Matratzen von Emma Kunden unzufrieden – nun soll Emma auch noch in den USA vor Gericht

Jeder braucht eine Matratze. Anbieter wie Emma verdienen deshalb gut an den Schlafunterlagen. Quelle: Presse

Das Matratzen-Start-up Emma wächst kaum noch. Die Kunden schimpfen derweil über mangelnden Service. Und nun verwickelt ein US-Konkurrent das Erfolgsunternehmen in einen Markenrechtsstreit.

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Fotos von Dennis Schmoltzi und Manuel Müller zeigen die beiden Gründer meist tiefenentspannt: in Schlafzimmern, auf Bettkanten, in weichen Matratzen versunken. Die Bettszenen erklären sich leicht: Schmoltzi und Müller haben ihr Frankfurter Start-up Emma zu einem der größten Matratzenanbieter Deutschlands gemacht. Auch die entspannte Gelassenheit war lange gerechtfertigt: Es ging gemessen am Umsatz konstant nach oben mit Emma, mal um dreistellige Prozentbeträge, im Jahr 2022 noch um mehr als ein Drittel.

Mittlerweile aber stößt Emma auf Schwierigkeiten – und womöglich auch auf die Grenzen des Wachstums. Bewertungsseiten quellen über vor verheerenden Beurteilungen für den Service des Unternehmens. Und in den USA muss Emma nun vor Gericht um seinen vermutlich wichtigsten Vermögenswert kämpfen: die eigene Marke.

Emmas Problem in den USA: Es gibt auf dem dortigen Möbelmarkt noch eine Emma. Das New Yorker Unternehmen SSTL verkauft Sitzgruppen, Schlafzimmermöbel und mehr unter dem Namen Emma Mason. Emma aus Deutschland schlage Kapital aus der Bekanntheit von Emma Mason in den USA, behauptet das amerikanische Unternehmen in einer im Februar eingereichten Klage vor einem Bundesbezirksgericht in New York. Der Matratzenhersteller von Schmoltzi und Müller nutze die Marke Emma in den USA illegal, „um Konsumenten zu verwirren“.

Die Emma-Gründer: Dennis Schmoltzi und Manuel Müller. Quelle: Presse

Ob das sein kann? Das US-Markenamt hat die Marke Emma Mason im April 2016 registriert. Das deutsche Unternehmen Emma ist älter: Es existiert seit Ende 2015. Allerdings nutzte der Möbelhändler SSTL den Namen Emma Mason in den USA offenbar schon zuvor – laut der Markenanmeldung seit dem Jahr 2012. Den Antrag auf Registrierung der Marke reichte das Unternehmen im Juli 2015 ein.

SSTL jedenfalls fordert vor Gericht, Emma aus Deutschland die Nutzung des Namens in den USA zu verbieten – und Schadensersatz noch dazu. Eine Emma-Sprecherin sagt auf Anfrage, das Unternehmen kenne die Klage, sei bislang aber nicht vorgeladen worden. Im Übrigen kommentiere der Matratzenanbieter keine laufenden Verfahren.

Emma gehört zu den erfolgreicheren deutschen Start-ups – zumal das Unternehmen nach eigenen Angaben 2023 im sechsten Jahr in Folge profitabel war. Die Mehrheit an dem Matratzenanbieter hält seit dem Jahr 2020 der Familienkonzern Haniel.

Emma: unzufriedene Kunden

Sollte Emma in den USA tatsächlich nicht Emma heißen dürfen, wäre das aber nicht der erste Rückschlag für das mittlerweile recht erwachsene Start-up. In den vergangenen Monaten bremsten heftige Servicemängel das Unternehmen: Kunden verteilten auf Bewertungsseiten reihenweise Beurteilungen mit Überschriften wie „Nie wieder“, „Finger weg“ oder „Kann nur abraten“. Die Kunden beklagen vor allem monatelange Lieferzeiten für Matratzen. Und sie schimpfen, der Kundendienst sei kaum zu erreichen.

Viele Emma-Kunden warteten wochenlang auf ihre Bestellungen, bestätigt der Rechtsanwalt Sebastian Hofauer: „Manche stornieren schließlich ihre Bestellung – und müssen dann noch einmal viele Wochen auf die Erstattung ihrer Zahlung warten.“ Juristisch sei die Sache eigentlich einfach: Wenn ein Kunde seine Bestellung storniere, habe das Unternehmen zwei Wochen Zeit, vorab gezahltes Geld zurückzuüberweisen. Auf Zahlungsaufforderungen komme von dem Unternehmen aber oft keine brauchbare Reaktion. „Im Fall von Emma hilft es oft nur, einen Vollstreckungsbescheid zu erwirken oder Klage einzureichen.“

Falsche Volksweisheiten rund um den Schlaf

Gemessen an seinen früheren Erfolgen ist Emma im vergangenen Jahr denn auch kaum noch gewachsen: nach eigenen Angaben um 13 Prozent auf 962 Millionen Euro Umsatz. Schmoltzi und Müller versprechen, den Service nun zu verbessern. Die Lieferschwierigkeiten bezeichnet Emma auf Anfrage als „Folge eines technischen Systemwechsels bei gleichzeitig hoher Nachfrage nach unseren Produkten“.

Beschwerden von Emma-Kunden sind längst auch bei Verbraucherschützern zum Thema geworden. Peter Lassek, Rechtsanwalt bei der Verbraucherzentrale Hessen, sagt, die „technischen Probleme“ erschienen „etwas vorgeschoben“. Beschwerden über Emma gebe es schließlich schon seit „längerer Zeit“. Und es wirke doch „suspekt“, dass „trotz technischer Probleme der Absatz durch vielerlei Rabattaktionen auf der Homepage weiter angekurbelt wurde“.

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Emma kurbelt weiter – und das öfter auch offline: Das Unternehmen kündigte vor wenigen Tagen an, in diesem Jahr zehn neue Ladengeschäfte in europäischen Ländern zu eröffnen. Derzeit betreibt Emma Geschäfte in Köln und Den Haag. Der Laden in Köln ist bei Google mit 1,8 von fünf möglichen Sternen bewertet. Das Hauptthema in den Kundenkommentaren: das lange Warten auf die bestellte Matratze.

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