die Gesellschaft eingetreten“. 

Die Botschaft ist klar: Der Inhaber übernimmt das Kommando, wenn auch nur für absehbare Zeit. Bereits Anfang Juli, als es zum Bruch kam und der Konzern Gehrigs Abgang kommunizierte, hieß es: Dieter Schwarz nehme die Rolle des Komplementärs, die in der komplizierten Firmenstruktur de facto dem Posten eines CEOs entspricht, nur „so lange wahr, bis Gerd Chrzanowski, der designierte Nachfolger und jetzige Vorstandsvorsitzende von Lidl, das Mandat übernehmen kann.“

Kurzum: Erst wenn es einen neuen Lidl-Chef gibt, kann Chrzanowski die Nachfolge von Ex-Schwarz-Chef Gehrig antreten und Dieter Schwarz sich wieder zurückziehen. Dieser Punkt scheint nun näher zu rücken. Zumindest teilte der Discountkonzern mit, dass Kenneth McGrath zum 1. Oktober 2021 den stellvertretenden Vorstandsvorsitz von Lidl übernimmt und „zukünftig das internationale Geschäft des Handelsunternehmens verantworten“ soll. Damit ist der Weg von McGrath an die Lidl-Spitze vorgezeichnet. Durch den schrittweisen Wechsel können die Neckarsulmer einen sauberen Übergang gewährleisten und die verschiedenen Personalien der Gruppe besser aufeinander abstimmen.

Kenneth McGrath bringt Discounterfahrung mit 

Kenneth McGrath ist seit mehr als zwei Jahrzehnten im internationalen Handelsgeschäft tätig. Der 46-Jährige ist aktuell Chef des US-Discounters Save-A-Lot, bringt aber auch Lidl-Erfahrung aus dem Ausland mit. So führte er zwischen 2009 und 2013 die irische Lidl-Landesgesellschaft und „erreichte in dieser Zeit ein signifikantes Kunden- und Umsatzwachstum“, teilt die Schwarz-Gruppe mit. Ab 2013 leitete er den Markteintritt von Lidl in den USA, bevor er 2015 zum Digitalunternehmen Digicel wechselte und später zu Save-A-Lot. „Ich freue mich sehr, dass wir mit Kenneth McGrath einen internationalen Handelsexperten und Manager mit langjähriger Erfahrung zurückgewinnen konnten, der bereits zu unserem Erfolg beigetragen hat“, kommentiert Noch-Lidl-Chef Chrzanowski den Wechsel.

von Henryk Hielscher, Karin Finkenzeller, Julian Heißler, Jörn Petring, Sascha Zastiral

Bei Lidl erwarten McGrath indes andere Umsatzdimensionen als bei seinem bisherigen Arbeitgeber. Lidl erreichte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 9,9 Prozent auf 96,3 Milliarden Euro. Insgesamt setzte die Schwarz-Gruppe 125,3 Milliarden Euro um, elf Milliarden Euro mehr als im Vorjahr.

Mehr zum Thema: Mit eiserner Hand hat Klaus Gehrig die Schwarz-Gruppe nach vorne gepeitscht und mit Lidl und Kaufland die Handelswelt umgepflügt. Sein Vermächtnis: 125 Milliarden Euro Umsatz, 12.900 Filialen, 500.000 Mitarbeiter.

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