Lieferdienst startet in München Amazon verbündet sich mit Dallmayr

Der Internetriese Amazon liefert jetzt auch in München frische Lebensmittel aus. Die Amerikaner holen sich für ihr Fresh-Angebot traditionsreiche bayerische Händler an Bord – wie etwa das Delikatessenhaus Dallmayr.

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Ähnlich wie in anderen Städten werden über Fresh auch Produkte einiger örtlicher Anbieter geliefert. Dazu gehören in München unter anderem der Feinkost-Spezialist Dallmayr sowie einige Stände vom Viktualienmarkt. Quelle: obs/Amazon.de

München Als Dallmayr einst als erster Münchener Händler seine Schaufenster beleuchtete, da sorgte das für böses Blut. Die Pferdebesitzer fürchteten, ihre Tiere würden angesichts des hellen Lichts durchgehen. Anekdoten wie diese erzählt Dallmayr-Gesellschafter Florian Randlkofer gerne. Sollen sie doch belegen, dass das mehr als 300 Jahre alte Münchener Feinkosthaus schon immer seiner Zeit voraus war.

Auch in diesen Tagen sieht sich Randlkofer wieder an der Speerspitze der technischen Entwicklung. Denn der Dallmayr-Chef hat sich mit dem Internet-Riesen Amazon verbündet, der jetzt auch frische Lebensmittel in München ausliefert. „Wir haben keine Berührungsängste Amazon gegenüber. Im Gegenteil: Wir müssen uns nach dem Markt richten und mit der Zeit gehen“, sagte Randlkofer im Gespräch mit dem Handelsblatt. 350 Artikel bietet das Traditionshaus über die Online-Plattform an, vom geräucherten Lachs bis zum Feinkostsalat.

Dallmayr ist einer von 20 lokalen Händlern, die beim Start von Amazon Fresh in München dabei sind. Dazu zählen auch Stände vom Viktualienmarkt, etwa das Gewürzwerk, Schlemmermeyer oder der Tölzer Kasladen. Den Service hat das US-Unternehmen schon vor mehr als einem Jahrzehnt in Amerika gegründet. In Deutschland begann Amazon im Frühjahr in Berlin, später folgte Hamburg.

Nun ist die bayerische Landeshauptstadt dran. Das Konzept ist einfach: „Die Konsumenten können ihren gesamten Wocheneinkauf nun zuhause und online tätigen“, erläutert Fresh-Deutschlandchef Florian Baumgartner. Neben Lebensmitteln sind auch viele andere Waren des täglichen Bedarfs im Sortiment, insgesamt mehr als 300.000 Produkte.

Zehn Euro kostet die Dienstleistung im Monat, dafür dürfen die Leute so häufig bestellen wie sie mögen. Einzige Bedingung: Jeder Bon muss mindestens 50 Euro betragen. Wer morgens ordert, der bekommt seinen Salat, die Tomaten oder das Müsli rechtzeitig zum Abendessen nachhause geliefert. Bei Bestellungen bis 23 Uhr dürfen sich die Leute einen Zeitraum von zwei Stunden am nächsten Tag aussuchen.

Wie viele Kunden in Berlin und Hamburg mitmachen, das verrät Amazon nicht. Auch zu den Zielen für München wollte sich Baumgartner nicht äußern. Nur so viel: „Erfolg bedeutet für uns, dass die Kunden regelmäßig bei Amazon Fresh bestellen.“


Regionales Sortiment im Vordergrund

Zumindest in den Großstädten haben die Deutschen inzwischen die Qual der Wahl unter verschiedenen Lebensmittel-Lieferdiensten. Deutschlands größte Supermarkt-Kette Edeka ist mit Bringmeister in Berlin und München an den Start gegangen. Rewe liefert bereits in zahlreichen Regionen und auch die Metro-Tochter Real drängt in das neue Geschäft.

Amazon bietet schon länger Lebensmittel auf seiner herkömmlichen Internetseite ein. Allerdings findet sich dort nur Ware, die nicht verderblich ist. Mit dem Angebot Prime Now können die Kunden frische Ware sogar innerhalb einer Stunde bekommen, jedoch nur in Berlin und München.

Mit Fresh richtet sich der Konzern nun noch einmal etwas anders aus. Hier steht nicht das Tempo im Vordergrund, sondern die die riesige Auswahl und die Einbindung der Händler vor Ort. „Wir möchten ein Sortiment anbieten, das lokal und regional verwurzelt ist“, betont Manager Baumgartner. In München heißt das: Süßer Senf steht ebenso auf dem Programm wie Weißwürste und Radi.

Dallmayr-Chef Randlkofer hofft, gemeinsam mit Amazon Käufer zu erreichen, die sich sonst nicht auf den Weg in sein Geschäft in der Innenstadt machen würden: „Für uns ist das eine zusätzliche Möglichkeit, unsere Produkte an neue und bestehende Kunden zu liefern.“

In Amerika ist Amazon freilich schon einen Schritt weiter – und jüngst selbst in den klassischen Handel eingestiegen. Vorstandschef Jeff Bezos übernahm im Sommer für 13,7 Milliarden Dollar die Supermarktkette Whole Foods.

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