Lidl und Aldi Warum Lidl das Discounterduell gegen Aldi verliert

Mit lichten Läden und Milliardeninvestitionen wollte Lidl den Rivalen Aldi 2017 als Discountkönig entthronen. Doch daraus wird nichts.

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Das Phantom des deutschen Handels zeigte sich an einem späten Freitagabend Mitte März. Dieter Schwarz, Herr über die Handelsketten Lidl und Kaufland, einer der reichsten und zugleich öffentlichkeitsscheusten deutschen Unternehmer, stand andächtig auf einer Großbaustelle in Heilbronn. Zusammen mit Gattin Franziska verfolgte der Milliardär, wie ein Autokran das 25 Meter lange Verbindungsstück einer Brücke zentimetergenau einpasste.

Applaus brandete auf, als ein Arbeiter schließlich die geschwungene Brücke überquerte, die jetzt die verschiedenen Einrichtungen des Heilbronner Bildungscampus verbindet. Ohne die Dieter Schwarz Stiftung gäbe es die Hochschule nicht.

Sie gilt als eine Art Vermächtnis des Milliardärs, ein Lebenstraum, der sich durch den Brückenschlag nun seiner Vollendung nähert.

Wie die neuen Lidl-Filialen aussehen
Auch Lidl wird edel: Glasfronten, Aluminiumverblendungen und einem kombinierter Ein- und Ausgangsbereich sollen „ein Einkaufserlebnis“ für die Kunden zu schaffen. Quelle: Presse
Im Inneren dominiert die Farbe Grau und hat das zuvor bekannte Lidl-Blau abgelöst. Das deutet sich schon im Eingangsbereich an. Quelle: Presse
Lidl Quelle: Presse
Lidl

Es war einer der wenigen Momente, in denen sich Schwarz der Öffentlichkeit präsentierte. So wie einst die Albrecht-Brüder im Verborgenen Aldi hochzogen, arbeitet Schwarz im Verborgenen daran, eben jenen Erzrivalen vom Discounterthron zu stoßen.

Doch das gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht: Eigentlich wollten die Lidl-Manager spätestens im kommenden Jahr die Nummer eins sein. Aktuellen Prognosen zufolge werden sie dieses Ziel aber wohl frühestens in fünf Jahren erreichen. „Zwar wird Lidl in den kommenden Jahren stärker wachsen als Aldi Nord und Süd“, sagt Discountexperte Boris Planer vom Brancheninformationsdienst Planet Retail. „Doch Aldi wird die Position als globale Nummer eins noch über Jahre verteidigen.“

Die weltweite Umsatzentwicklung von Aldi und Lidl.

Laut den Prognosen von Planet Retail, die der WirtschaftsWoche vorliegen, dürften Aldi Nord und Aldi Süd ihren Bruttoumsatz in den kommenden Jahren jeweils um einen Milliardenbetrag steigern. Zusammen bringen die beiden schon heute knapp 83,3 Milliarden Euro auf die Waage, rund sieben Milliarden Euro mehr als Lidl. Erst in fünf Jahren soll der Discounter demnach die beiden Aldi-Ketten mit einem weltweiten Bruttoumsatz von rund 105 Milliarden Euro nahezu eingeholt haben (siehe Grafik).

2023 – und damit exakt 50 Jahre nachdem Schwarz seinen ersten Lidl-Markt eröffnete – könnte schließlich das große Finale im Wettstreit der Discountsysteme folgen.

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