Luxus-Produkte "Viele deutsche Marken sind zu unsexy"

Das Ranking der erfolgreichsten deutschen Luxusmarken zeigt: Luxus hat heute wenig mit Protz zu tun. Die Markenberater Alexander Biesalski und Johannes Spannagl erklären, wie man es als Unternehmen auf diesen Milliardenmarkt schafft und wie sich deutsche Marken von internationalen Konkurrenten unterscheiden.

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Die neuesten Luxusuhren auf der Baselworld
Nomos Minimatik Quelle: Presse
Bifora JB-60 Quelle: Presse
Patek Philippe Calatrava Pilot Travel Time Ref. 5524 Quelle: Presse
Glashütte Original PanoMaticLunar Quelle: Presse
Breitling Superocean II Quelle: Presse
TAG Heuer Carrera Quelle: Presse
MB&F HM3 Megawind Final Edition Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Herr Biesalski, Herr Spannagl, sind teure Luxusprodukte heutzutage nicht peinlich?

Das kommt ganz auf den Kulturkreis an. Im asiatischen Raum oder in Russland demonstriert man gerne mit Luxusprodukten: „Ich kann mir etwas leisten“. Die erfolgreichsten deutschen Luxusmarken hingegen haben nichts mit Protz zu tun.

Sondern?

Mit Handwerk und Qualität. Deutsche Luxusmarken werden gekauft, weil sie sich in Herstellung und Material abheben. Die erfolgreichsten Unternehmen haben es vor allem durch präzise Herstellung nach oben geschafft. Dafür sind die deutschen Anbieter nicht gerade ein Musterbeispiel für ‚Thrill & Entertainment‘.

Zu den Personen

Wie meinen Sie das?

Vielen fehlt die Emotionalität in der Vermarktung. Konkret wird mehr Sex-Appeal und ein mutigeres Design gewünscht. Die luxusaffine Zielgruppe möchte begeistert werden. Stattdessen ist alles viel zweckorientierter.

Das heißt, in Deutschland ist Luxus „rationaler“?

Lifestyle-Trends spielen hier eine geringere Rolle als in anderen Ländern. Deutschland ist das Land der Disziplin und Zurückhaltung – einerseits. Andererseits sind auch die Deutschen empfänglich für sinnliches Erleben

Wir sehen bei Marken wie Porsche jedoch: Rationalität und Emotionalität schließen sich nicht aus – unabhängig davon, ob wir von Uhren, Mode oder Möbeln sprechen.

Was heißt denn Luxus auf das Wohnen bezogen?

Die Menschen wollen nicht mehr nur wohnen, sie wollen in einer Atmosphäre leben, die Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit ist. Gleichzeitig beobachten wir, dass viele sich nach einem Ort sehnen, an dem sie die schnelllebige Welt auch mal vor der Tür lassen können, wir sprechen hier von „Cocooning“. Wohnen wird also wichtiger – das sehen wir an den vielen Neueinsteigern im diesjährigen Ranking.

Die erfolgreichsten deutschen Luxus-Marken

Hier ist mit der Luxus-Betten-Marke Schramm sogar ein Unternehmen im Top-Ranking, das für Außenstehende in der Regel nicht sichtbar ist.

Genau, und so gibt es viele Marken, die gänzlich ungeeignet sind, um nach außen zu protzen. Schramm profitiert als Spezialist für Boxspringbetten von einem rasant wachsenden Marktsegment. Das Motto lautet: Man möchte schlafen wie im Fünf-Sterne-Hotel. Dabei geht es mehr darum, sich mit einem handwerklich exzellenten Produkt zu belohnen. Damit punkten deutsche Luxusmarken, auch international.

Wie haben es die anderen Neueinsteiger geschafft?

Jan Kath hat als höchster Neueinsteiger im diesjährigen Ranking vorgemacht, wie das geht. Er hat den Teppich weiterentwickelt und ihn so als Kultobjekt wiederbelebt. Dagegen hat sich Meissen als Spezialist für Tischkultur mit seiner „Home Collection“, so wie uns scheint, verrannt und vorerst Image eingebüßt.

"Kleidung ist eine Schwäche des deutschen Luxus"

Wie geht es dem Markt generell?

Die Luxusbranche gilt als relativ krisensicher. Noch. Ob und inwieweit diese Auffassung angesichts der Russlandkrise und des verlangsamten Wachstums der chinesischen Wirtschaft Bestand haben wird, werden die nächsten Monate und Jahre zeigen. Die Herausforderungen nehmen in jedem Fall zu. Gleichzeitig sind die Luxusanbieter recht erfolgsverwöhnt: Der globale Markt für Luxusartikel ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.

Das Geschäft ist nach wie vor hochlukrativ. Schauen Sie sich die durchschnittlichen Preisabstände von Luxusprodukten im Vergleich zu den Mainstreamprodukten an: Im Durchschnitt kosten diese fünfmal so viel. Den Spitzenwert erreichen Luxus-Uhren, mit etwa 20 Mal höheren Preisen als die durchschnittlicher Markenanbieter. Das gilt es zu verteidigen.

Die Top 30 der deutschen Luxusmarken.

Warum ausgerechnet Uhren?

Die Uhrenbranche ist beispielhaft für eine Erfolgsgeschichte im deutschen Luxussegment: Luxusuhren „Made in Germany“ stehen für Präzision und Langlebigkeit in Reinkultur. Damit haben sich die Anbieter eine beachtliche Position in einer Branche erarbeitet, die vor einigen Jahren ausschließlich von den Schweizern dominiert wurde.

Welche Rolle spielt Mode im deutschen Luxussegment?

Kleidung ist eine Schwäche des deutschen Luxus. Die Labels zeichnen sich nach wie vor durch hohe Qualität aus – das alleine reicht aber nicht mehr aus. Den Marken fehlt häufig der Wiedererkennungswert. Ein Kleid aus der neuen Kollektion von Chanel oder eine Tasche von Hermès erkennt die luxusaffine Zielgruppe auf den ersten Blick.

In diesen Städten ist der Luxus zu Hause
Schöne Prachtbauten im Grünen: Stuttgart Quelle: Dahler & Company Immobilien
Villa mit Pool Quelle: Dahler & Company Immobilien
Maisonette-Wohnung in Köln Quelle: Dahler & Company Immobilien
Luxus-Apartment in Frankfurt Quelle: Dahler & Company Immobilien
Premium-Wohnen in Hamburg Quelle: Dahler & Company Immobilien
Hamburger Immobilienmarkt Quelle: Dahler & Company Immobilien
Wohnen mit Blick auf die Außenalster Quelle: Dahler & Company Immobilien

Damit gehört Mode leider zu den Lifestyle-Bereichen, die eher schwach von deutschen Marken repräsentiert sind. Junge, aufstrebende Labels, wie zum Beispiel Talbot Runhof, machen aber Hoffnung auf bessere Zeiten.

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