
Die Zeiten, in denen Konsumenten hauptsächlich einen Gebrauchtwagen beim Autohändler vor Ort kauften, sind vorüber. Fast die Hälfte aller Gebrauchtwagen-Interessenten sucht mittlerweile auf einem spezialisierten Auto-Online-Marktplatz nach einem Fahrzeug. Nur noch ein Drittel informiert sich im stationären Handel und nicht einmal jeder Zehnte nutzt Inserate in Zeitungen. Das ist das Ergebnis einer Studie zu digitalen Kleinanzeigenmärkten der Unternehmensberatung McKinsey, die der WirtschaftsWoche Online exklusiv vorliegt.
Demnach sind in Deutschland diejenigen Anbieter auf Online-Kleinanzeigenmärkten marktführend, die sich auf eine Produktkategorie wie Autos oder Immobilien spezialisiert haben. In Ländern wie Frankreich und Norwegen dominieren Plattformen, die unterschiedliche Produktkategorien anbieten.
Überraschend ist, dass sich in Deutschland immerhin noch mehr als jeder Fünfte mit gedruckten Kleinanzeigen über Wohnungen und Häuser informiert. Während 55 Prozent der Befragten ihre Recherche auf digitalen Marktplätzen beginnen, suchen 20 Prozent über Suchmaschinen und soziale Medien nach Immobilien.
Die beliebtesten deutschen Händler
Die Beratungsfirma OC&C hat 30.000 Kunden in neun Ländern befragt. Die hier gezeigten Ergebnisse beziehen sich auf Deutschland. Die Kunden wurden unter anderem zu Preisen, Qualität, Service und Markenvertrauen befragt. Maximal waren 100 Punkte zu erreichen, ein Wert von mehr als 75 gilt als „sehr gut“.
Stand der Veröffentlichung: Dezember 2014.
eBay
Online-Auktionshaus
Indexwert: 79,3 (plus 1,9 Punkte gg. Vorjahr)
Kaufland
Lebensmittel
Indexwert: 79,4 (plus 2,2 Punkte gg. Vorjahr)
Müller
Drogerie
Indexwert: 79,8 (minus 0,2 Punkte gg. Vorjahr)
Globus
Lebensmittel
Indexwert: 79,9 (plus 1,8 Punkte gg. Vorjahr)
Thalia
Bücher
Indexwert: 80,3 (minus 0,7 Punkte gg. Vorjahr)
Douglas
Drogerie
Indexwert: 80,4 (minus 0,7 Punkte gg. Vorjahr)
Rossmann
Drogerie
Indexwert: 80,8 (plus 1,1 Punkte gg. Vorjahr)
Breuninger
Mode
Indexwert: 80,8 (plus 7,5 Punkte gg. Vorjahr)
Amazon
Multisortimenter
Indexwert: 85,0 (plus 2,4 Punkte gg. Vorjahr)
dm
Drogerie
Indexwert: 86,5 (plus 2,3 Punkte gg. Vorjahr)
Wenn es um wertvolle Einzelstücke – wie etwa Kleinmöbel und Antiquitäten – geht, dann hat die digitale Suche die Zeitung nahezu vollkommen verdrängt: 94 Prozent der Befragten geben an, nach solchen Raritäten im Internet zu suchen.
Momentan dominiert noch der Online-Marktplatz für gebrauchte Produkte. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 19 Milliarden Euro damit erwirtschaftet. Zwei Drittel der deutschen Konsumenten beginnen auf digitalen Marktplätzen mit ihrer Suche nach Gebrauchtem, danach folgen erst Suchmaschinen und sozialen Medien. Aber das kann sich auch schnell ändern: "Obwohl wir in Deutschland in einigen Kategorien sehr starke Marktführer haben, ist der Markt weiterhin sehr dynamisch", sagt Thomas Schumacher, Experte für digitale Themen bei McKinsey. Vor allem soziale Medien entwickelten sich zum Teil zu einer Konkurrenz für Online-Marktplätze.
Handel
Das beste Beispiel dafür ist Norwegen: Dort wurden bereits mehr als 3.500 lokale Facebook-Gruppen gegründet, in denen gebrauchte Artikel verkauft werden – und das, obwohl es einen sehr erfolgreichen Online-Marktplatz gibt, den 95 Prozent der Befragten kennen.
Die Unternehmensberatung McKinsey befragte für ihre Studie mehr als 10.000 Konsumenten in elf Ländern, darunter Deutschland, Norwegen, Frankreich und die USA, wie sie nach Gebrauchtem recherchieren und analysierte die Entwicklung von Online-Marktplätzen. Allein in Deutschland wurden 1000 Kunden befragt.