Logistik IG Metall setzt ihren „Häuserkampf“ fort

Kontraktlogistiker arbeiten eng mit Autoherstellern oder Maschinenbauern zusammen. Nun sind die Verhandlungen über einen Flächentarifvertrag für die Branche gescheitert. Die Gewerkschaft zeigt sich weiter kampfbereit.

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Kontraktlogistiker liefern Ware bis ans Fließband. Quelle: dpa

Berlin Sie liefern Vorprodukte ans Fließband, stellen Bauteile für die Produktion zusammen oder mischen sogar in der Montage mit: Aufgaben, die Autohersteller oder Maschinenbauer früher selbst übernommen haben, wickeln heute oft sogenannte Kontraktlogistiker ab – neben ihren eigentlichen Transportaufgaben. Das Problem aus Sicht der IG Metall: Die Beschäftigten werden nach dem Logistiktarif bezahlt, der deutlich unter dem Niveau des Metalltarifs liegt.

Die Gewerkschaft hatte sich deshalb zum Ziel gesetzt, auch für die Kontraktlogistik einen Flächentarif abzuschließen. Doch die Gespräche mit dem Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall sind nun nach vier Verhandlungsrunden gescheitert. „Die Arbeitgeber haben eine große Chance vertan“, kritisierte IG Metall-Chef Jörg Hofmann in Frankfurt. „Ein Tarifvertrag hätte in dieser Branche für klare, stabile Verhältnisse gesorgt.“

Den Anspruch, auch bei den Kontraktlogistikern einen Fuß in die Tür zu bekommen, gibt die größte deutsche Gewerkschaft damit aber nicht auf. Die Beschäftigten ließen sich nicht länger mit niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen abspeisen, sagte Hofmann. Dies zeigten Regelungen, die bereits in einzelnen Betrieben erkämpft worden seien.

Tatsächlich hat die IG Metall bei großen Serviceunternehmen wie Imperial Automotive Logistics in Osnabrück, Rudolph Logistik in Wolfsburg, der Schenker AG in Hannover oder Schnellecke in Hannover Tarifverträge erkämpft. Anfang Dezember vergangenen Jahres war nach mehreren Warnstreiks eine Einigung mit dem Audi-Kontraktlogistiker Scherm in Ingolstadt gelungen. Dort steigen die Löhne nun um insgesamt vier Prozent, außerdem führt das Unternehmen ein transparentes Eingruppierungssystem analog zur Metall- und Elektroindustrie ein. Mit dem Haustarifvertrag beim Logistiker Schnellecke, der unter anderem bei Volkswagen unter Vertrag steht, hat die IG Metall nach eigenen Angaben eine Erhöhung der Stundenlöhne um 11,6 Prozent und eine Arbeitszeitverkürzung von 39 auf 37,5 Wochenstunden durchgesetzt.

Das Geld war laut Hofmann letztlich neben dem Streit um die Reichweite und die Verbindlichkeit der Abmachungen denn auch der Hauptgrund für das Scheitern der Verhandlungen über den Flächentarif. Die zentrale Tarifkommission der IG Metall hat aber festgelegt, nun den „Häuserkampf“ bei den Logistikern fortzusetzen. Statt einen für alle Unternehmen verbindlichen Tarifvertrag zielt die Gewerkschaft damit auf individuelle Haustarife ab, wie sie bei Schenker oder Schnellecke bereits erzielt wurden. Da die Gewerkschaft auch in der Kontraktlogistik gut organisiert ist, müssen sich die Unternehmen der Branche auf weitere Arbeitskämpfe einstellen.

Konkurrenz aus dem Gewerkschaftslager hat die IG Metall dagegen kaum zu befürchten. Zwar ist die Logistik eigentlich die klassische Domäne der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Beide Arbeitnehmervertretungen hatten aber Anfang 2016 in einer Vereinbarung ihre jeweiligen Reviere abgegrenzt. Demnach ist die IG Metall zuständig, wenn ein Kontraktlogistiker überwiegend für einen Endkunden arbeitet, der in den Organisationsbereich der IG Metall fällt, oder gar in dessen Werk tätig ist. Verdi hingegen organisiert vor allem Unternehmen, die ausschließlich rein logistische Tätigkeiten erbringen und gegenüber dem Kunden nicht weisungsgebunden sind.   

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