Liquiditätsprobleme Lufthansa drängt zur Eile beim staatlichen Rettungspaket

Die Liquiditätsreserven der Lufthansa schmelzen immer weiter ab. Der Vorstand dringt auf eine baldige Lösung beim staatlichen Rettungspaket.

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Seit Wochen wird in der Bundesregierung über ein Paket aus Krediten und Beteiligungen an der Lufthansa im Volumen von neun Milliarden Euro verhandelt. Quelle: Reuters

Im Ringen um ein milliardenschweres staatliches Finanzpaket für die Lufthansa in der Coronakrise hofft der Vorstand der Fluggesellschaft auf eine baldige Lösung. Die staatliche Unterstützung werde immer dringlicher, hieß es in einer Information des Managements an die Beschäftigten, die Reuters am Dienstag vorlag.

„Da sich unsere Liquidität absehbar weiter verringert, hoffen wir auf einen raschen Abschluss der politischen Willensbildung und einen zukunftsweisenden Kompromiss in Berlin, der auch unsere Zukunftsfähigkeit im globalen Wettbewerb berücksichtigt“, erklärten Lufthansa-Chef Carsten Spohr und seine Kollegen.

Seit Wochen wird in der Bundesregierung über ein Paket aus Krediten und Beteiligungen an der Lufthansa im Volumen von neun Milliarden Euro verhandelt. In der Regierung ist umstritten, ob der Staat mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie bei der Lufthansa einsteigen soll.

Diese von der SPD bevorzugte Variante würde dem Staat viel Einfluss auf die Strategie der Airline-Gruppe, die durch die Reiseverbote zur Abwehr der Pandemie existenziell bedroht ist, gewähren. Die Unionsparteien wollen den Konzern mit öffentlichen Geldern stützen, ihm aber möglichst wenig ins Geschäft reinreden. Dafür setzte sich auch die Lufthansa selbst vehement ein. Von Insidern in Berlin hieß es zuletzt, es gebe noch keine Lösung.

In der Information für die rund 138.000 Beschäftigten zeichnet der Vorstand ein trübes Bild des Passagierverkehrs in den kommenden Jahren. Wegen des Corona-Schocks hatte die Lufthansa 700 ihrer insgesamt etwa 760 Flugzeuge auf dem Boden lassen müssen. Davon sollen 100 Flugzeuge ganz stillgelegt oder abgeschafft werden.

Die Nachfrage werde sich nur schrittweise erholen, sodass im kommenden Jahr noch 300 Flugzeuge nicht eingesetzt werden sollen. Im Jahr darauf müssten noch 200 Flugzeuge außer Dienst bleiben. „Im Sommer 2023, wenn die Krise hoffentlich überstanden sein wird, werden wir dann voraussichtlich immer noch eine um 100 Flugzeuge kleinere Flotte haben“, hieß es weiter.

Von dem Geschäftseinbruch werde auch das Servicegeschäft des Konzerns in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb müssten auch Lufthansa Technik und die Cateringtochter LSG, von der das Europa-Geschäft an die Schweizer Gategroup verkauft werden soll, Stellen in großer Zahl reduzieren.

Die 100 Flugzeuge, die ausgemustert werden sollen, führen allein schon rein rechnerisch zu einem Personalüberhang von 10.000 Stellen. Die Lufthansa will mit den Gewerkschaften über Möglichkeiten der Personalkostensenkung verhandeln, um möglichst viele der Betroffenen weiter beschäftigen zu können.

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