Marlboro-Konzern Philip Morris schließt Zigarettenproduktion in Berlin

Philip Morris schließt Zigarettenproduktion in Berlin Quelle: dpa

Es wird viel weniger geraucht. Das bekommt auch Philip Morris zu spüren. Nun zieht der Marlboro-Konzern Konsequenzen und stellt Ende 2019 die Zigarettenproduktion in Berlin ein. Über tausend Mitarbeiter sind betroffen.

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Der Tabakkonzern Philip Morris will die Zigarettenproduktion in seinem Berliner Werk beenden. „Die Veränderung des Konsumentenverhaltens erfordert eine deutliche Reduzierung der Produktionskapazitäten“, sagte der Vize-Präsident EU Manufacturing bei Philip Morris International, Mark Johnson-Hill, am Dienstag. Der Plan ist, die Produktion zum 1. Januar 2020 einzustellen.

Nach Unternehmensangaben soll es für etwa 950 der rund 1050 Mitarbeiter „faire und sozialverträgliche Lösungen“ geben. Rund 75 Jobs sollen am Standort verbleiben, weitere 25 Arbeitsplätze sollen nach Dresden und Gräfelfing verlagert werden.

Zuletzt hatte der Tabakkonzern Anfang des Monats mit seiner Kritik an den deutschen Plänen für ein umfassendes Tabakwerbeverbot auf sich aufmerksam. Jörg Waldeck, Geschäftsführer in Deutschland, sagte vor drei Wochen der Deutschen Presse-Agentur: „Wir sind gegen ein totales Tabak-Außenwerbeverbot.“ Es wäre dann sehr schwierig, neue Produkte einzuführen, sagte er. „Verbraucher könnten sich nicht mehr über bessere Alternativen informieren. Das behindert die Transformation zu einem weniger schädlichen Tabakkonsum.“

Die Union hatte angekündigt, das internationale Abkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Tabakwerbeverbot umzusetzen. Dieses sieht das Verbot von Plakatwerbung und eine Einschränkung der Kinowerbung für Tabakprodukte vor. E-Zigaretten und womöglich auch sogenannte Tabakerhitzer sollen demnach aber ausgenommen werden. Verboten ist Tabakwerbung etwa schon in Radio und Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften.

Dagegen hatte sich Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery bei der geplanten Erweiterung des Werbeverbots dafür ausgesprochen, es sollten auch E-Zigaretten und sogenannte Tabakerhitzer erfasst werden. Die große Koalition dürfe nicht auf halbem Weg stehen bleiben, sondern müsse endlich Nägel mit Köpfen machen, hatte der Präsident der Bundesärztekammer im April dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt. Notwendig sei ein umfassendes Werbeverbot für alle Rauchprodukte. Die gesetzliche Krankenversicherung müsse Milliarden aufwenden, um die Folgen des Rauchens zu bekämpfen.

Philip-Morris-Deutschlandchef Waldeck sagte, die Zulässigkeit der Werbung sollte sich künftig am Schadstoffgehalt von Tabakprodukten orientieren. Der Rauch einer Zigarette enthalte Nikotin sowie viele schädliche Chemikalien. Diese Toxine seien die Hauptursache von mit dem Rauchen in Zusammenhang stehenden Krankheiten. Philip Morris entwickle alternative Produkte zu Zigaretten, die Nikotin enthalten, aber keinen Rauch erzeugen. Dabei geht es um Erhitzungen von Tabak.

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