Luxusuhrenhändler Watchmaster Erst ein Millionenraub, dann die Insolvenz – und jetzt die Rettung?

Mit weißen Handschuhen werden Luxusuhren der elitären Schweizer Uhrenmanufaktur Rolex in einem Schaufenster platziert Quelle: dpa

Nach einem spektakulären Einbruch in eine Tresoranlage musste der Berliner Online-Uhrenhändler Watchmaster Ende November Insolvenz anmelden. Doch jetzt gibt es neue Hoffnung für das Start-up.

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Es war einer der spektakulärsten Raubzüge der vergangenen Jahre: Am 19. November 2022 drangen zwei Männer in den Tresor einer ehemaligen Privatbank an der Berliner Fasanenstraße in Charlottenburg ein. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie die beiden Täter in Uniformen einer Wachfirma, mit Basecaps und Corona-Masken im Gesicht die Videokameras im Tresorraum mit Farbe besprühen. Anschließend knacken sie rund 1200 Schließfächer – und machen Beute in Millionenhöhe. Denn in den Schließfächern hatte unter anderem der Onlinehändler Watchmaster Uhren gelagert. Angeblicher Verkaufswert: rund zehn Millionen Euro. 

Für das Luxusuhren-Start-up hatte der Einbruch gravierende Folgen: „Der Einbruch in die Tresoranlage und Diebstahl von rund 1000 wertvollen Uhren im November war der zentrale Auslöser der Watchmaster-Insolvenz“, sagt Sanierungsexperte Philipp Hackländer von der Kanzlei White & Case, der vom zuständigen Amtsgericht Charlottenburg als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde. „Das Geschäft lief zuvor zwar nicht kostendeckend und die bestehende Infrastruktur war – wie bei Start-ups üblich – auf Wachstum ausgelegt“, so Hackländer gegenüber der WirtschaftsWoche. Aber: „Die Richtung stimmte - bis die Einbruchsmeldung mitten in eine Finanzierungsrunde platzte.“ Die Nachricht „verunsicherte die Investoren, mit denen das Management zu diesem Zeitpunkt Gespräche zur weiteren Finanzierung des Unternehmens geführt hatte.“

Rund ein Dutzend Interessenten für Watchmaster 

Trotz der Ausgangslage ist der vorläufige Insolvenzverwalter optimistisch, dass es für das Unternehmen weitergeht. „Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, bis März einen Investor für Watchmaster ICP zu finden“, sagte Hackländer der WirtschaftsWoche. „Rund ein Dutzend Interessenten haben sich bereits gemeldet, darunter auch strategische Bieter, die sich für das Unternehmen als Ganzes beziehungsweise die einzelnen Töchter interessieren.“

Das 2015 gegründete Start-up für gebrauchte Luxusuhren beschäftigte zuletzt rund 75 Mitarbeiter an Standorten in Berlin, Paris und London und verzeichnete laut der jüngsten verfügbaren Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 einen Jahresfehlbetrag von 3,7 Millionen Euro. Dennoch sieht Hackländer den Zweitmarkt für Luxusuhren als „attraktives Geschäftsfeld“, insbesondere „da die Lieferzeiten für bekannte Marken und Modelle extrem lang sind und nur äußerst geringe Stückzahlen an Fachgeschäfte geliefert werden.“

Die Berliner würden sich zudem von anderen Anbietern von gebrauchten Luxusuhren abheben. „Unter anderem werden die Uhren direkt vom Unternehmen angekauft und anschließend weiterverkauft“, sagt Hackländer. Das sei insbesondere für Wiederverkäufer wichtig, die auf ihre Anonymität bedacht sind. So sollen klassische Händler oft versuchen, den Weiterverkauf von Luxusuhren zu unterbinden, beispielsweise indem entsprechenden Kunden keine neuen Modelle mehr zugeteilt werden. Mit Watchmaster als zwischengeschaltetem An- und Verkäufer lassen sich entsprechende Deals nicht mehr ohne weiteres nachvollziehen, was die Plattform für Reseller offenbar interessant macht.      

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Polizei und Landeskriminalamt suchen unterdessen weiter nach den Tätern. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat für Hinweise, durch die die Tatverdächtigen überführt werden können, eine Belohnung von bis zu 5000 Euro ausgesetzt. Privatpersonen wollen zusätzlich 20.000 Euro als Belohnung beisteuern. 

Damit ließe sich dann sogar der nächste Einkauf bei Watchmaster finanzieren. Eine gebrauchte Rolex „Explorer II Steve McQueen“ gibt’s dort momentan für 24.999 Euro. 

Lesen Sie auch: Diese Insolvenzen hielten Deutschland 2022 in Atem.

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