Location-based Services Wie das Smartphone die Einkaufsmeile retten soll

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"Für mich hat sich das bisher durchaus ausgezahlt"

„Der Kunde muss einen Mehrwert geboten bekommen und diesen auch als solchen wahrnehmen“, sagt Niklas Mahrdt, Professor für Digitale Strategien und Direktor des Media Economics Instituts. „Entsteht eine Informationsflut ohne Mehrwert, wird er die App löschen.“

Dass das beim ersten Versuch nicht jedem Händler gelingt, ist nicht verwunderlich. „Der Handel muss diese neue Kommunikationsform erst einmal lernen“, sagt Mahrdt. „Es fehlen im Moment noch die Erfahrungswerte. Hier muss noch viel ausprobiert werden.“

Auf Anhieb Erfolg mit ihrem Angebot hat Vera Schipper. Wer in ihrem Laden zeigt, dass er über die Gelbe-Seiten-App auf sie aufmerksam geworden ist, kriegt den Smoothie für zwei anstatt für drei Euro – was funktioniert, wie Schipper sagt: „Für mich hat sich das bisher durchaus ausgezahlt.“ Nach etwas mehr als einer Stunde haben immerhin schon 15 Kunden ihre Push-Mitteilung vorgezeigt.

Das Thema Mobile Commerce wird für den Handel immer wichtiger - und bietet Chancen für Einzelhändler, die Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Eine aktuelle Studie zeigt, wie Kunden ihr Handy beim Einkaufen nutzen.

Darunter Alexander Schmitt. Der 30-Jährige ist auch ansonsten angetan von der App. „Das ist gut gemacht“, sagt er. Schnäppchenjäger können per Fingerstreich vielfach Angebote und Vergünstigungen finden.

Nun ist so ein Feldversuch inklusive verkaufsoffenem Sonntag natürlich ein Event. Im Vorfeld und während des Wochenendes haben Studenten der Hochschule für Medien Stuttgart die App beworben. Auch deswegen haben bis zum Sonntagvormittag mehr als 1000 Menschen die App in Durlach heruntergeladen.

Wie viele sie dauerhaft nutzen werden, ist  offen. Am Anfang ist noch alles neu und spannend, die Kunst für den Anbieter ist es, die Nutzer dauerhaft zu binden. Experten sprechen vom „Honeymoon-Effect“,  Flitterwocheneffekt. Zudem ist der Service der Gelben Seiten für die Händler nur an diesem Wochenende kostenlos. Wer ihn danach weiter nutzen möchte, muss zahlen.

Ob sich das für die Händler lohnt? „Die Logik von standortbezogenen Diensten ist mittlerweile allen Händlern bewusst, nur kann keiner aktuell eine große Reichweitenchance in der Nutzung erkennen“, sagt Mahrdt.

Zum Problem könnten insbesondere die Bedenken der Kunden werden. Goldhammer schreibt in einer Studie, dass nur 36 Prozent der Deutschen sich bei der Nutzung standortbezogener Dienste sicher fühlen. „Das ist das deutsche Datenschutzdilemma“, sagt Goldhammer. „Jeder freut sich über die Livedaten aus dem Navi, aber niemand möchte wissen, wie die Staumeldungen zustande kommen.“

Mobile Verkaufsschlager
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Platz 4: DamenbekleidungNicht nur Herrenbekleidung wird vermehrt mobil gekauft – der Anteil der Damenbekleidung, die über das Smartphone gekauft wird, liegt mit 16,4 Prozent noch höher. Ob nun immer mehr Männer die Geschenke für ihre Frau auch vom Sofa aus kaufen, lässt sich anhand der Agof-Studie leider nicht herausfinden. Quelle: dpa

Verbraucherschützer bemängeln, dass Nutzer von Shopping-Apps durchleuchtet werden: Einkaufsvorlieben ließen sich über Jahre nachverfolgen und vergleichen, Bewegungs- und Interessenprofile erstellen – bei den Gelben Seiten ist das zwar noch Zukunftsmusik, die technischen Möglichkeiten dafür gibt es aber durchaus.

Ist der Nutzen groß genug, werden Datenschutzbedenken allerdings bei vielen ohnehin verdrängt von dem Gefühl ein Schnäppchen zu schlagen. Traditionelle Treuekarten wie Payback geben schon heute detaillierte Einblicke in die Einkaufsgewohnheiten, weil sie ganze Warenkörbe scannen und diese Informationen anonymisiert an Händler weitergeben. Warum also sollten Nutzer bei einer App Probleme mit der Datensammelei haben? „Der Kunde muss im Endeffekt nicht begeistert werden“, sagt Mahrdt. „Ihm ist es egal, ob er eine Information auf Grundlage von Cookies oder Location-based Services erhält.“

 

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