
Die Lufthansa verhandelt nach Informationen von Reuters-Insidern mit der Bundesregierung nicht nur über Finanzhilfen in Form von Krediten, sondern auch über eine Staatsbeteiligung. Es gehe um einige Milliarden Euro, sagten mehrere Personen mit Kenntnis des Vorgangs der Nachrichtenagentur am Donnerstag.
Beteiligt an den Gesprächen sei auf Bankenseite unter anderem die Deutsche Bank. Die genaue Höhe des Finanzbedarfs der Airline, die wie die meisten anderen Gesellschaften wegen der Corona-Pandemie Passagierflüge weitgehend eingestellt hat, blieb demnach offen.
Vergleichbare Fluggesellschaften wie American Airlines meldeten beim Staat bereits bis zu zwölf Milliarden Dollar Finanzbedarf an, es könnte laut Reuters also um ein zweistelliges Milliardenvolumen gehen.
Rund um den Globus sind Airlines so massiv von den Folgen der Coronakrise getroffen, dass sie auf staatliche Hilfe angewiesen sind. Die Lufthansa könnte Kredit über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau erhalten. „Wir sind mit der Bundesregierung im engen Austausch, um die Liquidität zu sichern“, sagte ein Lufthansa-Sprecher.
Zu Einzelheiten lehnte er einen Kommentar auf Anfrage von Reuters ab. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich ebenfalls nicht äußern.
Spohr will nicht zu viel Macht abgeben
Eine Mehrheitsbeteiligung des Staates als Rettung in der Not hatte Vorstandschef Carsten Spohr im Interview mit dem „Spiegel“ ausgeschlossen: „Eine Verstaatlichung hat die Bundesregierung ja schon öffentlich verneint.“
Staatliche Hilfe sei im Ausnahmefall für ein wettbewerbsfähiges Unternehmen wie die Lufthansa legitim. Am Ende komme es darauf an, dass die unternehmerische Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit erhalten bleibe.
Der Bund war bis 1994 Hauptaktionär, der Anteil von damals 36 Prozent wurde bis 1997 komplett verkauft. Im März hat sich der Münchener Unternehmer Heinz Hermann Thiele, Firmenpatriarch des Autozulieferers Knorr Bremse, mit dem Erwerb von zehn Prozent der arg gebeutelten Lufthansa-Aktien zu deren Großaktionär aufgeschwungen.
Mehr: Die Luftfracht boomt – und setzt auch auf leere Passagierjets.