Matti Niebelschütz Aufstieg, Fall und Neustart des MyParfum-Gründers

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Offline ist die neue Hoffnung

Deutschlands beste Onlinehändler
Platz 10: Shop-ApothekeMit 74,5 von 100 möglichen Punkten schafft es Shop-Apotheke knapp unter die zehn besten deutschen Online-Shopts. In die Platzierung fließt die Bewertung von Versand und Lieferung, Benutzerfreundlichkeit, Sortiment, Service, Preis-Leistungsverhältnis, Websitegestaltung und Bezahlweise mit ein. Quelle: Studie des Instituts für Handelsforschung "Erfolgsfaktoren im E-Commerce - Deutschlands Top Online-Shops". 11 Branchen und insgesamt die 100 umsatzstärkten Online-Händler wurden untersucht. In der Erhebung wurden mehr als 10.000 Konsumenten ab 16 Jahren in Deutschland befragt. Quelle: Screenshot
Platz 9: Gerry WeberDas Modelabel erreicht 74,6 Punkte. Innerhalb der Top Ten entscheiden zum Teil Zehntel über den Rang. Nur drei der zehn besten Online-Shops des letzten Jahres können sich behaupten und schaffen es auch 2013 wieder auf die vorderen Plätze. Quelle: Screenshot
Platz 8: Medpex74,8 Punkte erreicht die zweite Versandapotheke unter den Top Ten. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln bemerkt: "Was früher echte Begeisterungsfaktoren waren, sind heute schon Basisfaktoren, mit denen sich kaum ein Shop mehr von der Konkurrenz abheben kann." Die Konkurrenz ist hart der Markt extrem dynamisch. Quelle: Screenshot
Platz 7: Hugo BossDie Deutschen lieben es Mode über das Internet zu bestellen. Hugo Boss scheint bei der Gestaltung seines Online-Shops vieles richtig gemacht zu haben. Endergebnis: 74,8 Punkte. Quelle: Screenshot
Platz 6: EspritDie Modemarke erreicht 74,9 Punkte und schafft damit den Sprung in die Top Ten problemlos. Im Vorjahr war sie noch nicht dabei. Shops aus der Modebranche schafften es in diesem Jahr besonders häufig unter die besten zehn. Quelle: Screenshot
Platz 5: BurberryUnd noch ein Anbieter von Markenkleidung. Der Burberry-Shop gefällt den Nutzern noch besser als Esprit oder Gerry Weber. 75,1 Punkte erreicht der deutsche Ableger der britischen Kultmarke. Quelle: Screenshot
Patz 4: JavariDas Modeportal bietet vor allem Schuhe und Handtaschen und ist in diesem Jahr ebenfalls zum ersten Mal unter den Top Ten zu finden. Javari ist eine Amazon-Tochter und soll hierzulande gegen Zalando antreten. Den Befragten scheint es zu überzeugen. Zalando schafft es in der Auswertung nach Einzelbranchen nur auf den zweiten Platz. Javari gelingt mit 75,2 Punkten der Sprung auf Platz vier des Gesamtrankings. Quelle: Screenshot

März 2013 Niebelschütz stellt beim Amtsgericht den Insolvenzantrag. Er ist 27 und pleite. Er nutzt die Zeit zum Nachdenken; versucht, einen klaren Kopf zu bekommt – und gelangt nach nur einer Woche zur „Erkenntnis, dass ich weiter ans Geschäftsmodell von MyParfum glaube“.

August 2013 Dem Gestrauchelten gelingt es, bei seinem Bruder und anderen genügend Geld aufzutreiben, um bei der Versteigerung durch den Insolvenzverwalter MyParfum zurückzukaufen. Er will so schnell wie möglich ein Atelier eröffnen, in dem Konsumenten und Händler seine Parfüms direkt riechen und anfassen können, „als Showroom für unser Duftsystem“.

September 2013 Doch für gescheiterte Gründer ist der Neustart in Deutschland schwer. Neun von zehn Dienstleistern, die hierzulande die Zahlung per Kreditkarte im Internet anbieten, lassen Niebelschütz mit der Begründung abblitzen, dass er als Pleitier wieder Geschäftsführer sei. Einzig die Postbank willigte ein, allerdings erst nach langen Telefonaten und viel persönlichem Einsatz. Ähnliche Probleme hat Niebelschütz, als er für MyParfum ein Bankkonto eröffnen will. Und für den Showroom muss er eine Kaution von sechs Monatsmieten hinblättern plus 15 000 Euro Risikoprämie aufgrund seiner Pleite.

Oktober 2013 Es ist so weit, zum zweiten Mal. MyParfum hat das neue Ladenlokal in der Reinhardtstraße in Berlin Mitte bezogen. Hinter dem Empfangstresen stapeln sich die weißen MyParfum-Versandschachteln. In der Mitte des Raums steht die „Duftbar“, wie Niebelschütz sagt: fünf große Flakons mit Grunddüften, sowohl für Männer als auch für Frauen, darum herum 48 kleinere Flakons mit sechs Duftnoten von Amber bis Zeder. Aus ihnen kann sich der Kunde seinen eigenen Wunschduft zusammenstellen. Niebelschütz ist zuversichtlich, mit der „Duftbar“ ein „wichtiges Element“ gefunden zu haben, „um unser Internet-Geschäftsmodell auch in die Offline-Welt zu übertragen“.

Januar 2014 Niebelschütz hat aus seiner Pleite gelernt und macht die einstige MyParfum-Mitarbeiterin Carina Stammermann, eine Betriebswirtin, zur Geschäftsführerin. Er selbst tritt ins zweite Glied und kümmert sich um die Produktentwicklung und neue Geschäftspartner.

Ostern 2014 Niebelschütz nutzt die Feiertage zur inneren Einkehr. „Wir wollten bestimmt zu schnell zu viel“, sagt er. „Aber das war ein unternehmerisches Risiko, das wir bewusst eingegangen sind – das gehört eben als Unternehmer dazu.“ Für solch große Worte hat er eine einfache Erklärung: „Gefühlt hat mich erst die Erfahrung rund um Aufstieg, Fall und Wiederaufstehen von MyParfum geistig erwachsen werden lassen.“

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