McDonald's in der Krise Billig geht das Geschäft zugrunde

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McDonald's leidet auch unter der der Ukraine-Krise

Heute ist das Japan-Business ein Sanierungsfall. Casanova schnitt sich in ihrer Not die Haare kurz, wie es viele Topmanagerinnen in Japan tun, um in der Männerwelt Respekt zu gewinnen. Ihre Strategie zielt jetzt auf günstige Familienmenüs und lokale Zutaten wie Käse aus Hokkaido. Bisher blieb der Erfolg aus.

McDonald’s ist in Russland Sinnbild westlicher Kultur. Darum ging die Regierung auf dem Höhepunkt der Ukrainekrise gegen die Kette vor und schloss mehrere Restaurants, wegen angeblicher Verstöße gegen die Qualitätsauflagen für Lebensmittel. Die Verbraucherschutzbehörde überzog 200 der 500 Niederlassungen mit Razzien; Politiker forderten die Betreiber auf, das Land zu verlassen. Im Eifer von Patriotismus und Antiamerikanismus war die Botschaft klar: McDonald’s ist unpatriotisch.

Dort reagierte man mit einer Kampagne, die im Westen eher lächerlich wirken würde: Die Burgerbrater zelebrieren ihre Liebe zum Gastland in geradezu patriotischen Werbeaktionen. McDonald’s sei nicht bloß ein US-Unternehmen, sondern von Russen für Russen gemacht. „Jeder von uns sollte sich in den Spots wiedererkennen, deshalb haben wir sie aus Minigeschichten zusammengestellt“, sagt Iwan Dergachew, Art Director bei Leo Burnett, der zuständigen Werbeagentur. Als Soundtrack laufen russische Rock-Evergreens.

Einkommen der McDonald’s Kunden

Erstaunlicherweise hat McDonald’s den Sturm überstanden. Chamsat Chasbulatow, der die 500 Filialen recht eigenständig betreibt, will nun alle Zutaten komplett aus heimischer Produktion beziehen und vor allem in Sibirien 50 neue Restaurants eröffnen. 2014 machte das Land mit 1,7 Milliarden Dollar etwa 6,5 Prozent am Gesamtumsatz aus; das ist nicht wenig für ein Land in der Rezession. Laut Unternehmensangaben schafften es 20 russische Filiale unter die Top 100 des internen Umsatzrankings. Das klassische US-Menü zieht hier ohne aufwendige Anpassungen die Kunden zuverlässig in die Restaurants.

In Brasilien gehör McDonald's zum Alltag

Glutenfreies Brot? Laktosefreie Milch? Fleisch von glücklichen Kühen? Keine Eier aus Massentierhaltung? Alles Ansprüche, die die Russen (noch) nicht interessieren.

Immer ist das Ziel McDonald’s – und das schon seit vielen Jahren: Gilvan Nacimento, 32, führte seine spätere Ehefrau hierher zum ersten Mal aus, er kehrt hier ein, wenn er seinen Sohn belohnen will oder sich die Familie mal richtig was gönnen will. Für ihn wie viele andere Brasilianer der nordöstlichen Metropole Salvador gibt es nur ein Ausflugslokal: McDonald’s.

Es geht Nacimento gar nicht so um den Burger oder die Fritten – er isst eigentlich viel lieber Pizza. Es geht ihm, dem Berufskraftfahrer aus armen Verhältnissen, um das Ritual: Zu McDonald’s in die Shoppingmall zu gehen, das heißt, es geschafft zu haben. Man verdrückt nicht mehr im Stehen an der Bushaltestelle einen Hotdog, sondern sitzt bei McDonald’s, wo das Essen zuverlässig ist, die Angestellten uniformiert sind und hinterher die Tische mit Alkohol abwischen. Hier treffen sich soziale Aufsteiger wie Nacimento ebenso wie die wohlhabenden Studenten der Jeunesse Dorée, selbst sein Chef, Besitzer einer Busflotte, geht hier mittagessen.

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