Lufthansa Sparplan belastet Tarifverhandlungen

Der Start einer neuen Billigfluggesellschaft verunsichert viele Flugbegleiter der Lufthansa und belastet damit auch die anstehenden Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft Ufo kritisierte den Schritt als „kontraproduktiv“.

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Die anstehenden Tarifverhandlungen werden vom Start einer neuen Billigfluggesellschaft überschattet. Quelle: dpa

Frankfurt Der Startschuss der Lufthansa für eine neue Billigfluggesellschaft belastet nach Aussagen von Gewerkschaftschef Nicoley Baublies die anstehenden Tarif-Vermittlungsgespräche. Dass die Lufthansa ihre Pläne kurz vor Beginn der Schlichtung vorgestellt habe, sei "absolut kontraproduktiv", sagte Baublies, Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Lufthansa gießt da Öl ins Feuer." Viele der Flugbegleiter der Kranich-Linie seien verunsichert und fragten derzeit nach, ob sie zur neuen Gesellschaft wechseln müssten.

Die Lufthansa geht ab nächstem Jahr mit einem neuen Billigableger an den Start, der mit preisaggressiven Rivalen wie Ryanair und Easyjet konkurrieren soll. Grundstein der neuen Linie ist die Lufthansa-Tochter Germanwings. Zusätzlich werden die Lufthansa-Verbindung in Deutschland und Europa von dem Newcomer abgewickelt. Ausgenommen sind alle Zubringerflüge nach Frankfurt und München - die beiden Drehkreuze fliegt die Lufthansa auch in Zukunft noch selbst an. Mit dem Konzept erhofft sich Deutschlands größte Airline erhebliche Einsparungen, vor allem beim Personal. Einer der größten Kostenposten sind die Flugbegleiter, von denen die Gesellschaft 2000 braucht. 800 davon kommen von Germanwings - der große Rest, der derzeit noch bei der Lufthansa arbeitet, läuft nach Ufo-Berechnungen Gefahr, bis zu 40 Prozent weniger zu verdienen. Der Konzern versichert, dass niemand gegen seinen Willen zur neuen Gesellschaft wechseln muss.


Gewerkschaft kämpft gegen Billig-Linie

Baublies hält das Argument für fadenscheinig. Die Flugbegleiter, die an kleineren Flughäfen wie Hamburg, Berlin oder Stuttgart stationiert sind, hätten de facto nur die Möglichkeit, entweder zur neuen Fluglinie zu wechseln oder nach Frankfurt oder München umzusiedeln, betonte der Gewerkschaftsführer. "Die haben dort Familien, die können nicht einfach so wegziehen."

Er wiederholte sein Kompromissangebot an die Lufthansa. Die Gewerkschaft sei bereit, ihren Mitgliedern etwas abzuverlangen. Es sei vernünftiger, die Kosten maßvoll bei der Belegschaft von 18.000 Flugbegleitern zu senken als radikal bei einigen wenigen Arbeitnehmern, die bei der neuen Gesellschaft arbeiten sollten. "Es macht für die Lufthansa finanziell Sinn, unser Angebot zu nehmen." Einen genauen Zeitplan für die Schlichtung in dem seit über einem Jahr währenden Tarifkonflikt mit der Lufthansa gebe es noch nicht. Wahrscheinlich sei aber, dass die Gespräche am 27. September aufgenommen werden, sagte er weiter.

Die Schlichtung war vereinbart worden, nachdem Ufo die Lufthansa vor drei Wochen mit Streiks teilweise lahmgelegt hatte. Die Gewerkschaft kämpft nicht nur gegen die neue Günstig-Airline, sondern auch für höhere Löhne. Während die Gewerkschaft fünf Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 15 Monaten fordert, hat die Lufthansa eine Erhöhung um 3,5 Prozent über drei Jahre angeboten.

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