Media Markt und Saturn Mehr Geiz wäre geil

Mit ihren Töchter Media Markt und Saturn ist Ceconomy Europas größter Elektronikhändler. Doch die Geschäfte laufen mäßig. Nun plant Vorstandschef Karsten Wildberger eine Onlineoffensive – und er muss die Kosten senken.

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Wenn sich am Mittwochmorgen die Ceconomy-Aktionäre zur digitalen Hauptversammlung von Europas größtem Elektronikhändler treffen, dürfte Ernüchterung herrschen. Der Aktienkurs der Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn dümpelt bei 2,60 Euro dahin. Zuletzt hatten zwar Übernahmegerüchte für Aufsehen gesorgt, doch deren Substanz scheint fraglich. Die britische Investmentbank Barclays hat Ceconomy nach den jüngsten Quartalszahlen jedenfalls auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 1,60 Euro belassen. Und auch die Analysten der Ratingagentur Moody's senkten jetzt ihre Bonitätsbewertung. Die Herabstufung der Ratings spiegele „die schwachen operativen Margen des Unternehmens, die Verschlechterung der Kreditkennzahlen und die begrenzte Generierung von freiem Cashflow wider“, teilte die Ratingagentur mit. Kurzum: Ceconomy steckt weiter in der Krise, auch wenn Unternehmenschef Karsten Wildberger das etwas anders sieht. 

„Trotz Krieg und Krise: Wir haben geliefert. Wir sind gewachsen. Wir haben uns nach vorn entwickelt“, wird Wildberger am Mittwochmorgen bilanzieren. Das geht aus seinem vorab veröffentlichten Redemanuskript zur Hauptversammlung hervor. 

Der frühere E.On-Manager ist seit Mitte 2021 als Vorstandschef an Bord und hatte schon im vergangenen April einen „strukturellen Befreiungsschlag“ für Ceconomy angekündigt. Damals war ein langwieriger Gesellschafterstreit beigelegt worden. Die Gründerfamilie Kellerhals hatte eine direkte Beteiligung an Ceconomy übernommen. Der Deal sollte die Komplexität im Konzern reduzieren, hieß es. Doppelte Führungsstrukturen würden beseitigt und Entscheidungen beschleunigt werden. Trotzdem lief das vergangene Geschäftsjahr durchwachsen.

So konnte Ceconomy zwar den Umsatz von 21,4 auf 21,8 Milliarden Euro steigern. Dabei profitierte das Unternehmen von einer Erholung seines stationären Geschäfts, das stark unter der Coronapandemie gelitten hatte. Dazu kamen Zuwächse im Servicegeschäft etwa mit Reparaturdienstleistungen, das den Anteil am Gesamtumsatz um einen Prozentpunkt auf 6,2 Prozent steigerte. Unter dem Strich verdiente Ceconomy mit 126 Millionen Euro allerdings deutlich weniger als im Vorjahr mit 222 Millionen Euro. Die Gewinnmarge liegt damit bei homöopathischen 0,6 Prozent – und muss dringend steigen, um Investoren und Geldgeber bei Laune zu halten.

Sie befürchten, dass Maßnahmen von Ceconomy zur Verbesserung der operativen Margen „durch steigende Betriebskosten und eine schwache Verbraucherstimmung behindert werden“, wie es Moody's formuliert. Wenn die Erträge aber schwächeln, müssten eigentlich die Kosten runter. Oder getreu dem früheren Saturn-Werbeslogan: Mehr Geiz wäre geil.

Wird die Marke Saturn wegfallen? 

„Wir lassen die Themen Kosten, Profitabilität und Liquidität nicht aus den Augen“, beteuert denn auch Vorstandschef Wildberger in seinem Redemanuskript. Konkret will er beispielsweise das Onlinegeschäft ausbauen. Die „nächste Zielmarke“ sei ein E-Commerce-Anteil von 30 Prozent am Gesamtumsatz, kündigt Wildberger an. Zuletzt lag der Anteil bei 25 Prozent. So will Wildberger das Onlinemarktplatzangebot mit externen Anbietern erweitern und in weiteren Ländern starten, wodurch zugleich das eigene Sortiment gestrafft und die kostspielige Lagerhaltung reduziert werden können. Über den Marktplatz „erweitern wir unser Sortiment, ohne selbst ins Warenrisiko gehen zu müssen“, so Wildberger. „Ende 2022 hatten wir bereits rund 900 Reseller auf unserer Plattform, die insgesamt 700.000 Produkte anbieten.“ Potenzial sieht Wildberger auch im Retail-Media-Geschäft, bei dem Markenhersteller gegen Gebühr Produktwerbung in Webshops oder Apps der Elektronikketten schalten.

Ob das ausreicht? Immer wieder tauchten zuletzt Gerüchte auf, Media Markt und Saturn könnten verschmelzen. Wobei die ‚Verschmelzung‘ wohl eher auf einen Abschied von der Marke Saturn hinauslaufen würde. Im Ausland hat der Konzern den Schritt bereits vollzogen, dort tritt im Kampf um Konsumenten nur noch Media Markt an. Im deutschen Heimatmarkt nähern sich die beiden Marken eher sukzessive weiter an. So sollen gemeinsame Werbekampagnen Synergien im Marketing heben und das Produktangebot in allen Media-Markt- und Saturn-Märkten sowie in den Online-Shops wurde zuletzt eng verzahnt.

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Das Profil beider Marken sei inzwischen kaum mehr zu unterscheiden, sagt ein früherer hochrangiger Manager. Ein Schlussstrich und Abschied von Saturn wäre daher nur folgerichtig und die Schließung zahlreicher Doppelstandorte wirtschaftlich sinnvoll. Bis zu 50 Filialen in Deutschland könnten in dem Szenario wegfallen, Hunderte Jobs gestrichen werden. 

Dass es dazu kommt, hält aber auch der Ex-Manager „momentan“ für unwahrscheinlich. Vermutlich werde es in den kommenden Monaten eher auf ein paar überschaubare Sparmaßnahmen hinauslaufen. Und auf die Hoffnung, dass das Elektronikgeschäft wieder Fahrt aufnimmt. Irgendwann. 

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