Lovro Mandac will nicht fusionieren Die Überlebensstrategie für Galeria Kaufhof

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Kleine Verhältnisse

Aufgewachsen als Sohn eines kroatischen Einwanderers in kleinen Flensburger Verhältnissen, musste er sich nach dem Abitur sein Geld selbst verdienen und gab einmal Erreichtes nicht so schnell wieder auf. Mandac überführte Mercedes-Jahreswagen von Stuttgart nach Flensburg. Nachts ging es im Schlafwagen in die Schwabenkapitale, tagsüber auf der Autobahn zurück. Heute fährt er BMW. Seinen ersten Lohn investierte er in einen lindgrünen Ausgehanzug von Boss und ein violettes Hemd. „Damals hatte ich allerdings noch 20 Kilo weniger auf den Rippen“, merkt Mandac an. Heute trägt der 63-Jährige Anzüge in gedeckten Farben, die Hemden sind weiß, allein sein Faible für auffällige Krawatten blitzt ab und an auf.

Das Wirtschaftsstudium in Hamburg finanzierte er mit Taxifahren. „Aber Arbeit schadet nicht“, so Mandac. Nach dem Studium ging es für den Diplom-Kaufmann als Revisor beim Plattenverlag Thorn/Emi in Hamburg los. Es folgten Stationen bei der Airlinetochter der Reederei Hapag-Lloyd und bei dem deutschen Ableger des Elektronikkonzerns Panasonic inklusive eines Aufenthalts bei der Muttergesellschaft in Japan. Dort arbeitete Mandac in der Finanzverwaltung und sah mit Erstaunen, dass Geschäftspläne, die fast 50 Jahre zuvor entwickelt worden waren, auch eintrafen. Seine Strategie für Kaufhof ist auf immerhin fünf bis zehn Jahre ausgelegt, konkrete, mit Zahlen unterfütterte Pläne reichen drei Jahre in die Zukunft.

Und wie sieht die aus? Mandac steht auf, öffnet den weißen Schrank in der hinteren Büroecke und holt – nein, nicht die geheimen Strategiepapiere – sondern eine Schachtel Gauloises heraus, setzt sich wieder und zückt ein rotes Feuerzeug mit dem Aufdruck Switzerland. „Dass es eine weitere Konsolidierung im europäischen Warenhausgeschäft geben wird, ist klar“, sagt Mandac und atmet den Rauch aus. „Die Frage ist nur, wann.“

Handelsexperten erwarten, dass es vor allem für Filialen in den mittelgroßen Städten hart wird. Auch bei Kaufhof dürfte in den kommenden Jahren das eine oder andere Haus die Pforten schließen. Gerade wurde das Aus für eine Filiale in Düsseldorf verkündet. Viel Aufregung gab es nicht.

Anders als die Karstadt-Granden hat das Kaufhof-Management nie in Leuchtturmfilialen zig Millionen Euro verbrannt oder ist vermeintlich großen Deals wie einem internationalen Netzwerk von Luxuskaufhäusern nachgerannt. Stattdessen sortierte die Riege um Mandac regelmäßig unrentable Filialen aus, investierte in die Fläche statt in einzelne Prunkhäuser und hielt die Ausgaben im Zaum. Obwohl die Umsätze von Kaufhof in den vergangenen zehn Jahren um insgesamt rund 19 Prozent zurückgingen, liegen die Gewinne seit Jahren stabil jenseits der 100-Millionen-Euro-Marke (siehe Grafik Seite 62). „Bei Kaufhof wurde die Kostenstruktur früh angepasst“, bilanziert der ehemalige Kaufhof-Konzernchef Jens Odewald. „Das hat Karstadt erst Jahre später nachgeholt.“ Odewald war es auch, der Mandac 1987 einstellte.

„Wir suchten damals jemanden, der von außen kommt, frischen Wind mitbringt, was von Bilanzen versteht, aber kein reiner Finanzmann ist“, erinnert sich Odewald. „Mandac war der richtige Kandidat.“ Er sei weltoffen, verbindlich im Auftritt und habe Humor. Ein Foto aus jener Zeit zeigt einen jungen Mann mit Halbbart und kariertem Sakko, der freundlich lächelnd in die Kamera blickt und den Eindruck vermittelt, er wolle er gleich die Nachrichten verlesen.

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