Im Vergleich dazu sind die deutschen Ablösesummen moderat: So schätzt Riebe, dass bei der kürzlich abgeschlossenen Übernahme der Escada-Sport-Filiale an der Münchner Maximilianstraße durch den Outdoor-Ausstatter Stone Island ein Schlüsselgeld von zwei bis drei Millionen Euro geflossen ist. Das bisher höchste Schlüsselgeld in Deutschland spendierte Gucci 2007. Der Modekonzern legte acht Millionen Euro für das von Iris Berben und ihrem ehemaligen Lebenspartner Gabriel Lewy betriebene Café Roma an der Maximilianstraße auf den Tisch. „Das war aber nur möglich, weil die Miete für eine lange Zeit auf dem gleichen Niveau blieb“, sagt Riebe, der das Geschäft begleitete. „Das war eine einfache Rechenfrage: Wie viel können Sie mit einem Café verdienen, wie viel mit der Ablösesumme und dem neuen Mietvertrag? Frau Berben und Herr Lewy mussten nicht drei mal überlegen.“
Die Maximilianstraße ist gemeinsam mit dem Berliner Kurfürstendamm und der Düsseldorfer Königsallee das teuerste deutsche Nobelpflaster. Für ein Ladenlokal von 80 bis 120 Quadratmetern fallen hier monatlich bis zu 250 Euro pro Quadratmeter an, heißt es in einem Marktbericht der Immoblienberatung Comfort. Am Neuen Wall in Hamburg sind es 240 Euro, an der Frankfurter Goethestraße 230 Euro. Durch die hohe Nachfrage sind die Mieten an allen Luxuslagen in den vergangenen Jahren gestiegen. Den größten Mietsprung erlebte zwischen 2010 und 2012 die Goethestraße mit einem Plus von 28 Prozent.
Damit sind die Luxusstraßen jedoch nicht die teuersten deutschen Adressen für Einzelhändler. Noch mehr müssen sie auf den großen Hauptstraßen und Fußgängerzonen der Innenstädte zahlen, wo sich die Massen bewegen. So ist Deutschlands teuerste Einkaufsstraße die Münchner Kaufingerstraße mit monatlich bis zu 350 Euro je Quadratmeter. Norbert Steinke, Chef der Münchner Modemarke Hallhuber, sieht keinen Nachteil darin, dass weniger Laufpublikum seinen Weg zu den Nobeladressen findet. Seine Firma ist gerne an beiden Lagen vertreten. „Ich sage immer, wir bewegen uns zwischen Zara und Prada“, so Steinke. „Die Fußgängerzonen haben zwar eine höhere Passantenfrequenz, dafür geben die Kunden auf den Luxusstraßen aber mehr aus.“
Auf diese kaufkräftige Kundschaft haben es die Luxusunternehmen abgesehen. Gerade betuchte Touristen aus Russland, China oder dem Nahen Osten treiben dort das Geschäft an. „Wir machen 75 Prozent unseres Umsatzes im Ausland“, sagt etwa Dirk Reichert, Chef der Premiummodemarke Laurèl. „Unsere Kunden aus China, den USA oder Japan treffen wir in Deutschland auf Straßen, wie der Königsallee an.“